Psalm 82 Stunk im Plenum

In diesem Psalm wird beschrieben, warum Gott die Götter (Zeus, Re, Isis, Baal ...) absetzt und sie durch Jesus ersetzt. 

Psalm 82,1

1Ein Psalm. Von Asaf. Gott steht in der Gottesversammlung, inmitten der Götter richtet er.

Das mag einem nun erstmal als eine sehr unbiblische Idee erscheinen, dass Gott vor Jupiter, Zeus, Neptun, Aphrodite, Baal und Astarte sowie dem Sonnengott Re steht und denen mitteilt, was richtig und angemessen ist.

Denn das ist es, was ein Richter macht. Insbesondere im Altertum, als der König und der oberste Richter die gleiche Person waren: Der Richter legt fest, was Recht ist und was Unrecht. Was bestraft werden muss und was erlaubt ist.

Dass Gott der Richter ist, ist ein unter Bibellesern bekannter Ausdruck.

Aber dass Gott nun Herkules und Herakles gegenübertritt, Wotan und Donar und denen erklärt, was geht und was nicht geht, dass ist für Bibelleser doch arg befremdlich.

Denn Gott redet ja die ganze Zeit gegen den Götzendienst. Die Propheten nennen die Götzenbilder „Nichtse“, und auf Götzendienst steht im Gesetz oft genug die Todesstrafe.

Wenn Gott sich jetzt also hinstellt und mit diesen Göttern spricht, sie damit als Gegenüber anerkennt, dann ist das doch geradezu unbiblisch.

Der alttestamentliche Hintergrund

Wenn man dieses Verhalten Gottes gottlos findet, dann verkennt man den alttestamentlichen Hintergrund dieser Geschichte.

Denn der Götzendienst war nur Israel verboten.

Alle anderen durften.

Es gab für die Babylonier, die Römer und die Mongolen bis zum Jahr 30 auch keine Alternative. Der Gott Israels und der Vater von Jesus standen für sie nicht zur Verfügung.

Darum werden die Babylonier nie dafür gerügt, dass sie irgendwelche erstaunlichen Götter anbeten. Was sonst hätten sie tun sollen? Die Leere und das Nichts anbeten?

Wenn Gott hier also mit den Göttern zusammentrifft, dann anerkennt Gott diese Götter als legal. Im gelobten Land sind sie illegal, aber im Rest der Welt gibt es erstmal keinen Grund, warum Gott sich als Gegner dieser Götter verstehen sollte. Gott trifft sich hier mit Leuten, denen er vermutlich neutral gegenübersteht.

Mal wieder: Literatur

Natürlich kann man jetzt sagen: Gott hält doch keine Konferenz mit Isis und Mars ab, mit Athene und den Göttern der Maya! Das kann doch niemals die Wahrheit sein!

Aber dieser Psalm ist keine Dokumentation. Er gibt nicht reale Sachverhalte in wahrheitsgetreuer Form wieder.

Dieser Psalm ist Literatur. Dass Gott im Kreise der Götter dieser Welt auftritt, ist eine erfundene Geschichte.Psalm 82

Die Gleichnisse von Jesus  sind ebenfalls erfundene Geschichten:

  • Der Mann, der Perlen sucht; oder der, der den Schatz im Acker findet
  • Der Verwalter, der den Besitz seiner Herrn betrügerisch verwaltet
  • Der ungerechte Richter, der schließlich der Witwe nachgibt
  • die fünf klugen und die fünf dummen Brautjungfern

Und viele andere mehr.

Gleichnisse wollen immer eine Wahrheit erläutern. Zumindest wenn sie aus der Ecke Gottes kommen. Als die Sadduzäer die Geschichte von der Frau erfanden, die siebenmal verwitwet war und mit wem sie denn dann im Himmel verheiratet sein würde, wollten sie nicht die Wahrheit verbreiten, sondern die Unwahrheit stützen. Nämlich dass Auferstehung nicht funktionieren kann, wegen der ungeklärten Ehefrage. Man kann Gleichnisse also zu jedem beliebigen Zweck verwenden. Die Bibel benutzt sie aber in der Regel dafür, eine Wahrheit verständlich zu machen.

