Psalm 68 – das Chaos der Vielschichtigkeit

Natürlich ist der Psalm 68 total chaotisch.

Absolut zusammenhangslos.

Um das herauszufinden, brauchen Sie nicht den Psalm selbst zu lesen. Lesen Sie einfach die gelehrten theologischen Kommentare zu diesem Psalm. Offensichtlich war der Heilige Geist  in den Ferien, als diese Kommentare und Auslegungen geschrieben wurden.

In Wahrheit ist der Psalm 68 hochgradig prophetisch und von einer Hellsichtigkeit, dass man nur staunen kann, dass jemand lange vor Jesus in der Lage war, die Ergebnisse des Kommens Jesu so treffend zu beschreiben.

Des Psalmes Spekulation

Der Psalm spekuliert, wie es sein wird, wenn der Retter einmal da sein wird.

Als der Psalm geschrieben wurde, gab es schon einige Vorhersagen von Gott, dass der Retter kommen würde und dass der auch bestimmte Eigenschaften haben würde.

Zusätzlich konnte ein kluger Mensch vom bisherigen Handeln Gottes hochrechnen, welche Absichten oder welcher Plan wohl hinter Gottes Vorgehen verborgen ist. Man ging davon aus, dass Gott planvoll handelt und nicht chaotisch und dass Gott also ein Ziel verfolgt.

Und auf dieser Grundlage spekuliert der Psalm, wie das dermaleinst sein wird. Und er freut sich drauf.

Mal  wieder: Literatur

Dieser Psalm ist kein Fragment eines erfolglosen Tagebuchschreibers und auch keine Sammlung von frommen Sprüchen, für die man sonst keinen Platz gefunden hat.

Dieser Psalm ist mit Struktur extra für den Gottesdienst geschrieben worden, er hat sogar eine Art Spannungskurve.

Es ist kein Privatpsalm, sondern er ist extra dafür geschrieben worden, damit er den Gottesdienstbesuchern oder Ihnen, lieber Leser, zur Kenntnis gebracht wird.

Da hat sich jemand Mühe gegeben.

Da wollte jemand Ihnen etwas mitteilen.

Darum: Dem Chorleiter. Nicht dem Türsteher oder der Putzfrau. Sondern dem, der im Gottesdienst bestimmt, was vorgetragen wird und wie.

Ps 68,1

1 Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. Ein Lied.

Des Einen Freud (nicht Sigmund)

Das erste, was passieren wird, wenn der Retter kommt, ist, dass Gott der Stärkste sein wird.

Im Grunde der Stärkste überhaupt.

Der Wille Gottes wird sich durchsetzen. Das, was Gott will, kann jetzt tatsächlich Wahrheit werden. Es wird ab sofort nach dem gehen, was Gott will, und es wird kein Patt mehr geben. Es wird keine Ungewissheit geben, was sich denn nun durchsetzen wird.

Neutestamentlich sprechen wir vom absoluten Sieg. Paulus führt den ja ständig im Munde.

Ps 68,2-4

2 Gott wird sich erheben, es werden sich zerstreuen seine Feinde, und die ihn hassen, werden fliehen vor seinem Angesicht.

3 Wie Rauch auseinandergetrieben wird, so treibst du <sie> auseinander; wie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt, so werden die Gottlosen umkommen vor dem Angesicht Gottes.

4 Aber freuen werden sich die Gerechten, sie werden jauchzen vor dem Angesicht Gottes und jubeln in Freude.

Haben Sie es gemerkt? Der Sieg Gottes wird nicht mühevoll und kräftezehrend sein. Wenn die Feinde wie Rauch auseinander getrieben werden, dann siegt Gott unter Einsatz seines kleinen Fingers. 

 

Der Verlust der Verlierer

Wenn der Retter kommt und Gottes Sieg damit perfekt ist, wird es in Gottes Umgebung auch keine Verlierer mehr geben.

