Jesaja 8,16 – wenn alles gesagt ist
Man kann wirklich nicht sagen, dass Gott und Jesaja sich keine Mühe gegeben hätten.
Jesaja hat sogar eines seiner Kinder mit einem Namen versehen, der eine Prophezeiung Gottes darstellte. Hoffentlich ist der Kleine in der Schmetterlingsgruppe im Kindergarten nicht zu sehr deswegen gehänselt worden! (Jes 8,3)
Und dann hatte Jesaja dem König Ahas ein Zeichen freier Wahl angeboten. Ahas hätte das Regnen kleiner grüner Hunde verlangen können oder ein Atomkraftwerk an der Nordgrenze. Gott hätte ihm das alles als Zeichen gegeben. (Jes 7,11)
Aber der König Ahas wollte nicht, dass Gott in seinen politischen Angelegenheiten mitmischt.
Gott sollte sich völlig aus allem heraushalten.
Die gesamte Bildungselite des Landes hielt sich für viel klüger als Gott.
Keine Gängelei
Nun war es ja keineswegs so, dass Gott die Leute mit irgendwelchen kleinlichen Vorschriften gängeln wollte.
Gott wollte Jerusalem und die Gemeinde beschützen.
Schließlich hatte er David sein Wort gegeben.
Gott meinte es in diesem Fall wirklich nur gut.
Aber die Elite des Landes wollte nicht von Gott beschützt werden.
Auch die religiöse Elite nicht.
Exakte Vorhersage
Gott hatte durch Jesaja eine relativ genaue Vorhersage dessen gemacht, was in absehbarer Zeit passieren würde.
Er hatte zusätzlich eine Vorhersage gemacht, die, wie wir heute wissen, erst 800 Jahre später in voller Größe eintreffen würde.
Natürlich hätte Jesaja jetzt immer weiter reden können.
Jahrelang dieselbe Schallplatte abspielen.
Aber das machte keinen Sinn mehr, denn König Ahas hatte offensichtlich schon Geld und Gold nach Assyrien geschickt, und damit war das Unheil für Juda nicht mehr aufzuhalten.
Was also tun?
Irgendwie ging es ja auch um Gottes Ehre.
In diesem Fall darum, dass Gott recht (gehabt) hatte.
Dass Gottes Wort Wahrheit ist.
Dafür musste man das Wort Gottes irgendwie konservieren. Damit man nach dem Eintreffen der Ereignisse belegen konnte, dass Gott genau dieses vorausgesagt hatte.
Und was vielleicht noch wichtiger ist – aber das konnte Jesaja nicht wissen: Dass der Sohn, der Retter, der letzten Endes erst 800 Jahre später kommt, schon damals angekündigt wurde.
(Weil das Prinzip, dass Gott einen Retter schickt, seit Mose zum göttlichen Regelwerk gehört.)
Wir versiegeln
Was in diesem Fall nicht gegangen wäre: Das Manuskript des Jesaja einfach wegwerfen. Wenn niemand die Weisung hören will, dann kommt sie in die blaue Tonne.
Geht nicht, weil: Die Gemeinde ist ohne das Wort Gottes gar nichts.
Sie ist abhängig davon, dass Gott etwas sagt.
Und andersherum: Wenn Gott etwas sagt, ist es wichtig. Gott labert nicht wie ein C-Promi in einer Talkshow.
Noch dazu: Gottes Wort ist Wahrheit. Gott rät nicht. Gott spekuliert auch nicht.
Das heißt: Zu der Weisung wird es ein Ereignis geben, das man möglicherweise nur versteht, wenn man den Text dazu kennt.
In diesem speziellen Fall war das der Überfall der Assyrer auf Juda, bei dem außer der Stadt Jerusalem nichts übrig blieb und wo man sich ansonsten schon hätte fragen können, warum Gott eigentlich auf sein Land nicht aufpasst.
Und im ganz großen Zusammenhang: Warum schickt Gott einen Erlöser – auch ganz zum Schluss, in Person von Jesus.
Und dass die Menschen überhaupt einen Erlöser erwartet haben; oder eben einen neuen König; das hing einzig damit zusammen, dass diese Person angekündigt war. Darum durfte man diese Ankündigung nicht einfach der Tonne anvertrauen. Sondern man musste sie sicher aufbewahren.
Das unangenehme Wort
Nicht zuletzt gibt es viele Leute, die das Wort Gottes gerne verändern würden.
Ja, die gibt es heute immer noch.
Da Gott souverän ist und sich nicht an die Meinung der Menschen anpasst, sagt das Wort Gottes in den meisten Fällen etwas, das man nicht so gerne hören will.
Selbst wenn es eine gute Nachricht ist, wie hier bei König Ahas.
Ganz groß gesprochen ist es der Teufel, der liebend gerne die Kraft und die Wahrheit aus Gottes Wort raushaben würde.
Im Kleinen sind es die Gläubigen, denen der Segen zu anspruchsvoll ist und die Verheißung zu groß und der Glaube zu gewagt. Und die gerne etwas kleineres, übersichtlicheres und risikofreieres hätten.
Etwas, wo sie selbst die Kontrolle haben.
Etwas, das sie einschätzen können.
Etwas, wo sie selbst Ruhm, Ehre und Geld abbekommen und nicht Gott der Handelnde ist.
Aber es soll eben niemand das Wort des Jesaja hinterher falsch wiedergeben können. Niemand sollte hinterher dem Jesaja Worte in den Mund legen können, die er gar nicht gesagt hat. Sondern man sollte wissen, dass der Krieg nur daher kam, dass König Ahas und die Oberschicht nicht auf Gott gehört hatten.
Und man soll wissen, dass Gott einen Erlöser geschickt hat, weil er auf die Klugheit der Menschen nicht setzen mag.
Ungültigkeit
Letztlich wird das Wort Gottes nicht dadurch ungültig, dass man es ignoriert oder in die blaue Tonne wirft.
Die Verheißung wird nicht dadurch aufgehoben, dass man sie nicht glaubt.
Darum sollte man die Ankündigung aufheben. Damit man weiß, was da mit Sicherheit noch kommt.
Und darum wird hier bei Jesaja die Weisung sicher aufbewahrt.
Ob damit auch gemeint ist, dass der schriftliche Text irgendwie in einen Tontopf gesteckt wird (wie die Schriften von Qumran), wird nicht gesagt.
Aber das Wort wird auf jeden Fall den Anhängern des Jesaja (oder Gottes) anvertraut, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie es nicht manipulieren werden.
Ende
Am Ende soll jeder wissen, dass es tatsächlich Gottes Wort war und nicht eine Schnapsidee des Jesaja.
Das ist nicht so dumm, wenn man in der Vergangenheit Beispiele hat, wo Gott geredet hat und wo es offenbar tatsächlich und nachweisbar Gott war.
Darum sollten Sie diese Geschichte von Jesaja lesen: Wenn Sie mal über ein Wort Gottes stolpern, das Ihnen irgendwie blöd vorkommt, dass Sie dann die richtige Entscheidung treffen.