Sacharja 14,1-5 das undefinierte Tal

Sacharja 14,1

1 Siehe, ein Tag kommt für den HERRN, da verteilt man in deiner Mitte dein Plündergut.

Wir haben es hier mit einem positiven Tag zu tun: Einem Tag für Gott. In manchen Bibeln steht der Genetiv: „Tag des Herrn“, das sagt aber das gleiche, denn ein Tag, der Gott gehört oder über den Gott regiert, ist ebenfalls ein positiver Tag.

Dieses ganze Kapitel handelt von diesem Tag, und der Tag ist durch das ganze Kapitel hindurch positiv.

Und wann ist dieser Tag?

Dieser Tag ist heute. Er war auch letzten Sonntag, und nächsten Sonntag wird er auch sein. Er war vor 100 Jahren, und in 100 Jahren wird er immer noch sein.

An diesem positiven Tag Gottes verteilt man nicht nur das Plündergut der Gemeinde, sondern man verteilt es sogar da, wo die Gemeinde ist. Also die Sieger oder die Räuber müssen nicht mit der Beute weglaufen, und in ihrem Versteck verteilen sie dann die Beute, sondern die machen das seelenruhig vor Ort, gleich hier, und niemand stört sie dabei.

Das war jetzt die Überschrift. Jetzt kommt die genauere Beschreibung des Vorgangs. Man muss das Geschehen auch genauer beschreiben, weil sonst keiner glauben würde, dass der positive erfreuliche Tag des Herrn mit solchen Ereignissen zusammenhängt. Sacharja 14,2

2 Und ich versammle alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg;

Gott versammelt die ganze Welt zum Krieg gegen seine Gemeinde.

Da sagen die Gläubigen natürlich: „So ein Unfug! Der liebe Gott! Der würde niemals die Feinde der Gemeinde einladen, doch mal einen Krieg zu probieren gegen die geliebte Gemeinde!“

Das haben die Gläubigen schon damals gesagt, als Gott den Nebukadnezar geschickt hat.

Das haben Hiobs Freunde gesagt, die sich nicht vorstellen konnten, dass eine Erlaubnis Gottes dahintersteckt.

Aber hier lädt Gott jetzt nicht einen einzigen babylonischen König zum Krieg gegen seine Gemeinde ein, sondern die ganze Welt!

Den Kapitalismus und die Angst!

Die Weltwirtschaft und die Menschenrechte!

Die Freiheitsbestrebungen und die Selbstverwirklichung!

Die Sicherheit – uh, ganz gefährlich! – und die Krankheiten!

Und die Geladenen lassen sich nicht lange bitten. Die kommen alle.

und die Stadt wird eingenommen und die Häuser werden geplündert. Und die Frauen werden geschändet.

Die Gemeinde verliert den Krieg.

Und die Bilder, die hier gebraucht werden – denn Sacharja wusste ja noch nicht, dass die Mächte, welche die Gemeinde angreifen, nach Jesus nicht mehr die Chinesen und die Mongolen sein werden, sondern ganz andere, viel höher stehende Mächte – Sacharja gebraucht hier also Bilder einer totalen Niederlage nach seinem Verständnis in der damaligen Zeit.

Es gibt keine Waffenstillstandsverhandlungen, keine Bedingungen der Übergabe.

Sacharja beschreibt für die Gemeinde die schlimmste Art von Verlieren, die man sich vorstellen kann. Der Verlust und die Schande sind unvorstellbar.

Und natürlich ist es eine Schande, wenn ein Christ von der Welt überwunden wird.

Und natürlich verliert der Christ alles, wenn er von der Welt überwunden wird.

Und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber der Rest des Volkes wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.

Die Hälfte derer, die im Tempel Gottes angebetet haben, wird von der Welt gefangen werden.

Da hat Sacharja eine ähnliche Durchfallquote, wie sie auch Jesus hatte:

  • bei den klugen und den dummen Brautjungfern liegt die Durchfallrate bei 50%
  • bei denen, die Silberklumpen, also Talente empfangen haben, liegt sie bei 33%
  • beim königlichen Hochzeitsmahl ist die Durchfallquote 50% plus der eine, der dann immer noch falsch angezogen war
  • bei der engen und der breiten Tür ist die Durchfallrate höher als 50%

Mit einer Quote von 50% der Gläubigen, die von der Welt besiegt werden, liegt Sacharja also nicht schlecht.

Der zweite Teil des Krieges

Nachdem die Hälfte der Gläubigen von der Welt gefangen genommen wurden, folgt nun der zweite Teil des Krieges. Auch dieser Abschnitt beginnt zuerst mit einer Art Überschrift: Sacharja 14,3

3 Dann wird der HERR ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie er schon immer gekämpft hat am Tag der Schlacht.

