Joel 3,4 – wann wird sich die Sonne verfinstern?

Sie haben völlig recht.

Sie müssen vorbereitet sein.

Es geht ja nicht, dass sich die Sonne verfinstert, eventuell sogar ohne Vorankündigung, und Sie haben Ihre Taschenlampe nicht dabei, die Akkus nicht geladen, und gerade an dem Tag sind einige Glühbirnen in Ihrem Haus defekt.

Da kann ich Ihnen nur sagen: Es ist gut, dass Sie hier sind.

In diesem Artikel.

Denn ich werde Sie nicht hängen lassen. Bei mir erfahren Sie das genaue Datum.

Nicht so wie bei diesen anderen lausigen Auslegern, die Ihnen erzählen, niemand könne das Datum der beschriebenen Sonnenverfinsterung wissen.Joel 3,4

Und natürlich hoffe ich, dass Sie mich für diese meine Erkenntnis ordentlich bewundern.

Obwohl ich gar nichts Bewundernswertes gemacht habe.

Ich habe einfach nachgeschaut, was der Petrus sagt, wann es sein wird.

Oder anders gesagt: Ich habe in der Bibel geschaut, was die Bibel sagt.

Denn die Bibel wird durch die Bibel ausgelegt. Und nicht durch interessante Spekulationen oder endzeitliche Wunschkonzerte.

Und der Petrus hat in Apostelgeschichte 2,17ff das gesamte Kapitel Joel 3 zitiert und hat gesagt, das alles habe sich an Pfingsten erfüllt.

Nein

Der Petrus hat nicht gesagt: „Die Geistausgießung von Joel 3 hat sich heute erfüllt, aber auf das Verfinstern der Sonne und diese ganzen himmlischen Zeichen wie Blut und Feuer und Rauch müssen wir noch warten.“

Und wenn Sie sich genau erinnern und sehr gründlich nachdenken, dann werden Sie gewahr, dass in Matthäus 27,45 berichtet wird, dass es anlässlich Jesu Kreuzigung 3 Stunden Sonnenfinsternis gab.

Aber diese Finsternis war ja eigentlich auch nur ein Zeichen. Gott hat die Sonne nicht verfinstert, damit die Sonne verfinstert ist. Sondern um zu zeigen, dass gerade der Moment größter Finsternis ist und dass in gewisser Hinsicht die Finsternis über das Licht gesiegt hat.

Ebenso hat auch Joel die Sonnenfinsternis nicht beschrieben, damit hysterische Gläubige über die Wiederkunft des Herrn spekulieren können. Sondern auch Joel hat diese Finsternis als ein Zeichen gebraucht, ebenso wie den blutroten Mond.

Anderenfalls, wenn Joel tatsächlich an ein astronomisches Ereignis gedacht hätte, hätte Gott uns in seinem Wort eine Information gegeben, die für die meisten von uns völlig wertlos ist.

Ob anlässlich des Endes der Welt die Sonne finster wird oder der Colapreis ins Unermessliche steigt oder aller Käsekuchen von großen grünen Käfern gefressen wird, ist eine für uns völlig irrelevante Information.

Selbst wenn wir den letzten Tag der Weltgeschichte tatsächlich selber miterleben würden, wäre diese Information für uns wahrscheinlich nicht viel wert. Wenn der letzte Tag da ist, macht es keinen Sinn mehr, irgendwelche Schlüsse aus der finsteren Sonne zu ziehen. Sie können dann nicht mehr fliehen, Sie können die Ereignisse auch nicht aufhalten, und vielleicht werden Sie sowieso entrückt, dann sind diese Informationen ebenfalls wertlos für Sie.

Nicht für Ihnen

Nehmen Sie bitte zur Erkenntnis, dass Joel gar nicht für Sie geschrieben hat. Zumindest nicht primär. Sekundär schon, dazu kommen wir im nächsten Abschnitt.

Primär hat Joel für die Juden geschrieben. Schlicht deshalb, weil Gottes Meinung zur damaligen Zeit ohnehin niemand anderen interessiert hätte.

Die Sonne, die sich hier verfinstert und der Mond, der blutrot wird, sind zuallererst die jüdische Sonne und der jüdische Mond. Der Tag des Herrn ist in diesem Kontext schrecklich für die Juden, nicht für die Chinesen. Das geht auch aus dem Zusammenhang hervor:

Die Kapitel 1 und 2 beschreiben ein bestimmtes Unheil für die Juden, nicht für die Mayas. Oder, im heutigen Sinne weiter gefasst: Das Unheil droht den Gläubigen, nicht den Ungläubigen.

Darum sagt Petrus in Apostelgeschichte 2, der Tag des Herrn sei schon da, und damit ist die Verfinsterung der Sonne und der blutende Mond bereits Realität. Die Katastrophe ist längst über das Judentum hereingebrochen.

Denn wenn zuerst der Messias kommt, und die Juden nehmen ihn nicht an, sondern bringen ihn um, und danach kommt der Heilige Geist, aber er kommt nicht im Tempel Gottes, und er kommt nicht zum Hohepriester und nicht zum Hohen Rat, nicht zur Priesterschaft und noch nicht einmal zum König -

… Gott kommt, aber er geht zu den anderen: Das ist die größte Katastrophe, die für die Juden passieren konnte.

