2.Könige 2, 19-24 Städteunpartnerschaften

Man nehme: Eine verfluchte Stadt und eine gesegnete Stadt. Dazu Menschen, deren Meinung zu den entsprechenden Städten nicht passt. Und obendrauf einen Gott, der durchgreift. So schreibt man biblische Geschichte!

Denn Jericho war verflucht (Josua 6,26). Diese Stadt sollte nach dem Willen Gottes nicht mehr aufgebaut werden. Nun hatte man sie kürzlich aber doch wieder als befestigte Stadt aufgebaut. Und der Fluch hing noch über der Stadt, denn das Wasser, das ja wohl ursprünglich mal genießbar gewesen war, sorgte für Krankheiten und Fehlgeburten.

Ausgerechnet diese Stadt war nun der erste Ort, den Elisa betrat, nachdem er Nachfolger des Elia und Träger von dessen Mantel geworden war.2.Könige 2,19

Aber die Männer dieser Stadt waren besser als ihr Ruf, und als Elisa nun hier aufschlug, beklagten sie sich bei ihm über das schlechte Wasser. Und das offensichtlich nicht, weil man in der Dorfkneipe halt über so etwas sprach, sondern weil sie hofften, Elisa könne ihnen helfen.

Wobei man sich diese Hoffnung eigentlich hätte schenken können. Die Stadt war von Gott verflucht, da konnte man jetzt nicht Gottes Segen erwarten. Die Stadt hätte überhaupt nicht mehr existieren sollen, da wird Gott ihr jetzt gesundes Wasser geben!

Doch, macht er.

Dass diese Leute Gottes Propheten gleich nach seiner Berufung zum Nachfolger des Elia so ernst nehmen, das belohnt Gott. Man könnte das Verhalten der Leute von Jericho „Umkehr“ nennen. Sie verlangten nicht erst eine Reihe von Wundern als Referenz, bevor sie es Elisa gestatteten, bei ihnen ein Wunder zu tun. (Wie Jahre später die Schriftgelehrten, die Jesus erstmal fragten: „Was wirkst Du?“ in Johannes 6,30). Sondern weil Elisa von Gott war, deshalb wandten sie sich an ihn.

Und so etwas freut Gott so sehr, dass er den Fluch beseitigte. „Nachtragend“ ist keine von Gottes Eigenschaften. Seine Liebe ist immer größer als sein Zorn.

Die andere Stadt

Genau andersherum lief es dann in Bethel. Das war der Ort, wo Jakob die Himmelsleiter gesehen hatte. Schon Abraham hatte hier einen Altar für Gott gebaut, und der Ort heißt nicht umsonst „Haus Gottes“.

Allerdings war nach Gott auch Jerobeam I. hier tätig gewesen. Er hatte in Bethel einen goldenen Stier installiert – Sie wissen schon, so ein Teil, wegen dem Mose noch einmal auf den Berg musste und neue Steintafeln holen musste.

Bethel war also nach wie vor religiöses Zentrum, allerdings unter falschen Vorzeichen. Es gab hier zwar auch eine nicht unbedeutende Prophetenschule. Aber der religiöse Grundton war das goldene Kalb.

Als Elisa jetzt nach Bethel kam, kam ihm auch folgerichtig eine Horde von ca. 100 Jugendlichen entgegen, die ihn verspotteten. (Die hohe Zahl kommt daher zustande, dass die Bären nachher 42 Jugendliche beschädigten. Man muss davon ausgehen, dass einer größere Zahl als die, die von den Bären erwischt wurden, die Flucht gelang.)

Man wird davon ausgehen müssen, dass diese Jugendlichen von irgendwem organisiert worden waren. Ob es Erwachsene waren, die die Kinder vorgeschickt haben, oder ob die Jugendlichen selbst die anderen Jugendlichen angestachelt haben, ist dabei egal. Mit Sicherheit war es nicht so, dass Elisa zufällig an einer Skateboardanlage vorbeikam und die dort zufällig anwesenden Jugendlichen zufällig über ihn gelästert haben.

Der Nachfolger des Elia kommt also nach Bethel, und macht ihm gleich klar, wie man zu ihm steht.

Und zu seinem Gott.

Denn man dachte ja, dass man in der stärkeren Position war. Eine Horde Jugendliche, die gegen einen einzigen (wenn auch recht jungen) Mann pöbeln, die gehen ja kein Risiko ein.

Aber Gott nahm das hier persönlich.

2.Könige 2,24So wie er die Anfrage der Männer von Jericho, die ja eigentlich an Elisa gerichtet war, persönlich nahm und darum das Wasser in Ordnung brachte, so nimmt Gott jetzt diese massive Verspottung des Elisa persönlich und schickt, nachdem Elisa die Spötter verflucht hat, diese zwei aggressiven Bären.

Und zwar ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass diese Kinder ja vermutlich nicht ihre eigene Meinung wiedergaben, die sie durch Nachdenken und intensive Recherche erworben hatten. Die „Schuldigen“ waren ja eigentlich die Erwachsenen.

Nun gut, wenn die Kinder tot oder schwer verletzt sind, sind natürlich die Angehörigen dieser Kinder ebenfalls bestraft.

Wer handelt

Wichtig zu sehen ist hier, dass jedesmal Gott der Handelnde war.

Man denkt falsch, wenn man den Angriff auf die Kinder auf Elisas Rachsucht oder Eitelkeit zurückführt.

Das Schöne, das man hier sieht, ist, dass Gott die Menschen ernst nimmt. Sowohl diejenigen, die seinen Segen wollen, als auch die anderen, die Gott und seine Mitarbeiter für schwach, unfähig und leichte Beute halten.

Das Entsetzliche, das man hier sieht, ist, dass Gott die Menschen ernst nimmt.

Später, bei Jesus, wird eine richtige Formel daraus: Nämlich dass der Mensch das bekommt, was er glaubt. Relativ grenzenlos, weil bei Gott alle Dinge möglich sind.

Diese Regel galt natürlich zur Zeit des Elisa schon genauso, aber die Schreiber der Bibel hatten das noch nicht so formuliert.

Und Gott handelt ohne Ansehen der Person. Er schaut wirklich nur den Glauben an. Sowohl bei den Einwohnern von Jericho als auch bei den Jugendlichen von Bethel. „Vergangenheit“ oder irgendeine Zugehörigkeit, die man negativ werten könnte, zählen bei Gott nicht.

Somit haben Sie also die freie Wahl, wie Sie mit Gott umgehen wollen.

Bitte wählen Sie.