1.Könige 20,35+36 misslungene Überflüssigkeit

Hätte man auch weglassen können.

Diese Geschichte einer misslungenen Aufforderung.

Trägt zum Verlauf der weiteren Geschichte nichts bei.

Eine Aufforderung Gottes, jemanden zu schlagen, deren Nichtbefolgung zum Angriff eines Löwen führt.

Sollte auch nicht zum weiteren Verlauf der Geschichte beitragen.

Sollte vielmehr dem heutigen Leser klarmachen, wie ernst Gott sein Wort nimmt.

Gute Gründe

Oh ja, der zweite Prophetenjünger hatte gute Gründe, den ersten nicht zu schlagen:

Wenn schon die Königin versucht, die Propheten zu töten, müssen sich doch die Propheten nicht auch noch gegenseitig schlagen.

Und seit wann bitte entspricht das Schlagen von Propheten dem Willen Gottes?

Also das ist doch unanständig.

Wenn er geschlagen werden will, soll er sich jemand anderen suchen. Ich will nicht, dass man hinterher von mir sagt …

Noch gutere Gründe

Ahab hatte gute Gründe, Ben-Hadad nicht zu töten:

Im Norden wuchs das Reich der Assyrer zu einer Großmacht heran. Da war es nicht nützlich, im Nordosten einen weiteren Feind sitzen zu haben.

Hingegen war es sehr nützlich, im Nordosten einen Verbündeten sitzen zu haben, der ein erstes Bollwerk gegen die Assyrer war.

Und wer sich militärisch rüsten will, braucht Geld. Dauerhafte Einnahmen kamen aber aus dem Handel, nicht aus der Plünderung Syriens. Ein gutes Handelsabkommen mit Syrien war viel Geld wert.

Und im Süden hatte man ja auch einen Feind sitzen: König Asa von Juda. War schon gut, wenn der sich nicht mit den Syrern gegen Israel verbünden konnte.

Und letztlich ist Krieg immer teurer als Frieden, und diplomatische Koexistenz ist immer ertragreicher als Feindschaft.

Schlechte Gründe

Leider gibt es keine guten Gründe, den Willen Gottes nicht zu tun.

Jeder gute Grund wird, wenn er dem erklärten Willen Gottes entspricht, sofort zum schlechten Grund.

Man kann sich auch nicht darauf herausreden, dass die Anweisung Gottes, den Propheten zu schlagen, absonderlich war.

  • Abraham sollte seinen Sohn opfern, den Träger der göttlichen Verheißung.
  • Gideon sollte alle aussortieren, die auf eine bestimmte Art und Weise tranken.
  • Hosea sollte eine Prostituierte heiraten (Hos 1,2).
  • Jona sollte in Ninive predigen.
  • Jesaja sollte seinen Sohn “Schnell Raub eile Beute“ nennen (Jes 8,2).
  • Jeremia sollte nicht heiraten (Jer 16,2). Und sollte in hoffnungsloser Lage ein Feld kaufen (Jer 32).
  • Hesekiel musste 390 Tage auf der linken Seite liegen (Hesekiel 4,4). Und er sollte das Brot mit dem Brennstoff Menschenkot backen (Hes 4,12).

Die Botschaft an uns

Wenn Gott schon keine Gnade kennt mit einem Propheten (also einem, der sein Leben Gott geweiht hat), wenn dieser sich dem Wort Gottes widersetzt, was glauben dann weniger fromme Menschen, wie Gott auf ihren Ungehorsam reagieren wird?

Wenn Gott „schlagen“ sagt, und ein Prophet sieht es nicht ein und wird darum selber vom Löwen geschlagen, was droht dann einem Gott nicht sehr nahestehenden König, wenn Gott „Ben-Hadad schlagen“ sagt, und er schlägt nicht?

Ersparen Sie Gott Ihre guten Gründe.

Gott erwartet Gehorsam.

Gottes Wort ist keine Speisekarte, aus der man auswählt, was einem plausibel erscheint.

Und Gott reagiert sehr ungnädig auf „gute Gründe“.