Also alle diese Leute, die in jeder Gesellschaft die Verlierer sind: Die Armen, Verlassenen, Schutzlosen, Flüchtlinge, Unterprivilegierten. Die hatten bisher niemanden auf ihrer Seite, aber wenn der Retter gekommen sein wird, steht Gott auf ihrer Seite.

Und wenn Gott für uns ist … Paulus hat mal was darüber geschrieben.

Ps 68,5-7

5 Singt Gott, spielt seinem Namen! Macht Bahn dem, der einherfährt durch die Wüsten. Jah ist sein Name, und jubelt vor ihm!

6 Ein Vater der Waisen und ein Richter der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.

7 Gott ist es, der Einsame zu Hause wohnen lässt, Gefangene hinausführt ins Glück; Widerspenstige jedoch bleiben in der Dürre.

Fülle und Kraft und Wohlergehen

Wenn der Retter kommt, dann wird das sein wie beim Auszug aus Ägypten bis hin zur Landnahme, aber viel satter und kraftvoller und viel weniger holprig. Das Ergebnis wird die Fülle sein, und der Weg dahin wird so voller Gott sein, man wird Gott auch nicht mehr suchen müssen, denn Gott ist überall und ganz intensiv, und das Ergebnis ist Wohlergehen in jeder Hinsicht.

Ps 68,8-11

8 Gott, als du auszogst vor deinem Volk, als du einherschrittest durch die Wüste, //

9 bebte die Erde, auch troff der Himmel vor Gott, dem vom Sinai, vor Gott, dem Gott Israels.

10 Reichlich Regen gießt du aus, Gott; dein Erbland — wenn es ermattet war, hast du selbst es wiederhergestellt.

11 Deine Schar ist darin sesshaft geworden; du sorgst in deiner Güte für den Elenden, Gott!

Dabeisein ist alles

Wenn der Retter kommt, dann wird das nicht ein Sieg im Verborgenen sein, von dem wir im Amtsblatt informiert werden. Sondern das wird ein Fest sein, es wird Beute verteilt, und der Ansatz „Ich brauche nichts, ich hab schon alles“ ist an dieser Stelle unangebracht.

Nicht nur Gott wird von dem Sieg profitieren, sondern jeder, der zu Gott gehört. Und man profitiert materiell und emotional, also umfassend. Wenn der Retter kommt, ist das nicht wie ein Staatsbesuch, bei dem nur die wichtigen Leute besucht werden.

Ps 68,12-14

12 Der Herr erlässt einen Ausspruch: »Siegesbotinnen, eine große Schar!«

13 Die Könige der Heere fliehen, sie fliehen! Und <auf der> Stätte des Hauses verteilt <man> Beute:

14 — Wollt ihr zwischen den Hürden liegen? — Die Flügel einer Taube, mit Silber überzogen und ihre Schwungfedern mit grüngelbem Gold.

Nicht in Washington, Moskau oder Beijing

Es gibt hohe Berge, ohne Zweifel. Aber Gott lässt sich nicht von der Höhe der Berge beeindrucken. Da mag man in Washington meinen, der Retter müsse doch selbstverständlich an der zentralen Stelle der politischen Machtentfaltung erscheinen, und die Magier aus dem Osten reisen logischerweise nach Jerusalem, wenn sie den König der Juden suchen. Aber Gott ist souverän in der Wahl seines Wohnortes, und irdische Machtstrukturen sind Gott dabei völlig egal.

Und wenn alle meinen, es müsse auf dem Mount Everest schneien, aber Gott meint, es solle auf dem Zalmon schneien (ein Hügel bei Sichem), dann schneit es eben dort.

Ps 68,15-19

15 Wenn der Allmächtige Könige im Land zerstreut, schneit es auf dem Zalmon.

16 Ein Berg Gottes ist der Berg Baschans, ein gipfelreicher Berg ist der Berg Baschans.

17 Warum lauert ihr neidisch, ihr gipfelreichen Berge, auf den Berg, den Gott zu seinem Wohnsitz begehrt hat? Ja, der HERR wird <dort> wohnen für immer.