Und es hilft auch das Argument nicht, dass diejenigen, auf welche diese Feuerzungen kamen, schließlich auch Juden waren. Sie und ich wissen: Es blieb nicht bei den Juden, sondern wurde eine weltweite Bewegungen ohne Ansehen der Person.

Um zurückzukommen auf die Sonne:

Für die Juden und über die Juden hat die Finsternis gesiegt. Das Licht über ihnen leuchtet nicht mehr, sie sind dem Teufel und all seiner Verblendung preisgegeben.

Und auch wenn man bei Vollmond und wolkenlosem Himmel des Nachts eine nennenswerte Beleuchtung hat: Wenn der Mond wie Blut wird, ist selbst das bisschen Leuchtkraft dahin. Und noch mehr: Der Mond war der große Zeitmesser für die Juden. Sie hatten einen Mondkalender, und die Feiertage, in denen Gott geehrt wurde, richteten sich nach dem Mond. Insofern war der Mond für die Juden etwas positives, er wies die Juden hin auf Gottes Handeln, er teilte die Zeit in gottgewollte Zeitabschnitte.

Wenn der Mond wie Blut, oder der Text sagt eigentlich: zu Blut wird, dann ist er am Nachthimmel nicht mehr sichtbar. Blut ist nicht orange, sondern dunkelrot. Die göttliche Zeiteinteilung verliert ihre Bedeutung, verliert ihre Kraft. Im Grunde können die Juden jetzt machen, was sie wollen.

Und das ist die Katastrophe.

Gott will nichts mehr von denen.

Schon in Kapitel 2 kam diese Armee Gottes über die Juden, und die Juden konnten nichts dagegen tun. Auch das war kein Bild für die Assyrer oder die Römer, sondern für die Christen.

Und wann ist nun diese Sonnenfinsternis und der Tag des Herrn?

SchreibtischDas erste Mal erfüllte sich diese Weissagung des Joel an Pfingsten des Jahres 30. Das sagt Petrus in seiner Pfingstpredigt ausdrücklich.

Wenn das aber die einzige Art der Erfüllung wäre, bräuchten wir den Text nicht mehr zu lesen. Das Ereignis ist ja 2000 Jahre vorbei, das hat für uns keine Bedeutung mehr. Für Historiker ist es vielleicht noch interessant, aber wir sind Gläubige und keine Historiker.

Aber der Vorgang, dass wir denken, Gott müsse zu uns kommen, aber Gott geht zu den anderen, dieser Vorgang wiederholt sich in der Weltgeschichte immer wieder.

Der gröbste Vorfall in Europa ereignete sich wahrscheinlich während der Reformation. Als die katholische Kirche selbstverständlich dachte, Gott wäre auf ihrer Seite, und scheinbar war Gott doch eher auf der Seite der Reformatoren. Es geschah (in unserer Sprache) eine Erweckung, aber sie fand nicht bei uns statt, sondern bei den anderen.

Der große und furchtbare Tag des Herrn trifft immer wieder Gemeinden, Kirchen und Gruppen, indem Gott sie verlässt. Das Licht scheint für sie nicht mehr, ihre Feste oder die Einhaltung des Kirchenjahres werden völlig bedeutungslos, der Mond ist blutrot, ihre Ostergottesdienste sind für die Katz. Der, der gesagt hat „ich bin das Licht der Welt“, der leuchtet ihnen nicht mehr.

Die Folgerungen aus diesem Vorgang sind meistens genau die gleichen wie damals bei den Juden: Weitermachen, als wäre nichts gewesen. Wenn die Sonne nicht mehr leuchtet, machen wir selber Licht, und wenn Gott nicht mehr spricht, holen wir halt die alten Geschichten raus und ergötzen uns an dem, was er früher gesagt hat.

Wann also ist die Sonnenfinsternis?

Hoffen wir mal, nicht heute und bei Ihnen. Beten Sie darum, dass Ihre Gemeinde tatsächlich Gott sehen kann und nicht etwa ein Behelfslicht wie die Bibel oder eine Tradition.

Wenn der Heilige Geist bei den anderen wirkt und nicht bei Ihnen, dann sollten Sie besorgt sein. Denn der große, furchtbare Tag des Herrn ist zwar furchtbar, aber er fühlt sich vielleicht am Anfang gar nicht so furchtbar an. Furchtbar sind die möglicherweise unsichtbaren Tatsachen, und furchtbar sind die Konsequenzen für die Betroffenen. Die Tatsache, dass die Abwesenheit Gottes nicht mit dem bloßen Auge sichtbar ist, mildert die entsetzlichen Auswirkung nicht.

Es gibt Hoffnung

Petrus hat den Vers 5 mitgelesen.

Wenn das Unaussprechliche passiert und Gott tatsächlich eine Kirche oder Gemeinde verlässt, gibt es Rettung für die, denen es tatsächlich um Gott geht.

Diejenigen, die tatsächlich Gottes Tempel („Zion“) sind, werden nicht in die Hand des Bösen geraten. Es gibt bei Gott kein „mitgefangen, mitgehangen“. Das galt für die Juden zu Lebzeiten des Petrus, denen trotz des strukturellen Versagens des Judentums ein neuer Weg mit Gott angeboten wurde, und das gilt heute für die Mitglieder untergehender Gemeinden genauso.