Hesekiel 9 Vers 8

Gott schickt zuerst den göttlichen Sekretär, um alle die in Jerusalem zu kennzeichnen, die Gott treu sind. Das sind aber scheinbar nicht viele.

Hinter dem Sekretär gehen die Mordengel, die alle umbringen, die nicht vom Sekretär gekennzeichnet sind. Die also Gott nicht treu sind.

Als Hesekiel die Menge der Getöteten sieht, reagiert er völlig verzweifelt: Hes 9,8

8 Und es geschah, als sie erschlugen und ich <allein> übrig blieb, da fiel ich nieder auf mein Gesicht und schrie und sagte: Ach, Herr, HERR! Willst du den ganzen Rest Israels vernichten, indem du deinen Grimm über Jerusalem ausgießt?

Eigentlich könnte es Hesekiel ja egal sein. Er selbst hat das Massaker überlebt. Und die anderen tragen ja nur ihre eigene Verantwortung.

Also eigentlich geht es Hesekiel doch nichts an. Hesekiel gewinnt nichts, wenn die Gottlosen am Leben bleiben. Und wenn man bedenkt, wie sehr sich Hesekiel über die Gottlosen schon geärgert hat, wird seine Verzweiflung über Gottes Massenmord noch unverständlicher.

Aber der große Verdienst von Hesekiel ist es, dass er von Gott her denkt.

Hesekiel denkt Gottes Gedanken.

Und Gottes Idee mit der ganzen Welt war doch eigentlich, dass Gott in Liebe und Harmonie mit Menschen zusammen leben konnte. Diese Idee war im Paradiesgarten gescheitert, aber Gott hatte sie noch nicht aufgegeben.

Und diese Idee wollte Gott jetzt durch die Gemeinde verwirklichen, in diesem Fall durch Israel. Ja, es war schon angekündigt, dass es noch eine Änderung geben würde. Dass Gott das jetzige System durch ein noch Besseres ersetzen würde.

Aber es würde bei Gemeinde bleiben. Und diese neue Gemeinde würde aus Israel erwachsen und aus nichts anderem. Gott hatte definitiv keinen Plan B.

Und wenn jetzt Gott die Gemeinde zerstörte, dann würde es für Gottes Plan keine Zukunft geben.

Das würde es nie wieder das geben, was die Christen „Heil“ nennen.

Dann würde es nie mehr die Chance einer Einheit zwischen Gott und Menschen geben.

Dann hätte der Teufel gesiegt. Vielleicht nicht im Himmel, aber im Universum.

Dann wäre der Arme für immer verloren.

Dann hätten die Roma vom Balkan, die im momentan herrschenden europäischen Gesellschaftssystem absolut keine Chance haben, auch nicht mehr die Chance, auf einer anderen Ebene ein lebenswertes Leben zu leben.

Aber wer am meisten unter diesem Ergebnis leiden würde, wäre Gott. Der die Menschen eben doch irgendwo liebt. Und dessen Plan für die große Liebe zwischen Gott und Menschen dann kaputt wäre.

Und darum interveniert Hesekiel hier. Weil Hesekiel Gott liebt. Und weil Hesekiel Gottes Plan nicht nur deshalb liebt, weil der für die Menschen die meisten Vorteile bringt. Sondern Hesekiel liebt Gottes Entwurf, weil es eben Gottes Entwurf ist.

Und wenn es Gottes Entwurf gewesen wäre, dass der Neptun von hellgrünen Hunden bewohnt wird, hätte Hesekiel dieses Plan auch geliebt. Weil er Gott liebte.

Und so kann man natürlich heute dem Untergang der Gemeinde neutral gegenüberstehen und sagen, wenn Gemeinden halt nicht funktionieren, werden sie eben Opfer des religiösen Marktes und gehen unter.

Aber Gott hat keinen Plan B. Gott hat die Zukunft seines Planes an die Gemeinde gebunden. Gott kann nicht die Gemeinde aufgeben und ins Internet ausweichen.

Die Gemeinde ist vielleicht ein unfähiger Haufen. Das mag sein. Aber sie ist Gottes einzige Methode, um den Menschen Heil anzubieten. Lebenswertes Leben. Hoffnung auf Zukunft. Es gibt keinen Plan B.

Und weil ich Gott liebe, liebe ich die Gemeinde.

Nur deshalb. Wie Hesekiel.

Und im Vers 11 meldet dann der himmlische Sekretär: Doch, es sind welche übrig. Es waren welche da, die man kennzeichnen konnte. Es geht weiter. Es gibt Hoffnung.