Psalm 84 – Normalität betrifft uns nicht

Dieser Artikel beschreibt, was Gott laut Psalm 84 den Gläubigen an extremen Dingen zu bieten hat. Das beinhaltet aber natürlich gleichzeitig, was für extreme Dinge Gott von den Gläubigen erwartet.

Die drei Strophen behandeln die extreme Nähe zu Gott, die extreme Kraft der Gläubigen und die extreme Sicherheit für die Zukunft.

Natürlich ist der Psalm 84 schön.

Er ist lieblich und allerliebst.

Der Klang des Psalms befriedigt das fromme Gemüt, denn jeder einzelne Satz strahlt irgendwie einen brauchbaren Glauben aus. Insbesondere der schwächliche und ängstliche Gläubige, der überall Probleme und Gefahren sieht, wird an jedem einzelnen Satz seine Freude haben. Der ständig verzagten Seele geht bei jedem Vers das Herz auf, denn die verzagte Seele hat den Psalm nicht verstanden und will ihn auch nicht verstehen.

Denn wenn man den Psalm verstanden hat, ist es mit der Lieblichkeit vorbei.

Es gibt für diesen Psalm eine höchstmögliche Beleidigung. Wenn man diesen Psalm wirklich zerfetzten will, dann sagt man über ihn: Er ist erbaulich. Das ist die schlimmste Beleidigung, die man diesem Psalm antun kann.

Man sagt damit nämlich, dass man den einen oder anderen schönen Satz des Psalms gelesen hat, aber was der Autor eigentlich sagen wollte – oder was Gott sagen wollte, aber das ist vielleicht das Gleiche – das hat man nicht im Ansatz verstanden.

Denn man muss sich ja bei jedem Stück Literatur und sogar bei jedem Zeitungsartikel fragen, warum jemand meinte, dieses Teil auf Papier bringen zu müssen. Und ganz sicher setzt sich nicht jemand hin, um eine Reihe schöner und wohlklingender Sätze aufzuschreiben, von denen jeder Einzelne glaubensvoll und warm klingt, die aber in keinem Zusammenhang miteinander stehen und wo der Artikel als ganzer keine Aussage hat.

Dieser Psalm muss also zusammenhängend gelesen werden, denn er hat tatsächlich von vorne bis hinten einen Zusammenhang. Wer einzelne Sätze dieses Psalms herausgreift und sie alleine und aus dem Zusammenhang gerissen stehen lässt und für erbaulich oder tröstlich erklärt, der tut dem Psalm Unrecht.

So, wie man nach dem Sinn des gesamten Artikels fragen muss, so muss man auch fragen, warum diejenigen, welche die Sammlung der Psalmen zusammengestellt haben, ausgerechnet diesen Text in die Sammlung aufgenommen haben. Es hätte ja genügend Auswahl gegeben, und man darf davon ausgehen, dass nur die allerbesten Texte Eingang in die Sammlung der Psalmen gefunden haben.

Wir haben hier also einen der besten Texte der Weltliteratur, was die Sache mit Gott angeht. Dieser Text ist besser als alles, was Luther oder Zinzendorf oder Augustinus je geschrieben haben.

Was drinsteht

Dieser Psalm erklärt, welche absolut extremen Dinge Gott seinen Gläubigen bietet, und er erklärt damit gleichzeitig, welches extreme Verhalten Gott von den Gläubigen erwartet.

Der Psalm richtete sich ursprünglich an die Gottesdienstbesucher. Darum ist er im ersten Vers dem Chorleiter gewidmet. Die Gottesdienstbesucher sind jetzt anwesend, beim Gottesdienst. Und nun müssen sie hören, was Gott mit diesem ihren Gottesdienstbesuch verbindet: an Geschenken und Möglichkeiten, aber auch an Forderungen und Erwartungen.

Und um es schon vorweg zu nehmen: Gott bietet extreme Nähe, extreme Kraft und extreme Sicherheit.Ach Gottchen! 

