Jesus finden in Habakuk 3

Einführung in Habakuk

Der Prophet Habakuk beginnt ganz unscheinbar und unauffällig.

Er schreibt das, was alle Propheten schreiben.

Habakuk beschwert sich bei Gott, dass im Reich Gottes das Unrecht und die Sünde herrscht.

Dass man die Weisungen Gottes mit Füßen tritt, für gering achtet, schlicht ignoriert.

Und Habakuk beschwert sich, dass Gott nichts dagegen tut, dass die Sünde sich dermaßen massiv in der Gemeinde ausbreitet.Habakuk 3

Das sind die ersten drei Verse des Buches Habakuk, prophetischer Durchschnitt.

Und das war Habakuks wirklicher Wunsch, dass Gott sich in seinem Volk endlich durchsetzen soll.

Habakuk wollte, dass Gott den Sündern mal zeigt, was eine Harke ist.

Dass Gott irgendein Zeichen macht, damit die Sünder erschrecken und wieder gottesfürchtig werden.

Gott sollte durchgreifen und für Ordnung und Gehorsam in seinem Volk sorgen.

Und dann kam Gottes Antwort.

Gott teilte dem Habakuk mit, dass er die Babylonier schicken wird, also Nebukadnezar, sozusagen als Antwort auf das Gebet des Habakuk.

Die Babylonier kannte man. Das war damals die mächtigste Armee der bekannten Welt, vor denen war nichts sicher, die waren zielsicher, unbarmherzig, gründlich.

Es war klar, dass wenn diese Leute nach Juda und Jerusalem kamen, dass es dann aus war mit Stadt und Land.

Und Habakuk war total erschrocken.

Er hatte sich so ein bisschen Strafe für die Gottlosen vorgestellt, irgend etwas, was so deutlich war, dass sie es verstanden und sich wieder zu Gott hinwandten. Und dass dann sonnige, friedliche Zeiten bevorstanden für Juda und Jerusalem, für die Gemeinde.

Es hätte auch eine landesweite Bekehrung sein können. Verbreitete Gottesfurcht, gegen die die Gottlosen nicht ankamen. Also im Grunde das, um was auch viele Christen heute beten, eine große Erweckungsbewegung oder so etwas.

Aber die totale Vernichtung! Das hatte Habakuk nicht gewollt!

Und vor allem, was ja noch viel schlimmer war: Nicht Prediger und Priester waren die Werkzeuge Gottes, nicht Propheten oder große Gottesmänner, sondern ein gottloser Barbar aus genau der Ecke, wo man schon vor tausenden von Jahren den Turm zu Babel gebaut hatte!

Gott wollte sein Reich durch den Einsatz von Sündern regieren, die sündiger gar nicht sein konnten!

Das war für einen frommen Menschen wie Habakuk eine so entsetzliche Gotteslästerung, allerdings von Gott selbst begangen. Habakuk hält Gott also eine flammende Rede darüber, dass Gott das doch nicht machen kann!

Das ist das Ende von Kapitel 1.

Das Ende von Nebukadnezar

Im zweiten Kapitel erzählt Gott dem Habakuk dann, dass Nebukadnezar und die Babylonier ebenfalls von Gott vernichtet werden. Dass also die Macht der Babylonier nicht ewig sein wird, sondern irgendwann sind die weg, und dann sind die anderen wieder frei.

Die Geschichte bis zum Ende von Kapitel 2 ist also die: Gott zerstört zuerst die Sünder oder die Sünde, und dann zerstört er den, der die Sünder und die Sünde zerstört hat.

Historische Information.

Irgendwie kann es ja nicht sein, dass man uns hier nichts anderes als eine historische Information in Form einer Prophezeiung erzählen will. So dass wir dann hinterher wissen, dass der Nebukadnezar mal über Jerusalem hinweggerauscht ist und bald darauf das Schicksal die Babylonier überrollte.

Dann hätte der Text für uns heute ja keine Bedeutung. Außer wir wären Althistoriker.