Der Psalm 82 ist also keine sachgerechte Dokumentation, sondern ein Gleichnis. Der Psalm 82 soll eine Wahrheit erläutern, aber er selbst ist nicht die Wahrheit. Das, was der Psalm sagen will, ist wahr. Aber die Art, wie er es sagt, ist erfunden; ist Literatur.

Dass Gott sich also mit Jupiter und Athene und all den anderen herumgestritten hat, ist eine Erfindung. Aber die Aussage des Psalms ist wahr. Darum beschäftige ich mich an dieser Stelle mit diesem Psalm.

Was Gott den Göttern sagt

Das Problem, das hier angesprochen wird, ist, dass die Götter immer auf der Seite der Mächtigen waren. Sie stützten die Könige, nicht die Hungernden. Sie stützten das siegende Volk, nicht das unterdrückte.

Dafür, dass die Götter immer auf der Seite der Mächtigen waren und niemals auf der Seite der Elenden, gibt es unzählige Beispiele.

Aus der Bibel kennen wir die Religion der Königin Isebel. Die Baalspropheten wurden von ihr bezahlt. Sie standen im Dienste eines nachweislich ungerechten und brutalen Königshauses.

Leider kennen wir aus dem Mittelalter die Verbindungen zwischen Papsttum und Königtum. Da war Gott immer auf der Seite der Mächtigen, sofern die Mächtigen sich der Kirche unterwarfen. Andernfalls war Gott dann auf der Seite der anderen Mächtigen.

Und selbstverständlich war Gott auf der Seite der bewaffneten Kreuzfahrer. Nicht auf der Seite der Menschen, die den Kreuzfahrern in die Finger gerieten.

Darum gab es in der Kirche auch immer wieder Gegenbewegungen wie die von Franz von Assisi, der behauptete, Gott sei auf der Seite der Armen.

Wenn Gott also hier zu den Göttern spricht, dann eben deswegen, weil die immer im Dienste der Mächtigen standen. Weil sie die Ungerechtigkeit nicht verhinderten, sondern stützten.

Nun kann jemand kommen und sagen: „Aber diese Götter gab es doch gar nicht. Die existierten doch überhaupt nicht. Das waren doch Erfindungen!“

Und wer das sagt, der hat Recht. Baal und Astarte hat es in Wahrheit nie gegeben, Asklepios und Fortuna sind reine Phantasieprodukte der Menschen.

Gott redet in diesem Psalm also mit Phantasieprodukten.

Aber weil die Menschen diese Fabelwesen ernst nahmen und sich oft so verhielten, als gäbe es diese Kreaturen wirklich, darum nimmt dieser Psalm jetzt die Haltung der Menschen auf und beweist eindeutig, dass es diese Götter überhaupt nicht geben kann.

Was also sagt Gott den Göttern? Psalm 82,2–4

2Bis wann wollt ihr ungerecht richten und die Gottlosen begünstigen?

3Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und dem Bedürftigen lasst Gerechtigkeit widerfahren!

4Rettet den Geringen und den Armen, entreißt ihn der Hand der Gottlosen!

Es geht hier nur um das Recht.

Recht hing in der alten Welt in der Regel an Grundbesitz. Wer Scholle besaß, besaß Rechte. Der Tagelöhner, auch wenn er ein Mann war, hatte so wenig Rechte, dass Gott im Gesetz des Mose sogar festlegen musste, dass man dem nicht die Bettdecke wegnehmen darf.

Es geht hier gar nicht um die Frage, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Es geht hier nicht um Sozialismus. Es geht nur um das, was wir als elementare Rechte eines jeden Menschen verstehen würden: Genug zu essen und zu trinken, ein Dach über dem Kopf, das Recht auf Freiheit und auf ein menschenwürdiges Leben.

Scheint heute in Katar immer noch ein Problem zu sein.

Oder in gewissen Wohnblocks in Mannheim.

Die Aufgabe von Göttern

Und Gott sagt hier: Das ist die Aufgabe von Göttern. Das Leben der Elenden zu ermöglichen und zu schützen.

Wer ein Gott sein will, der muss auf der Seite der Unterdrückten stehen. Es kann und darf keinen echten Gott geben, der nicht den Hilflosen hilft und den Rechtlosen Recht verschafft.