Gott bietet Nähe, die über alle andere Nähe der Welt hinausgeht. Niemals kann irgendwas so nah sein, wie Gott nah sein kann.

Gott bietet Kraft, die jeder bekannten Kraft überlegen ist. Wenn der Gläubige und die Atombombe sich gegenüberstehen, sollte nach diesem Psalm klar sein, wer gewinnt.

Gott bietet Sicherheit für die Zukunft, da kann die Wahrsagerin ihre Glaskugel einpacken und die Rentenversicherung sich ihre jährlichen Bescheide an den Hut stecken.

Aber davon leitet sich natürlich ab, was Gott erwartet:

Nähe zu Gott, die näher ist als alle Nähe, die ansonsten auf der Welt bekannt ist.

Kraft, die größer ist als jede bekannte Kraft auf der Erde.

Vertrauen, das der größten Sicherheit dieser Welt entspricht.

Wie es losgeht

Es beginnt, wie schon gesagt, am Anfang mit der Widmung, die auf einen Gebrauch des Psalms im Gottesdienst hindeutet. Das ist kein Privatpsalm. Sondern das geht alle an. Psalm 84,1

1 Dem Chorleiter. Nach der Gittit. Von den Söhnen Korachs. Ein Psalm.

Die Söhne Korachs waren Sänger und Musiker im Tempel. Weil sie als Autoren angegeben sind, wissen wir umso besser, dass das hier kein Privatpsalm ist.

Erste Strophe: Extreme Nähe

Psalm 84,2–5

2 Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR der Heerscharen!

3 Es sehnt sich, ja, es schmachtet meine Seele nach den Vorhöfen des HERRN, mein Herz und mein Leib, sie jauchzen dem lebendigen Gott entgegen.

Die Ganzheit dieses Menschen jauchzt nicht der Liturgie entgegen und nicht der Religionsausübung. Auch nicht der Musik oder den netten Leuten, die man da trifft. Sondern das Ziel ist der lebendige Gott, übrigens der einzige Gott, dem man tatsächlich begegnen kann.

Liegt vielleicht daran, dass es der einzige Gott ist, den es tatsächlich gibt.

Wenn die Moslems die Pilgerfahrt zur Kaaba machen und diese 7x umrunden (und zwar gegen den Uhrzeigersinn – nicht dass Sie es dann falsch machen!), begegnen sie weder Mohammed noch Allah. Eine Begegnung mit Gott ist im Islam nicht vorgesehen, und war auch in den Religionen, die es zur Zeit dieses Psalms gab, überhaupt kein Thema. Denn man wollte ja in der Regel auch gar nicht den Gott, sondern man wollte seinen Segen.

Einem Gott tatsächlich zu begegnen, ist also eine ganz besondere und bemerkenswerte Sache.

Wir müssen hier zudem unterscheiden zwischen der normalen Anwesenheit Gottes und der im Tempel.

Es ist und war natürlich so, dass Gott überall ist und darum auch von jedem Ort des Universums aus zugänglich ist. Aber hier am Tempel war Gott besonders nahe, besonders zugänglich. Das ist genau der gleiche Unterschied zwischen der normalen Anwesenheit Gottes immer und überall und „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“.

Das ist ein signifikanter, spürbarer Unterschied. Der natürlich seit Jesus noch viel krasser ist als hier zur Zeit des Tempels, wo die Nähe Gottes noch durch die mangelhafte Vergebung der Sünden begrenzt wurde.

Und diesen Unterschied hat der Autor des Psalms wahrgenommen, und darum wollte er gerne nahe beim Tempel sein, und er beneidete die Schwalben, welche im oder am Tempel nisteten:

4 Auch der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen hingelegt hat – deine Altäre, HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott!

5 Glücklich sind, die in deinem Haus wohnen. Stets werden sie dich loben.

Das erinnert an den Münchner im Himmel, der auf seiner Wolke immer Halleluja rief.

