Jesaja 25,6 Die Orgie

   6 Und der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von markigen fetten Speisen, geläuterten alten Weinen.

Gott tritt hier als Gastgeber auf. Und in dem Zusammenhang, in dem das hier steht, kann man sagen: Das ist die letztendliche Absicht Gottes, Gastgeber der Menschheit zu sein. Und war es von Anfang an. Schon im Garten Eden war der Gedanke hinter Gottes Handeln der, dass Gott die Menschen einladen wollte an seinen Tisch.

Und wenn Gott als Gastgeber auftreten will, dann ist das nicht so gemeint, dass Gott ein Potluck ausrichtet, und jeder muss was mitbringen, und wer nicht genügend bringt oder nur die Reste von letzter Woche, der kommt nicht rein.

Das ist ja das Bild, das die meisten Menschen von Gott haben: Dass man immer was bringen muss. Dass man immer was leisten muss. Dass man immer gut sein muss. Dass man Gott gegenüber eine Bringschuld hat.

Aber das war ja schon bei Mose so, dass das Manna und die Vögel ohne irgendwelche Bedingungen kamen. Klar, die Israeliten haben sich über das Manna beschwert, weil das sehr eintönig war, jeden Tag Manna zu essen. Aber das Manna war ja nur die Vorspeise. Es war ein Hinweis darauf, dass da noch viel deftigeres Essen auf den Tisch kommt.

Und so ist das hier beschrieben: Gott lädt alle ein zu einem Mahl von nicht nur fetten Speisen, sondern sogar mit markigen fetten Speisen. Und mit geläuterten alten Weinen, also mit alten Weinen, die man durch ein Sieb hat laufen lassen, damit die Schwebstoffe draußen sind, die sich früher im Lauf der Jahre im Wein gebildet haben.

Das ist nun vielleicht nichts für den Cholesterinspiegel – aber es will sagen, dass Gott das Beste vom Besten für uns auftischt.

Und das macht einen grundsätzlichen Unterschied im Leben, ob ich jemand bin, von dem ständig war gefordert wird, jemand der ständig unter dem Druck steht, etwas bringen zu müssen, oder ob ich jemand bin, der an Gottes Orgie teilnimmt.

Es macht einen grundsätzlichen Unterschied, ob ich etwas leisten muss, damit man mich liebt, oder ob ich mich an den Tisch setzen kann, weil ich geliebt bin.