Das ist nach Aussage der Bibel die Definition eines Gottes: Dass er auf der Seite der Geringen und der Bedürftigen steht.

Und darum fragt Gott hier die Götter der Welt, wie lange sie noch das Gegenteil zu tun gedenken. Wie lange wollen sie sich als Götter noch so verhalten, wie Götter sich schlicht nicht zu verhalten haben?

Beschreibung der Reaktion der Götter

Als nächstes beschreibt der Autor des Psalms die Reaktion der Götter auf diese Forderungen Gottes. Psalm 82,5

5Sie erkennen nichts und verstehen nichts, im Dunkeln laufen sie umher. Es wanken alle Grundfesten der Erde.

Es ist den Göttern völlig unbekannt, dass die Welt auf den Fundamenten von Güte, Gnade und Liebe steht.

Da haben die noch nie etwas von gehört.

Das sprengt so sehr ihren Vorstellungsrahmen, dass sie es überhaupt nicht begreifen können. Das, was Gott hier sagt und als völlig normal hinstellt, geht kilometerweit über ihren Kopf hinweg. Es war für die Götter so, als wenn man ihnen eine Rede auf albanisch gehalten hätte (es ist Ihnen hoffentlich bekannt, dass Götter kein albanisch können).

Der Autor beschreibt hier, dass es so war, als wenn man einem Fisch das Fahrradfahren beibringen wollte. Es gab wirklich keinen noch so kleinen Ansatz des Verstehens oder der Einsicht. Die Idee, dass es Aufgabe der Götter ist, die Fundamente der Welt zu sichern, indem sie Güte, Gnade und Liebe durchsetzen, erschien den Göttern völlig absurd.

Und natürlich wanken die Grundfesten der Erde, wenn die Erde von Hass, Neid, Gier, Egoismus und Rücksichtslosigkeit geprägt wird. Selbstverständlich geht es dann drunter und drüber, logischerweise gibt es dann keine Sicherheiten mehr und keinen Halt.

Und der Autor sagt: Weil die Götter dermaßen blöde sind, dass sie nicht wissen, wie die Welt funktioniert, deshalb funktioniert die Welt eben nicht. Die Götter sind völlig unfähig, die Welt zu regieren, weil sie das Funktionsprinzip der Welt nicht im entferntesten verstanden haben.

Gottes Todesurteil

Nachdem das nun so ist, dass es keinerlei Aussicht darauf gibt, dass die Götter jemals verstehen werden, dass die Welt mit Liebe, Güte und Gnade regiert werden muss, darum fasst Gott nun einen Beschluss. Er teilt den Göttern seiner Entscheidung mit: Psalm 82,6–7

6Ich sagte zwar: Ihr seid Götter, Söhne des Höchsten seid ihr alle!

7Doch wie ein Mensch werdet ihr sterben, wie einer der Obersten werdet ihr fallen.

Gott streitet sich nicht mit der Menschheit herum, ob es diese Götter gibt oder nicht. Gott nimmt die Haltung der Menschen ein und tut einfach mal so, als würde er die Götter als seine Stellvertreter anerkennen.

Der 82. PsalmEs nützt ja nichts, den Menschen, die an diese Götter glauben, zu sagen, dass es diese Götter nicht gibt.

Und weil die Menschen glaubten, dass diese Götter unsterblich sind, darum nimmt Gott jetzt ebenfalls diesen Standpunkt ein.

Und nachdem Gott sich soweit völlig auf die Seite der abergläubischen Menschen gestellt hat, erklärt er sein Todesurteil über diese Götter.

Wenn der Mensch also bisher an die Götter geglaubt hat, kann er das ruhig machen. Aber jetzt muss der Mensch sich von seinen Göttern verabschieden, denn sie werden sterben.

Und sie sterben mit Begründung. Weil sie völlig unfähig waren, die Welt angemessen zu verwalten.

Und die Menschen, die bisher an diese Götter geglaubt haben, müssen sich jetzt jemand anderen suchen. Viel Auswahl gibt es übrigens nicht.

Das Gebet

Normalerweise sind die Psalmen ja größtenteils Gebete. Dieser Psalm aber war bis hierher eine Fabel, ein Gleichnis, irgend so etwas.