Oder anders gesagt: Wenn wir das hätten wissen wollen, hätten wir ein Geschichtsbuch lesen können anstatt der Bibel.

So habe ich mir gedacht:

Spätestens in Kapitel 3 müsste ich jetzt doch den Jesus finden. (Denn ein Kapitel 4 gibt es nicht mehr.)

Weil ich letztlich auch sagen kann: Wenn ich Jesus in diesem Buch nicht finde, den Dreh- und Angelpunkt von Gottes Weltenplan, dann ist es irgendwie fraglich, ob in dem Buch so furchtbar viel für mich drinsteht.

Anwendung

Dass Gott ein Mittel gegen die Sünde in Israel bereitstellt, war nur eine Vorstufe. Am Ende sollte es ja gegen die Sünde in der Welt gehen. Das Mittel gegen die Sünde der Welt ist aber Jesus. Während das Mittel gegen die Sünde in Israel Nebukadnezar war.

Irgendwie kann der Vergleich so aber nicht funktionieren, denn das Mittel gegen die Sünde Israels wurde hinterher zerstört, und Israel war wieder frei. Jesus als Mittel gegen die Sünde der Welt soll ja am Ende nicht zerstört werden.

Aber Jesus kam nicht alleine. Das war ein Doppelpack. Mit Jesus – oder in sehr kurzem Abstand danach – kam auch der Teufel.

Die Offenbarung beschreibt das dadurch, dass in dem Moment, wo das Lamm beginnt, das Buch mit den 7 Siegeln zu öffnen, also Gottes Weltenplan zu offenbaren und umzusetzen, die apokalyptischen Reiter auf Befehl des Himmels loslaufen: Das Gericht, der Krieg, die Hungersnot für Arme und der Tod.

Johannes hat geschrieben, dass das Gericht über die Sünde und damit auch über die Sünder in dem Moment anfing, als Jesus auf der Bildfläche erschien: Johannes 3,19

19Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

In dem Moment, wo Jesus erschien, begann das Gericht über die Sünde und über die Sünder.

1.Petrus 4,17 (ELB)

17Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfängt beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?

Im Neuen Bund kommen gleich zwei starke Personen für das Gericht: Der Teufel für das Gericht hier auf der Erde, und Jesus für das Gericht bezüglich der Ewigkeit.

Vers 8 – Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit

Die erste Frage, die sich in Habakuk 3 sofort aufdrängt, ist die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Habakuk ist erstaunt, aber mittlerweile auch sehr erfreut über die Tatsache, dass Gott wegen der Sünden der Gläubigen die mächtigste Militärmaschine der Welt anrücken lässt.

Das war ja schon im Kapitel 1 die Frage von Habakuk, ob man die Sache nicht ein bisschen niedriger hängen kann. Ob man wegen den vergleichsweise wenigen und geringen Sünden von so ein paar unbedeutenden Leuten in Jerusalem nun tatsächlich so einen Aufwand betreiben muss und zu solchen brutalen Methoden greifen muss. Habakuk 3,8 (ELB)

8Entbrannte dein Zorn gegen die Ströme, Herr, gegen die Ströme, oder dein Grimm gegen das Meer, dass du einherfährst mit deinen Pferden, deinen siegreichen Kampfwagen?

Und diese Frage ergibt sich im Neuen Testament ja genauso:

Gott hat zum einen seinen Sohn gesandt. Aus den Zusammenhängen heraus müssen wir sagen, dass Gott sich selber opfert, um die Sünden der Menschen zu vernichten.

Also Gott hat soviel für diesen Vorgang eingesetzt, mehr wäre gar nicht gegangen.

Da könnte man natürlich schon fragen, ob weniger nicht gereicht hätte und ob so ein großer Einsatz wirklich nötig war. Schießt Gott hier nicht mit Kanonen auf Spatzen?

