1.Könige 16,2+7 erzürnen und das Gegenteil

„Erzürnt“ haben sie Gott. Die Israeliten und ihr König. „Zum Zorn gereizt“.

Wenn das aber geht – wenn man Gott so grundsätzlich verärgern kann – dann müsste doch auch das Gegenteil gehen: Dass man Gott erfreuen kann. Und in der Folge: Dass Gott sich freut.

Es ist eigentlich nicht denkbar, dass ein Wesen, das Modell gestanden hat für den Menschen, dass das starke Gefühle nur in eine Richtung hat. Denn so kennen wir das ja auch beim Menschen: Wer starke Gefühle nach unten hat, dessen Ausschläge nach oben sind ebenfalls bemerkenswert.

Und auch andersrum: Wer wenig Freude kennt, kennt auch die ganz tiefe Traurigkeit nicht.

Im Gottesbild der Menschheit ist Gottes starker Zorn vertreten, seine Freude aber nicht. Der Volksmund sagt zwar beim Donner, dass Gott jetzt grollt, sagt aber bei schönem Wetter nicht, dass das jetzt ein Zeichen dafür ist, dass Gott sich freut.

Das unlustige Gottesbild, das man hat, liegt natürlich zum Teil auch daran, dass die Bibel über die Freude Gottes wenig sagt. Sie sagt etwas darüber, was Gott liebt, und sie sagt etwas darüber, wovon Gott fasziniert ist. Aber wenn gejubelt wird, dann sind es die Engel, nicht Gott.

Selbst im Neuen Testament, wo es in Lukas 15 über die Freude geht, die im Himmel ist, wird Gott nicht erwähnt.

Die Lösung dürfte in folgenden Punkten zu finden sein:

  • Da die Engel im Auftrag Gottes handeln und die Stimmung im Himmel wiedergeben, kann man die positive Gefühlslage Gottes vermutlich an den Engeln ablesen.
  • Die Freude Gottes ist vermutlich tiefer und gründlicher als die Freude des Schalke-Fans über ein Tor. Folglich wird auch der Ausdruck der Freude Gottes ein anderer sein. Wer von Gott ekstatische Jubeltänze erwartet, ist vielleicht auf dem falschen Freudenlevel.
  • So wie man den Zorn Gottes nicht an rauchendem Himmel oder sonstigen Brachialzeichen erkennt, sondern an den Maßnahmen, die Gott ergreift (Leben verkürzen, Segen wegnehmen, Schutz verweigern), so erkennt man die Freude Gottes auch nur an den Maßnahmen, die Gott ergreift (Liebe, Segen, Offenheit, Entgegenkommen, Geschenke). Wenn Gott also Segen wegnimmt, ist das Ausdruck seines Zorns, wenn er Segen gibt, ist das Ausdruck seiner Freude.

Fazit

Man kann Gott nicht nur verärgern, man kann ihn auch erfreuen. Wenn Ihnen am Wochen­ende mal langweilig ist, versuchen Sie es einfach mal. Ob es gelungen ist, erkennen Sie am Segen.