Jeremia 32 + 33 Äcker kaufen, jede Menge

Also da haben Sie sich jetzt wirklich überschätzt.

Soviel Macht und Einfluss haben Sie nicht.

Darum musste Jeremia ja den Acker kaufen.

Weil da Menschen gemeint haben, Sie könnten Gottes Pläne manipulieren.

Dabei war es doch Gottes Idee, die Israeliten aus Ägypten zu befreien und ihnen ein eigenes Land zu geben.

Schon damals hatten die Gläubigen kein Mitspracherecht.

Wenn man die gefragt hätte, die hätten verlangt, dass Gott den Pharao absetzt und sie dann selber Pharao werden.

Nein, es war allein Gottes Plan, und es war auch allein Gottes Durchführungskonzept. Wüste und Feuersäule und Manna und das Gesetz – alles allein Gottes Idee. Da hat kein einziger Gläubiger die Hand gehoben und gesagt: „Ich habe da eine ganz super Idee: Wir bitten Gott, dass er uns ein religiöses und staatliches Gesetz gibt, an das wir uns dann halten!“

Nein, der Entwurf war von Gott gewesen und die Durchführung letztlich auch, und um das deutlich zu machen, hatte Jeremia jetzt diesen Acker kaufen müssen.

Denn die Gläubigen zur Zeit des Jeremia hatten gedacht, sie könnten bestimmen, wie der Laden laufen soll.

Die hatten tatsächlich gedacht, sie könnten bestimmen, wie Glaube funktioniert und wie gelobtes Land aussieht.

Was den Glauben anging, hatten sie ihn ein bisschen moderner gemacht, hatten ihn ein bisschen erweitert mit ein paar Gottheiten, die besser in die aktuelle Zeit passen.

Wobei es noch viel geschickter geht: „Wir glauben an die Bibel.“ Die Pharisäer zur Zeit Jesu war nicht die letzten, die Gott durch sein Wort ersetzt haben. Denn das Wort haben sie in der Hand, das können sie in die richtige Richtung auslegen. Über Gott aber hat man so gar keine Kontrolle.

Doch genau dieser Gott war jetzt im Begriff, die Dächer, auf denen die Gläubigen dem Baal und der Himmelskönigin geopfert hatten, zu verbrennen und die dazugehörenden Häuser gleich mit.

Denn es war von Anfang an Gottes Idee gewesen.Jeremia 32

Das Ganze war Gottes Projekt.

Und diese Leute meinten nun, sie könnten es zu ihrem Projekt machen, und sie könnten Gott eine Rolle in diesem ihrem Projekt zuweisen.

Darum machte Gott das Projekt jetzt kaputt. Er schickte Nebukadnezar und dessen riesige Armee, und es würde kein Stein auf dem anderen bleiben.

Damit war das Projekt dieser Leute kaputt.

Und Gott ließ Jeremia einen Acker kaufen, um deutlich zu machen: Gottes Projekt war keineswegs kaputt.

Gott hatte beschlossen, zu segnen, und er würde segnen.

Nur eben nicht diese Leute.

Gott wollte ein Volk haben, das sein Volk war, und er würde so ein Volk haben, aber diese Leute würden nicht dazu gehören.

Der blöde Gedanke

Das war doch schon an sich ein blöder Gedanke, dass man sagt: Wir zwingen Gott für sein Projekt unsere Bedingungen auf.

Im Grunde war man ja nicht gegen das gelobte Land. Ganz im Gegenteil, man wollte selbstverständlich drin wohnen bleiben, und der Gedanke, dass man jetzt durch Nebukadnezar daraus vertrieben werden sollte, der gefiel den Leuten gar nicht.

Aber das gelobte Land, das sollte doch irgendwie ein bisschen mehr uns dienen. Es sollte ein bisschen mehr zu uns passen. Und so ein Gott, den man nicht sehen kann und der so einseitig ist in seinen Auffassungen – wie sollen wir das denn unseren Kindern und den Nachbarvölkern erklären?

Man ist ja nicht gegen Gemeinde und gegen das Reich Gottes als solches. Man will diese Dinge unbedingt, was sollte man denn ohne Gemeinde und Reich Gottes anfangen?

Aber die Gemeinde müsste doch ein bisschen besser zu uns passen. Zu unseren Bedürfnissen. Was sollen wir mit einem Reich Gottes, das unsere Bedürfnisse nicht abdeckt?