Zum anderen setzt Gott den Satan auf der Erde aus. Einen globalen Nebukadnezar. Ein Wesen, das so durch und durch böse ist und so perfide und gemein, so brutal und erbarmungslos – musste das wirklich sein, dass man die Erde (und in ein paar Jahren ja auch den Mars) mit derartiger Schlechtigkeit heimsucht?

Jesus in HabakukHätten etwas zartere Methoden nicht auch gereicht, um das Gericht in dieser Welt loszutreten?

Diese Fragen sind natürlich irgendwie rhetorisch, denn wenn Gott es so entscheidet und es so macht, dann wird es schon richtig sein.

Offenbar sieht Gott die Sache so, dass die Stellung des Menschen zu Gott die wichtigste Frage der Menschheitsgeschichte und damit die wichtigste Frage der Welt ist.

Ob der Mensch sich an Gott anschließt, oder ob er sich Gott widersetzt (und damit sündigt), ist in jeder Hinsicht die alles entscheidende Frage.

Das ist eigentlich der einzige Punkt, auf den es überhaupt ankommt.

Infolgedessen setzt Gott auf diesen Punkt alles.

Alle Energie Gottes konzentriert sich auf diese Haltung des Menschen.

Und alle Energie des Teufels ebenfalls.

Für diejenigen, die sich Gott anschließen wollen, gibt es das Beste.

Und für die, die das nicht wollen, das Furchtbarste.

Die verborgene Macht

In den Versen 3 und 4 beschreibt Habakuk das Kommen Gottes, welches das Gericht einläuten soll. Es beginnt damit, dass Gott von oben kommt, von den Bergen, vom Gebirge. Gott kommt nicht von unten, kriecht nicht aus irgendwelchen Löchern und füllt zuerst die Täler, und wer weiter oben wohnt, der kriegt gar nichts davon mit. Habakuk 3,3–4 (ELB)

3Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran. Seine Hoheit bedeckt den Himmel, und sein Ruhm erfüllt die Erde.

4Da entsteht ein Glanz, dem Licht der Sonne gleich, Strahlen ihm zur Seite, und in ihnen verbirgt sich seine Macht.

Gott kommt also, ganz und gar. Es gibt keine Sparerscheinung. Gott kommt vollständig, nicht teilweise.

Aber dann gibt es nur Licht. Das knallt auch nicht wie ein Blitz in das Leben der Menschen, sondern das entsteht.

Es gibt nur Licht. Die Macht Gottes kann man gar nicht sehen. Denn das Licht, so sagt es Habakuk, verbirgt die Macht Gottes.

(Vermutlich deshalb, weil niemand das überleben würde, wenn er die Macht Gottes in voller Größe und Kraft sehen würde.)

Das ist genau das, was wir in Jesus haben: Er ist das Licht der Welt, und das war er auch schon, als er auf der Erde rumlief, aber die Macht Gottes kann man in diesem Licht nicht sehen. Obwohl sie mit Jesus ja da war. In den Wundern und den Heilungen konnte man die Macht Gottes ja direkt sehen – oder nein, man konnte nur ihre Auswirkungen sehen. Welche Macht dahinter steckt, musste man vermuten.

Und das ist nach wie vor unser Problem: Wir sehen das Licht, aber den Rest müssen wir glauben. Wir müssen darauf vertrauen, dass hinter dem Licht etwas ist, was unglaublich groß ist.

Die Reaktion von Habakuk

Ganz zum Schluss des Buches Habakuk erfahren wir noch, wie Habakuk auf der emotionalen Ebene auf das reagiert hat, was er hier von Gott erfahren hat. Habakuk 3,16–19 (ELB)

16Ich vernahm es, da erbebte mein Leib, bei dem Schall erzitterten meine Lippen, Fäulnis drang in meine Knochen, und unter mir bebte mein Schritt. Jetzt will ich auf den Tag der Bedrängnis warten, dass er heraufkommt gegen das Volk, das uns angreift.

