1.Könige 8,59 Tageweise

Seitdem ein bekanntes Ehepaar aus dem Paradies geflogen ist, ist neben vielem auch die Zeit ein Feind des Menschen geworden, denn sie ist (wie z.B. auch der Erdboden) verflucht, d.h. sie ist unter die Gewalt des Teufels geraten.

Darum leiden wir heute unter der Tyrannei der Zeit.

Diese Tyrannei macht sich besonders da bemerkbar, wo wir Zukunft haben.

Wo wir wissen, dass Zukunft kommt, aber nicht, was sie bringt.

Und weil wir Abbilder Gottes sind, haben wir die Fähigkeit zur Kreativität und zu Phantasie, und darum stellen wir uns vor, was in der Zukunft alles passieren wird.

Der Fachbegriff dafür heißt „Sorgen“.

Darunter fällt auch, dass Menschen über 60 sich ständig Sorgen machen, ob sie nicht Alzheimer kriegen oder ein Pflegefall werden, und Menschen über 25 sich Sorgen machen über ihren Arbeitsplatz und die Raten. Also nicht einzelne Sorgen, sondern prinzipielle, immerwährende.

Das ist die Tyrannei der Zeit. Dass Zukunft kommt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche, aber was sie bringt, ist völlig unsicher.

Und gegen diese Tyrannei der Zeit hätte man gerne eine Sicherheit.

Dass alles gut wird. Im Voraus.

Damit man beruhigt ist. Sich nicht soviel Unruhe macht.

Oder zu gut deutsch: Dass Gott uns heute schon gibt, was wir in der Zukunft brauchen. Dann haben wir es schon, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

Salomo widerspricht in 1.Könige 8,59, indem er sagt, dass Gott den Gläubigen helfen solle, und zwar „die Sache eines jeden Tages an ihrem Tag“.

Das für heute heute.

Das für morgen morgen, nicht schon heute.

Unsere Sicherheit darf nämlich nicht darin bestehen, dass wir Dinge haben.

Die Sicherheit darf auch nicht darin bestehen, dass wir Sicherheit haben.

Unsere Sicherheit muss darin bestehen, dass wir Gott haben.

Und dass wir Gott vertrauen, dass er uns an jedem einzelnen Tag in der Zukunft genauso liebt wie heute.

Gottes erster Wunsch ist eine aktive Beziehung zu uns. Und eine Beziehung kann man nur in der Gegenwart leben. Man kann eine Beziehung nicht morgen leben.

Gott möchte nicht unsere Lebensversicherung sein, die uns zusichert, dass sie uns an einem bestimmten Datum eine bestimmte Summe auszahlen wird.

Gott möchte unser Freund sein, jeden Tag neu.

Und er möchte, dass wir darauf vertrauen, dass er unser Freund sein will.

Und wenn Gott am 19.Oktober 2030 mein Freund sein will, dann brauche ich mir wegen dem 19. Oktober 2030 keine Sorgen zu machen.

Jeder Tag, der kommen wird, wird ein Tag mit Gott sein.