Aber der Autor geht davon aus, dass wenn man Gott so nahe ist, nachweisbar nahe, dann kann man nichts anderes machen als Jubeln und Loben. Das ist das, was man im Johannesevangelium immer wieder liest, dass, wenn Jesus gegangen und der Heilige Geist gekommen ist, dass dann die Freude der Gläubigen vollkommen sein wird.

Und hier im Psalm sind Gott und der Gläubige noch nebeneinander. Paulus konnte dann sagen: „… sondern Christus lebt in mir“. Also näher geht nun wirklich nicht.

Das erste also, was dieser Psalm als möglich darstellt, ist eine Nähe zu Gott, die deshalb extrem ist, weil sie zum einen die Nähe zu einem Gott ist – so etwas gibt es sonst nirgends – und weil sie zum anderen schon ziemlich nahe ist und seit Jesus so nah, dass es nicht mehr steigerbar ist.

Zweite Strophe: Extreme Kraft

In der zweiten Strophe geht es um die extreme Kraft, die Gott in den Gläubigen ermöglicht: Psalm 84,6

6 Glücklich ist der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in dessen Herz gebahnte Wege sind!

Es wäre ganz gut, wenn Gott sich in mir nicht durch einen undurchdringlichen Dschungel von Meinungen und Vorurteilen und Vorlieben durchkämpfen muss, wenn Gott nicht durch das Unterholz von Gewohnheiten und liebgewonnenen Hindernissen kriechen müsste, sondern wenn es da eine Straße in mir gäbe, auf der Gott gut vorankommt und seinen Willen zur Verwirklichung bringen kann und nicht ständig irgendwas im Wege steht.

Denn nur dann funktioniert das mit dieser extremen Kraft. Wenn ich Gott ständig ausbremse, kann ich das mit der Kraft vergessen.

7 Sie gehen durch das Tränental und machen es zu einem Quellort. Ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen.

Die Kraft dieser Menschen ist so groß, dass sie Schlechtes und Unfruchtbares in Gutes und Fruchtbares verwandeln können. Das ist nicht besonders neu, denn auch Jesus wusste schon etwas von den Strömen lebendigen Wassers zu sagen, die von den Gläubigen ausgehen.

Und Jesus hat auch etwas darüber gesagt, dass die Gläubigen das Licht der Welt und das Salz der Erde sind. Das ist genau das, was hier mit der Verwandlung des dürren, ausgetrockneten Tränentals beschrieben wird.

8 Sie gehen von Kraft zu Kraft. Sie erscheinen vor Gott in Zion.

Jesaja lässt grüßen: „sie laufen ohne matt zu werden“. Paulus hat in 2. Korinther 4,16

16 Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.

Es mag einen erstaunen, dass der Folgesatz dann erklärte, dass die Gläubigen mit dieser ganzen Kraft dann nicht die Welt aus den Angeln heben, sondern vor Gott in Zion erscheinen. Aber das ist genau das, was der Teufel verhindern will.

Es liegt dem Teufel nicht viel daran, zu verhindern, dass ich einen Marathon laufe oder den Mount Everest besteige. Aber dass ich vor Gott erscheine, das will der Teufel liebend gerne verhindern. C.S. Lewis hat das Buch „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ geschrieben, um auf diese Interessen des Teufels hinzuweisen.

Das war bisher schon viel Kraft, die den Gläubigen zur Verfügung stand: Schlechtes in Gutes zu verwandeln und Nachteile in Vorteile, und vor Gott erscheinen zu können trotz aller Widerstände.

Aber jetzt kommt die höchste Kraft:

9 HERR, Gott der Heerscharen, höre mein Gebet! Vernimm es, Gott Jakobs!

Wenn ich Gott dazu bekomme, dass er macht, was ich will, dann habe ich letztlich Gottes Kraft. Dann ist Gottes Kraft meine Kraft.