Der absolute, unantastbare König

Wenn der Retter kommt, dann wird er ein so dermaßen unantastbarer König sein, wie man ihn bisher niemals und nirgends gekannt hat. Seine Armee wird unzählbar sein, und er kann zur Höhe hinaufsteigen, Gefangene machen, Tribut kassieren, und selbst Leute, die ihn grässlich finden, werden sich ihm unterwerfen – weil es keine andere vernünftige Möglichkeit gibt.

18 Der Wagen Gottes sind zehntausendmal Tausende — Erhabenheit!; der Herr ist unter ihnen, Sinai im Heiligtum.

19 Du bist hinaufgestiegen zur Höhe, du hast Gefangene weggeführt, hast Gaben empfangen bei den Menschen; und sogar Widerspenstige <sind bereit>, sich Jah, Gott, zu unterwerfen.

Der Retter rettet

Sicher, ist ein No-Brainer. Der Retter hat ja den Titel „Retter“, weil er rettet. Wird hier aber extra noch einmal beschrieben, weil es wichtig ist.

Wenn Sie möchten, können Sie sich an dem vielen Blut stören, das in diesen Versen zur Sprache kommt. Oder an der Brutalität. Sofern Sie Ihre eigene Unsachlichkeit nicht stört. Denn zu der Zeit, als dieser Psalm geschrieben wurde, gab es keine Rettung von gefährlichen Feinden ohne Blutvergießen.

Zweifellos hätte man Sie damals ohne Blutvergießen vor einem Regenwurm retten können. Aber das Problem der Menschen, damals wie heute, sind keine Regenwürmer. Es sind brutale Unterdrücker, gewissenlose Mörder, rücksichtslose Folterknechte. Und die hören nicht auf, wenn man lieb „bitte“ sagt.

Dass es am Ende so kommen würde, dass man das Böse mit Gutem überwinden kann, und dass die Liebe das mächtigste Werkzeug in der Hand der Christen sein wird, war damals noch nicht zu erkennen – und darum geht es hier auch nicht. Denn in den folgenden Versen handelt ausnahmslos Gott, und keiner von uns will, dass Gott lieb ist zu dem Teufel und freundlich mit den Dämonen redet.

Ps 68,20-24

20 Gepriesen sei der Herr Tag für Tag! Er trägt für uns <Last>, Gott ist unsere Rettung. //

21 Gott ist uns ein Gott der Rettungen, und in der Macht des HERRN, des Herrn, stehen die Auswege vom Tod.

22 Gewiss, Gott wird zerschmettern das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen, der da wandelt in seinen Verschuldungen.

23 Der Herr sprach: »Ich werde zurückbringen aus Baschan, zurückbringen aus den Tiefen des Meeres,

24 damit du deinen Fuß in Blut badest, die Zunge deiner Hunde von den Feinden ihr Teil habe.«

Es wird nicht ein bisschen Rettung sein, keine vorübergehende Erlösung. Es bleibt kein Feind übrig, der sich in ein paar Monaten wieder erholt hat.

Für alle und jeden

Jetzt werden wir persönlich. Denn ich bin dabei. Es kommt jetzt der Triumphzug meines Gottes und meines Königs, und ich bin involviert.

Es ist überhaupt jeder dabei, der irgendetwas für Gott getan hat: Sei es, dass er einen König gestellt hat, sei es, dass er nur Deborah und Barak ausgeholfen hat, sei es, dass er einfach nur zum Volk Gottes dazugehört.

Man mag bedeutend oder unbedeutend sein, die Musik spielt für alle. Wenn der Retter kommt, haben eine ganze Menge Menschen automatisch eine Eintrittskarte. Auch die, die wir vergessen hätten. Der Retter vergisst sie nicht.