Und darum drehen wir ein bisschen an der Schraube mit dieser absoluten Hingabe. Donnerstags Hingabe! Das ist weltfremd und unpraktisch, und wir haben Donnerstags wirklich was anderes zu tun.

Und Gott, der muss sich dann anpassen. Den zwingen wir dann, Gemeinde zu bauen mit Leuten, die 50% Hingabe machen.

Denn was soll Gott sonst machen? Er muss die Christen ja nehmen, wie sie sind.

„Kauf einen Acker“, sagte Gott zu Jeremia, „damit sie wissen, dass ich segnen will und segnen werde, aber nicht sie.“

Bibelinterpretation

Wir interpretieren die Bibel so, wie sie zu uns und zu unserem Weltbild passt.

Wir sagen einfach: Gott hat diese Bibelstelle so und so gemeint. So wie wir es halt verstehen, wie es uns einleuchtet und wie es zu uns passt.

Das bedeutet dann letztlich, dass die Bibelauslegung unser Denken widerspiegelt.

Die Bibel sagt dann das, was wir denken. Denn wir lassen sie einfach nur das sagen, was ohne Probleme in unser Hirn und unsere Haltung reingeht.

Eigentlich sollte die Bibel natürlich sagen, was Gott denkt.

Denn die ganze Sache ist Gottes Idee, Gottes Plan, Gottes Konzept. Es funktioniert letztlich auch nur als Gottes Plan und Gottes Konzept.

Und wenn es in Jes 43,3 heißt „Ich gebe Ägypten als Lösegeld für dich, Kusch und Seba an deiner Stelle.“ Dann darf das auf keinen Fall heißen, dass es offenbar Menschen oder Gruppen von Menschen gibt, die vor Gott praktisch nicht zählen. Die Gott opfert zugunsten seines Volkes; die Gott eigentlich egal sind, die in seiner Zählung keine Rolle spielen.

Das darf es einfach nicht heißen, und wir werden schon eine Auslegung finden, die unsere Gedanken über Gottes Gedanken bezüglich Ägypten, Seba und Kusch wiedergibt.

Und da erwarten wir dann selbstverständlich, dass sich Gott nach unserer Auslegung seines Wortes richtet und dass Gott im Nachhinein sein Wort so gemeint hat, wie wir es zu akzeptieren bereit sind.

Kauf einen Acker, Jeremia! Ich werde segnen, aber nicht diese Leute, die meine Gedanken in ihre verwandeln!“

Einfach nicht machen

Manchmal sagt Gott etwas, das nicht in unser Leben oder unseren Glauben passt.

Und jetzt, passen Sie auf, einfacher Trick: Wir machen das einfach nicht, was Gott an dieser Stelle sagt.

Wir tun einfach so, als hätten wir das nie gehört oder gelesen.

Und wenn uns dann doch jemand mit viel Nachdruck auf dieses eine spezielle Wort Gottes hinweist, dann sagen wir „Ooops! Das haben wir ganz übersehen!“ und tun ganz überrascht und werden es auch weiterhin nicht tun und den Spruch mit dem „Ooops!“ dann beim nächsten Mal grad wieder benutzen.

1. Korinther 14,1

eifert aber nach den geistlichen Gaben, besonders aber, dass ihr weissagt!

Nein, das machen wir einfach nicht.

Und dann bleibt Gott ja nichts anderes übrig, als mit uns so zu arbeiten, wie wir nun mal sind. Wir zwingen Gott dann, weil wir das mit den geistlichen Gaben nicht können, auf eine andere Art und Weise mit uns zu arbeiten.

Und Gott ist ja allmächtig, der kann das. Da muss man sich keine Sorgen machen.

„Kauf einen Acker, Jeremia! Denn ich werde mein Reich bauen, aber nicht mit diesen Leuten!“

Mein Gott und ich

Verdienst im KriegLetztlich dreht sich diese ganze Sache mit Gott und dem Segen ja um mich.

Der Mittelpunkt meines Lebens mit logischer Weise ich. Wer sonst. Es ist ja mein Leben, noch dazu mein einziges.

Und wenn dieses Leben nicht funktioniert, dann leide ich. Dann geht es mir schlecht. Solche Zustände gehen mich also extrem an. Es ist wichtig, dass solche negativen Zustände aufhören.

