Deuteronomium 11,26-29 Eine Insel mit zwei Bergen

Anders, als der Titel vermuten lässt, handelt dieser Artikel nicht von Ereignissen in Lummerland, sondern im gelobten Land. Und der Gedanke war, dass die Israeliten das, was nun beschrieben wird, relativ bald nach der Ankunft in Palästina durchführen sollten:

5.Mose 11,26-29

26 Siehe, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: 

 27 den Segen, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, gehorcht, die ich euch heute gebiete, 

 28 und den Fluch, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, nicht gehorcht und von dem Weg, den ich euch heute gebiete, abweicht, um andern Göttern nachzulaufen, die ihr nicht kennt.

Was hier eigentlich vorgelegt wird, ist der Wille Gottes. Das, was mit Fluch bedacht wird, ist das, was Gott nicht will, und das, was mit Segen bedacht wird, ist das Andere.

Aber es wird eben nicht nur der nackte Wille Gottes vorgelegt, sondern gleichzeitig auch die Konsequenzen, die aus dem menschlichen Handeln entstehen. Das ist in den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland genauso: Wer dieses oder jenes macht, wird mit Freiheitsstrafe zwischen 2 und 5 Jahren bestraft.

Nun wurde dieser Wille Gottes einschließlich der Konsequenzen aber nicht in ein Buch geschrieben, so wie das bei uns in Deutschland der Fall ist. Denn Papier ist bekanntlich geduldig. Sondern man machte das wie folgt:

 29 Und es soll geschehen, wenn der HERR, dein Gott, dich in das Land bringt, in das du kommst, um es in Besitz zu nehmen, dann sollst du den Segen auf dem Berg Garizim erteilen und den Fluch auf dem Berg Ebal. 

Die Berge Garizim und Ebal liegen einander gegenüber. In der Mitte zwischen den beiden Bergen ist ein Tal, und in dem Tal lag damals die Stadt Sichem, heute die Stadt Nablus.

Im Grunde bilden die beiden gegenüberliegenden Berge so etwas wie ein natürliches Amphitheater, was die Römer dazu veranlasste, an dieser wunderbaren Stelle tatsächlich ein richtiges Amphitheater hinzubauen.

Die Israeliten haben damals in das Tal zwischen den Bergen die Bundeslade gestellt und die dazugehörigen Leviten sowie die Sippenoberhäupter des Volkes.

Und auf den Abhang des einen Berges hat man die eine Hälfte des Volkes gestellt, und auf den gegenüber liegenden Abhang die andere Hälfte. Wie im Fußballstadion: Die Nordkurve und die Südkurve und dazwischen das Wichtigste.

Und dann haben die Leviten den ersten Fluch vorgelesen, und alle, die auf dem Berg Ebal standen, mussten jetzt laut Amen sagen.Deuteronomium 11,26

Dann wurde der zweite Fluch vorgelesen, und wieder mussten alle, die auf dem Berg Ebal standen, „Amen“ sagen.

Und wenn bei der Akustik 200.000 Leute „Amen“ sagen, dann wird das schön geschallt haben, und die Kanaaniter werden gedacht haben, jetzt kommt ein Helikopter. So vom Geräusch her.

Als man mit den Flüchen durch war, haben die Leviten den ersten Segen verlesen, und alle auf dem Berg Garizim mussten „Amen“ sagen.

Und Gott hat in dieser Zeit gar nichts gesagt.

Der Sinn des Amen

Durch das „Amen“ haben die beteiligten Menschen gesagt, dass dieser veröffentlichte Wille Gottes auch ihrem Willen entsprach.

Denn es ist eines, ob Gott etwas sagt, und man hört es sich an und denkt sich seinen Teil.

Aber es ist etwas anderes, wenn ich das sage, was eigentlich Gott sagen wollte, und wenn ich damit Gottes Wille zu meinem eigenen Willen mache.

Die Leute auf diesen Bergen hatten bisher halbnomadisch in verschiedenen Umgebungen gelebt, und das Gesetz des Mose war nur ein Gesetz der Wüstenwanderung gewesen, ein Gesetz der Zelte, das Gesetz einer wandernden Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel.

Das Ziel hatte Gott formuliert, und man hatte sich dieses Ziel zu eigen gemacht, indem man dahin ging, wo Gottes Wegweiser hinzeigten.

Aber jetzt war man am Ziel angekommen.

Jetzt wurde man sesshaft. Man wurde Bürger eines Landes.

Und jetzt war es wichtig, dass nicht nur Gott entschied, was die Gesetze des Landes würden, sondern dass man selbst das ebenfalls entschied.

Denn wenn der Wille Gottes nur der Wille Gottes ist, dann bringt das nicht viel.

Nur wenn der Wille Gottes auch mein Wille ist – wenn ich also das gleiche will, was Gott will, und die gleichen Ziele habe, die Gott hat – dann funktioniert das mit dem Reich Gottes.

Denn Gottes Wille ist schön und gut.

Aber mein Wille ist der, der entscheidet, was am Ende gemacht wird.