Und damit erzählt also diese zweite Strophe von der extremen Kraft, die die Gläubigen haben können.

Dritte Strophe: Extreme Sicherheit

Die dritte Gabe, die Gott den Gläubigen anbietet, ist extreme Sicherheit.

Das beginnt erstmal mit dem König.

Denn der König war derjenige, der die Religionsausübung rein technisch ermöglichte. Der König schützte mit seinen Gesetzen und seiner Armee den Tempel.

Aber auch die Idee, irgendwelche Götzenbilder aufzustellen, wurden immer vom König veranlasst und konnten genauso vom König unterbunden werden. Letztlich bestimmte der König, was im Tempel gebaut und getan wurde. Nicht die Priester.

Darum ist der erste Garant der Sicherheit der König, und darum bedarf der König der besonderen Aufmerksamkeit Gottes.

Psalm 84,10

10 Blicke doch, Gott, auf unseren Schild! Schaue an das Gesicht deines Gesalbten!

11 Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes als wohnen in den Zelten des Unrechts.

Das Schlimmste, was uns in Zukunft passieren kann, ist nicht Gasmangel oder Krieg oder Klimawandel. Sondern das Schlimmste, was uns in der Zukunft passieren kann, ist, dass wir den Zugang zu Gott verlieren.

Ja ... nun ...Darum sagt der Autor hier: Es bringt mir nichts, wenn ich im Verwaltungsrat von Samsung sitze, also im Zentrum der Macht, oder wenn ich ein Prinz bin in einem arabischen Emirat mit viel Erdöl und Gas und sitze dann da, wo Macht und Geld und Einfluss zusammenkommen.

Da ist es besser, an der Schwelle zu Gottes Haus zu stehen – also da ist man dann nicht in Gottes Haus, man steht dann nur am Eingang rum – aber weil man dann immer noch Gott nahe ist, darum ist das ein weitaus besserer Garant für Sicherheit in der Zukunft als wenn man Mitarbeiter bei Twitter ist.

Und weil Sicherheit auch immer damit zu tun hat, dass man sieht, wohin man tritt – weil Sicherheit etwas mit Orientierung zu tun hat – wenn man sich in dichtem Nebel oder in totaler Dunkelheit bewegt, ist nicht viel mit Sicherheit – darum ist Gott jetzt auch mal die Sonne:

12 Denn der HERR, Gott, ist Sonne und Schild. Gnade und Herrlichkeit wird der HERR geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln.

Ja, und Schild ist Gott auch, also Abwehrmechanismus gegen alles Böse.

Beschrieben wird diese extreme Sicherheit aber dadurch, dass Gott Gnade und Herrlichkeit geben wird.

Also das ist, was in Zukunft zu erwarten ist.

Die Frage nach der Sicherheit ist ja in der Regel eine Frage nach der Zukunft. In der Gegenwart, also in dieser Minute gerade eben, da sind wir in der Regel sicher. Wenn man nicht gerade in einem abstürzenden Flugzeug sitzt, aber das hat man doch eher selten. Die Gegenwart ist in der Regel sicher. Sie sitzen jetzt gerade vor einem Bildschirm und lesen diesen Text, und man kann davon ausgehen, dass Sie in einer Minute immer noch in einer sicheren Position sein werden.

Unser Gefühl der Unsicherheit bezieht sich in der Regel auf die Zukunft. Und der Psalm sagt nun: In der Zukunft wird Gott nicht nur für normale Sicherheit sorgen. Also dass wir nicht von einem Meuchelmörder entführt werden oder uns dem Hungertod nahe in einem kalten, verschneiten Wald fern von jeder Zivilisation wiederfinden.

Die Sicherheit, die Gott bietet, ist nicht nur gerade so sicher, also man hat kein Messer an der Kehle und muss nicht die Nacht im Bunker verbringen, aber ansonsten ist das Leben grau und unangenehm und hoffnungslos.