Ps 68,25-28

25 Gesehen haben sie deine Umzüge, Gott, die Umzüge meines Gottes, meines Königs, ins Heiligtum.

26 Voran gingen Sänger, danach Saitenspieler, inmitten Tamburin schlagender Mädchen.

27 »Preist Gott in Versammlungen, den HERRN, die ihr aus dem Quell Israels seid!«

28 Da sind Benjamin, der Jüngste, ihr Herrscher, die Obersten Judas, ihre lärmende Menge; die Obersten Sebulons, die Obersten Naftalis.

Aufforderung an Gott

Nachdem der Autor sich nun lang und breit ausgemalt hat, wie das sein wird, wenn der Retter kommt, fordert er Gott auf, diesen Prozess doch bitte in absehbarer Zeit umzusetzen. Denn wenn das wirklich so schön ist, dann will man doch dabei sein, und je eher, desto besser.

Und nicht zu vergessen: Es geht ja schließlich um uns. Um Gottes Volk. Um die Leute, wegen denen Gott das mit der Weltgeschichte überhaupt erst angefangen hat.

Ps 68,29-32

29 Entbiete, Gott, deine Macht, Gottes Macht, die du für uns gewirkt hast

30 von deinem Tempel über Jerusalem! Könige werden dir Geschenke bringen.

31 Schilt das Tier des Schilfs, die Schar der Starken mit den Kälbern der Völker; tritt denen entgegen, die nach Silber rennen. Zerstreue die Völker, die Lust haben am Krieg!

32 Es werden kommen Bronzesachen aus Ägypten; Äthiopien soll seine Hände ausstrecken zu Gott.

Aufforderung an die Mächtigen

Weil eindeutig vorhersehbar ist, dass der Retter kommen wird und dass die Rettung so sein wird, wie das bisher beschrieben wurde, darum ist es das Nächstliegende, dass man einen Gott, der so eine Rettung bringen wird, anerkennt und anbetet.

Das Ignorieren dieses Gottes führt ja zu nichts, und das Anbeten dieses Gottes zeugt von Realitätssinn. Darum werden die Könige der Erde aufgefordert, das Klügste zu tun, was sie machen können. Denn andernfalls kämen sie unter die Räder. Und wer will das schon?

Ps 68,33-36

33 Ihr Königreiche der Erde, singt Gott, spielt dem Herrn, //

34 ihm, der einherfährt auf dem Himmel, dem Himmel der Vorzeit! Siehe, er lässt seine Stimme erschallen, eine mächtige Stimme.

35 Gebt Gott Macht! Seine Hoheit ist über Israel und seine Macht in den Wolken.

36 Furchtbar <bist du>, Gott, aus deinen Heiligtümern her. Der Gott Israels, er ist es, der Stärke und Kraft gibt dem Volk. Gepriesen sei Gott!

Der Spiegel für Ihr Leben

Tja, und nun ist der Retter also da.

Schon seit 2000 Jahren.

Und da der Psalm nicht in Gottes Wort drin steht, weil seine Aussagen Quatsch sind, darum dürfen Sie nun Ihr Leben daraufhin überprüfen, ob das, was mit dem Kommen des Retters zu erwarten war, in Ihrem Leben auch Realität geworden ist.

Dass Gott die Sache so durchgeführt hat, ist keine Frage. Es geht hier nicht darum, ob Gott richtig liegt. Der Text wurde nicht geschrieben, damit Sie Gottes Leistungen kontrollieren können.

Der Text wurde geschrieben, damit Sie überprüfen können, ob Sie die von Gott geschaffenen Gegebenheiten angemessen umsetzt haben.

Ob Sie tatsächlich in dem Ausmaß und der Qualität gerettet wurden, wie das von Gott beabsichtigt war.

Wieviel vom Willen Gottes haben Sie umgesetzt?

Und was wird mit dem Rest?