Habakuk weiß, dass Nebukadnezar kommen wird – er war vermutlich auch schon einmal da, denn aus der Geschichte wissen wir, dass Jerusalem in dieser Zeit mehrfach von feindlichen Armeen heimgesucht wurde, zuerst waren die Ägypter da, haben den König Josia getötet und seinen ersten Sohn, den Kronprinzen, mitgenommen.

Und danach war Nebukadnezar gekommen und hatte den nächsten König zu Tribut verpflichtet, und als der nicht mehr zahlte, kam Nebukadnezar wieder und setzte einen neuen König ein, und als der dann 10 Jahre später ebenfalls einen Aufstand wagte, machte Nebukadnezar Jerusalem platt und transportierte die Juden ins Exil.

Und irgendwo in dieser Zeit, zwischen den Besuchen von Nebukadnezar, hat Habakuk geschrieben. Und darum wartet er hier nicht mehr auf Nebukadnezar, sondern auf die Vernichtung von Nebukadnezar.

17Denn der Feigenbaum blüht nicht, und an den Reben ist kein Ertrag. Der Ölbaum versagt seine Leistung, und die Terrassengärten bringen keine Nahrung hervor. Die Schafe sind aus der Hürde verschwunden, und kein Rind ist in den Ställen. –

Also die Lage ist schon beklemmend, es ist nicht mehr schön.

Wir leben hier in Deutschland ja recht privilegiert, aber wenn man die Nachrichten schaut oder hört oder liest, dann erkennt man, dass der Teufel längst losgelegt hat, dass das Gericht über die gottlose Menschheit längst im Gange ist, es scheint nur ein bisschen um die Erde zu wandern, es ist nicht immer überall gleichzeitig.

Aber im ersten und zweiten Weltkrieg hatten wir es ja hier bei uns, jetzt ist es gerade in Venezuela und Afghanistan und dem Sudan, aber Corona war auch bei uns. Und die mit dem Gericht verbundenen Umstände treffen auch die Gläubigen. Wenn Krieg ist, ist er für alle, und wenn Wirtschaftskrise oder Diktatur oder eben Corona ist, ist es auch für alle.

Genauso treffen die Begleiterscheinungen des Gerichtes auch Habakuk.

18Ich aber, ich will in dem Herrn jubeln, will jauchzen über den Gott meines Heils.

19Der Herr, der Herr, ist meine Kraft. Den Hirschen gleich macht er meine Füße, und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten.

Diese Reaktion des Habakuk ist genau das, was in Vollmachtsrede Nummer 42 gesagt wurde und in Epheser 5,20 steht. Das Gericht über die Sünde und die Gottlosigkeit findet zwar auch genau da statt, wo die Gläubigen vor sich hin leben, aber es sollte ihre Haltung und ihren Lebensstil nicht beeinflussen.

Das Gericht über alles Böse ist zu Gottes Vorteil, aber dann muss es auch zum Vorteil der Gläubigen sein.

Das Gericht über das Böse kann die Liebe zwischen Gott und den Menschen nicht zerstören.

Zusammenfassung

Habakuk hat im Kleinen das gesehen, was wir heute in einem weltweiten Maßstab vor uns haben.

Und Habakuk hat am Kleinen das verstanden, was für das Große genauso gilt:

Das Gericht gegen die Sünde hat angefangen, der Vollstrecker ist maximal brutal und rücksichtslos, aber er hat genauso wenig Zukunft wie diejenigen, die er bestrafen soll.

Die Gläubigen stecken mitten in dem allen drin, aber weil das Gericht ihnen selbst nicht gilt, spüren sie zwar die Auswirkungen des Gerichts, aber im Endeffekt geht das Gericht spurlos an ihnen vorbei, nein, noch mehr, da die Gläubigen Gott auf ihrer Seite haben, werden sie durch das Gericht gesegnet.

Das müsste man jetzt nur noch glauben, denn sonst wird es nicht passieren.

Habakuk hat es geglaubt, was man daran sieht, dass er sagt: Hab 3,18

18 Ich aber, ich will in dem HERRN jubeln, will jauchzen über den Gott meines Heils.