Sondern Gott wird Gnade und Herrlichkeit geben, und er wird kein Gutes vorenthalten. Das heißt, man wird dann ziemlich viel Gutes haben.

So wird die Zukunft aussehen.

Und dass mir in der Zukunft kein Gutes fehlen wird, ist natürlich eine weitaus größere Beschreibung von Sicherheit als nur die Aussage, dass mir niemand etwas tun wird.

Und weil die Sicherheit so enorm sein wird, darum heißt die Schlussfolgerung:

13 HERR der Heerscharen! Glücklich ist der Mensch, der auf dich vertraut!

Vertrauen und Sicherheit hängen ziemlich eng zusammen.

Wenn ich eine vertrauenswürdige Person gefunden habe oder eine vertrauenswürdige Institution, also z.B. die Rentenversicherung, dann ist man mit der Sicherheit für die Zukunft ein ganzes Stück weiter.

Und mit Gott haben wir eine über die Maßen vertrauenswürdige Person gefunden.

Erstes Fazit

Der Psalm 84 ist ein Verkaufsprospekt für die einzigartigen Dinge, die Gott zu bieten hat. Er geht dabei ziemlich direkt vor und nicht irgendwie taktvoll: Er verspricht ganz vordergründige Dinge, zielt auf relativ niedrige Instinkte des menschlichen Lebens, nämlich tatsächliche Nähe zu Gott, eine enorme Kraft und eine sichere Zukunft. Das sind die Basisbedürfnisse eines Menschen, das hat nichts zu tun mit so edlen Tugenden wie Nachhaltigkeit oder Solidarität mit Flüchtlingen oder Bildung für alle.

Aber diese Dinge sind Grundlage für alles weitere. „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst“ kann man nicht von jemanden verlangen, dessen Gott fern ist, der wenig Kraft hat und dessen Zukunft voller Gefahren und Risiken ist.

Und dass ein solcher Mensch seine Feinde lieben soll, kann man wohl total vergessen.

Zweites Fazit

Darum ist mal klar: Wenn Gott diese Angebote macht, erwartet er auch, dass man sie nutzt. Gott bietet seine Nähe nicht an, damit man mit ihm mit einem gewissen Abstand verkehrt.

Gott bietet seine Kraft nicht an, damit man darauf verzichtet, und er bietet seine Sicherheit nicht an, damit man ständig daran zweifelt und die Zukunft doch nur voller Risiken und Gefahren sieht.

Der Psalm erklärt also nicht nur ein Angebot.

Er unterbreitet gleichzeitig eine Forderung. Eine Forderung Gottes.

P.S.

Natürlich habe ich zu diesem Psalm jede Menge der gängigen Kommentare gelesen, neuere wie ältere.

Es ist mir schon oft aufgefallen, dass die Kommentatoren alle voneinander abgeschrieben haben. Ob man nun Delitzsch liest oder Dächsel oder Lange, ob Kroeker oder Brandenburg, ob die Wuppertaler Studienbibel, McDonald oder Walvoord & Zuck: Selbstständig gedacht oder gebetet hat da offensichtlich keiner.

Bei diesem Psalm war das allerdings besonders extrem. Offenbar meinte man, die schönen warmen Worte des Psalms wären durch ihre Schönheit schon schön genug.

Diese Gleichförmigkeit der Kommentatoren liegt vielleicht am System: Ich selbst habe für diesen Psalm 4 Tage gebraucht, bis ich raushatte, was er sagen will. Wenn jemand einen umfassenden Bibelkommentar schreiben will, kann er sich nicht 4 Tage Zeit nehmen für 13 Verse. Der wird im Leben nicht fertig.

Seien Sie also der Theologie gegenüber auch mal kritisch. Manchmal ist der Wert des Papiers höher als der Wert des Geschriebenen.

(Und nehmen Sie nebenbei zur Kenntnis: Ich habe nicht abgeschrieben. Weil das, was ich vorfand, schlicht zu dünn war, um des Abschreibens wert zu sein.)