Aber ganz zum Schluss wird nun doch noch Gott angerufen.

Psalm 82,8

8Stehe auf, Gott, richte die Erde! Denn du sollst zum Erbteil haben alle Nationen.

Es bleibt ja auch nichts anderes übrig.

Die Menschen alleine sind ohnehin unfähig, die Welt angemessen zu verwalten und zu regieren.

Aber wenn die Götter es auch nicht können, dann muss Gott gezwungenermaßen die Herrschaft über die ganze Erde übernehmen. Gott ist der einzige, der versteht, wie die Welt funktioniert, und damit ist er der Einzige, der diesen Job übernehmen kann.

Wenn man also überlegt, wozu Gott den Jesus schicken musste, dann ist genau dieses der Grund: Weil weltweit die Geringen, die Elenden und die Bedürftigen aus der Hand der Gottlosen entrissen werden müssen.

Weil die Welt nach den Regeln der Güte, der Gnade und der Liebe regiert werden muss.

Keine Suppenküchen

Ich habe schon gelegentlich erwähnt, dass Jesus keine Suppenküchen gegründet und keine Armenspeisung veranstaltet hat. Weil man auf diese Weise nämlich nicht die Geringen, Elenden und Bedürftigen aus der Hand der Gottlosen reißt.

„Brich dem Hungrigen Dein Brot“ ist nicht schlecht, aber es ist bei weitem nicht genug, denn es lässt den Hungrigen in der Macht der Gottlosen.

Der Gottlose selbst ist ja nur ein Vertreter des gottlosesten aller Gottlosen. Wenn man also heutzutage ordentliche Arbeit leisten will, dann muss man die Menschen nicht von den Stellvertretern des Teufels befreien, sondern vom Teufel selbst.

Das ist ja auch das, was Jesus zu seinen irdischen Lebzeiten gemacht hat.

  • Er hat die Menschen von Dämonen befreit.
  • Er hat den Tod vertrieben.
  • Er hat all die Mächte, gegen die der Mensch nichts tun kann, also auch Krankheiten, vertrieben.
  • Er hat die Macht des Geldes und die Macht der Sünde deutlich gemacht. Habgier ist jetzt Götzendienst, denn das Geld regiert die Welt auch nicht besser als Zeus oder irgendwelche keltischen Götter.

All das, was man als „Fluch der Menschheit“ beschreiben könnte, oder eben alles das, durch das der Mensch in die Hand des gottlosesten aller Gottlosen gerät, dagegen ist Jesus angegangen.

Dummheit und Ärgernis

Das, was damals schon völlig über den Kopf der Götter hinwegging, ist auch heute für viele noch gänzlich unverständlich. „Den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Dummheit“, so hat Paulus es genannt. Nur weil die Götter nun tot sind, sind ihre Ideen noch längst nicht verschwunden.

Was der Gläubige erfährt

Die Gläubigen erfahren in diesem Psalm zu einen, was sie von Gott erwarten können.

Nämlich eine Herrschaft über die Welt und über ihr eigenes Leben auf der Grundlage von Güte, Gnade und Liebe.

Die Gläubigen erfahren des weiteren, was Gott von ihnen erwartet. Nämlich dass sie mithelfen, dass die Geringen, die Elenden und die Bedürftigen aus der Hand der Gottlosen entrissen werden.

Die Macht der Gottlosen wird aber nicht durch Suppenküchen gebrochen. Es gibt sogar Wissenschaftler, die sagen, die sogenannte Armenpflege stützt das ausbeuterische System, weil es die Schäden, die dieses System verursacht, verarztet und damit die Notwendigkeit, die Symptome (also das ungerechte System) zu beseitigen, als nicht so dringend erscheinen lässt.

Früher hätten wir gesagt, „Mission“ sei deshalb das Mittel der Wahl.

Vielleicht müssen wir mal ein anderes Wort und andere Methoden für das finden, was Gott von den Göttern erwartet hätte und wofür Jesus gekommen ist.

Denn letztlich erfahren die Gläubigen auch: Wer nicht dazu beiträgt, dass die Geringen, die Elenden und die Bedürftigen aus der Hand des Gottlosen befreit werden, dem wird das Gleiche passieren wie den Göttern.