Von daher ist es nur logisch, dass ich Gottes Verheißungen und das mit dem Segen zuerst einmal auf mich anwende.

Ja, noch prinzipieller: Dass ich alle Bibelstellen zuallererst auf mich anwende. Zumindest die mit den Verheißungen. Die mit den Segensankündigungen.

Natürlich würde ich niemals sagen, dass es nicht so wichtig ist, ob Gott eine bestimmte Person in Vietnam segnet. Niemals würde ich so etwas sagen. Aber wenn Gott mich nicht segnet, was nutzt mir dann der Segen irgendeiner Person in Vietnam?

Also Gott kann durchaus diese Person in Vietnam segnen, da habe ich ja gar nichts gegen, aber wenn Gott diese Person in Vietnam segnet und mich nicht …

Wenn ich Gott um etwas bitte, und diese Person in Vietnam bekommt es, und ich bekomme es nicht …

Oder mal so prinzipiell:

Jesus ist doch gekommen, um mich zu erlösen. Ja, alle anderen auch, aber der Service nützt mir doch nichts, wenn er an mir vorbeigeht.

Jesus liebt doch mich. Ja, die anderen auch, aber was nützt mir das, wenn er die anderen mit Liebe überschüttet, und ich merke nichts von Gottes Liebe.

Diese ganze Sache mit Gottes Plan und den Verheißungen und dem Segen und der Erlösung, die ist zu erst einmal auf mich bezogen. Das muss mir dienen und mir helfen und mich segnen.

Die ganze Sache muss zu meinem Vorteil sein. Danach darf sie dann auch zum Vorteil von irgendwem anders sein, da hat ja niemand was dagegen. Aber der erste Bezugspunkt bin ich, weil der Glaube sonst ja irgendwie sinnlos ist. Wenn ich keine Vorteile davon habe, was soll das dann?

„Kauf einen Acker, Jeremia, denn ich werde meinen Plan durchführen und werde meine Absichten umsetzen, aber nicht mit diesen Leuten.“

Zusammenfassung

Wir Menschen haben natürlicherweise Vorstellungen darüber, wie das Leben und die Welt und alles andere zu gehen und zu funktionieren hat.

Das ist nicht zu kritisieren und auch notwendig, denn man muss ja wissen, was man will. Wenn man nicht weiß, was man will, werden es andere wissen, und man Opfer oder Sklave der Entscheidungen anderer Leute.

Zu wissen, was man will, ist also mal nicht schlecht.

Das führt allerdings dazu, dass Jeremia einen Acker kauft, wenn man nicht zugleich in Betracht zieht, dass Gott auch etwas will.

Und rein zeitlich gesehen, will Gott schon etwas länger etwas als ich etwas will.

Und von der Größe des Ziels her betrachtet will Gott etwas Größeres als ich es will.

Gottes Horizonte sind sehr viel weiter als meine, und es ist eine irrationale Illusion zu denken, man könne Gottes Ziele und die eigenen Ziele irgendwie zusammenbringen und sie in Einklang miteinander bringen.

Es handelt sich um den Unterschied, ob ich ein Teil von Gottes Plan bin oder ob Gott ein Teil von meinem Plan ist.

Es ist der Unterschied, ob ich dabei helfe, Gottes Konzept umzusetzen oder ob Gott mir helfen soll, mein Konzept umzusetzen.

Im letzteren Fall, wenn Gott nur als Erfüller meiner Wünsche auftreten darf, wird Jeremia einen weiteren Acker kaufen müssen, um zu zeigen, dass genau das Gegenteil eintreten wird.

Und eigentlich müsste man beim Bibellesen genau bei den Stellen hängen bleiben, die man nicht versteht.

Denn diese Stellen geben vermutlich Gottes Konzept wieder. Und ich verstehe die Bibelstellen deshalb nicht, weil sie zu meinem Konzept von Leben und Glauben und Gott nicht passen.

Wer verhindern will, dass Jeremia einen Acker kauft, der akzeptiere, dass es allein Gottes Konzept, Gottes Plan und Gottes Idee ist.

Und der schaue, ob Gottes Plan nicht in genau den Bibelstellen steht, die ich nicht verstehe, weil sie zu meinem Denken nicht kompatibel sind.