Und jetzt wird beschrieben, wie Gott das machen wird. Wie wird Gott kämpfen?

Erstaunlicherweise geht er überhaupt nicht gegen die Welt vor. Er macht es ganz anders: Sacharja 14,4

4 Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich von seiner Mitte aus nach Osten und nach Westen spalten zu einem sehr großen Tal, und die eine Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen.

Gott steht also da, wo die Gemeinde ist.

Nicht in Andalusien oder in Uruguay, so dass die Gläubigen einen weiten Weg zur Rettung hätten. Sondern da, wo ohnehin der Tempel ist.

Und jetzt macht Gott genau das, was er schon bei Mose gemacht hat: Er schiebt nach rechts, er schiebt nach links, und in der Mitte sind die Gläubigen in Sicherheit.

Nur dass er hier jetzt Berge schiebt: Die Hälfte des Ölbergs nach Süden, so dass ein Wall Richtung Ägypten entsteht, und die Hälfte des Ölberg nach Norden, so dass ein Wall gegen Babylon entsteht.

Und zwischen den beiden Berghälften ist jetzt ein Tal. Sacharja 14,5

5 Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, und das Tal der Berge wird bis Azal reichen.

Also das Tal ist groß genug. Da ist für jeden Platz. Der Schutzraum, den Gott seiner Gemeinde bietet, ist ausreichend.

Und ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Usijas, des Königs von Juda.

Man kann natürlich auch sagen: Ich lasse mich nicht mehr vom Kapitalismus gefangen nehmen, wenn ich 85 bin.

Oder: Ich lasse mich nicht mehr von der Angst gefangen nehmen, wenn ich meine Drittwohnung gekauft habe.

Ich lasse mich nicht mehr von der Sicherheit gefangen nehmen und werde Risiken eingehen, wenn …

Sacharja meint hier: Sofort oder nie.

Wenn Sie in 5 Jahren aus der Sklaverei der Selbstverwirklichung oder des Rechthabens fliehen wollen– das wird nichts.

Mangelnde Definition des Tals

Jetzt haben wir ein Problem: Dieses Tal wird nicht definiert.

Gott schafft also, offenbar direkt da, wo die Gemeinde ist, einen Schutzraum für die Gläubigen.

Also nochmal: Nicht Andalusien und nicht Uruguay. Die Gläubigen müssen nicht durch die Welt irren und den Schutzraum Gottes suchen.

Gott schafft den genau da, wo die Gemeinde ist.

Aber was ist dieser Schutzraum?

Wohin können die Gläubigen fliehen, um nicht vom Kapitalismus weggeführt zu werden?

Wohin können die Gläubigen fliehen, um nicht von der Angst versklavt zu werden?

Offenbar geht die Bibel davon aus, dass die Gläubigen schon wissen werden, wo sie Schutz finden.

Ist ja auch nicht zu übersehen. Ist ja mitten in der Landschaft. Ist genau da, wo Gemeinde ist.

Aber das müssen Sie jetzt selber wissen: Wohin können Sie fliehen, wenn der Zeitgeist hinter Ihnen her ist und wenn die Sicherheit Sie verschlingen will?

Ende der Geschichte

Jetzt sind die Gläubigen also in diesem neu erschaffenen Tal, und jetzt geht die Geschichte zuende:

Dann wird der HERR, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm.

Fertig.

Das wars.

In dem Moment, wo die Gläubigen sich in den Schutzraum begeben haben, kommt Gott zu ihnen und der gesamte Himmel mit ihm.

Also alle Engel und himmlischen Heerscharen und unbeschreiblichen Wesen, die es da gibt, die kommen alle dahin, wo die Gläubigen sind.

Gemeinschaft mit Gott at it’s best.

Damit ist das Ziel erreicht.

Alle die, die sich nicht von der Welt haben gefangen nehmen lassen und die in Gottes Schutzraum in der Gemeinde geflohen sind, die sind jetzt mit Gott und mit allem, was er zu bieten hat, zusammen.

Das war der Sinn der ganzen Aktion.

Mehr wollte Gott nicht: Zusammen sein mit denen, die sich nicht von der Welt gefangen nehmen lassen, sondern bei ihm Schutz suchen.

Und damit Gott dann auch wirklich nur die 100%igen hat, lässt er vorher die gesamte Welt auf die Gemeinde los, um zu testen, wer da nicht 100%ig ist.

Wie Jesus schon zu Nikodemus sagte: Johannes 3,19

19 Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht.