Levitikus 16,4 – Aaron im Arztkittel

Dieser Titel ist irreführend.

Denn diese ganz und gar weißen Klamotten sollte nicht nur Aaron anziehen, sondern auch alle seine Nachfolger.

Und wir reden hier nicht von den gleichen Kleidungsstücken, sondern von denselben. Womit wir davon ausgehen, dass die Klamotten eine Universalgröße hatten, die Männern unterschiedlicher Konstitution passen konnten. Diese Info stammt von  3.Mose 16,32

32 Und der Priester soll Sühnung erwirken, den man salben wird und dem man die Hand füllt, damit er den Priesterdienst an seines Vaters Statt ausübt. Er soll die Kleider aus Leinen anziehen, die heiligen Kleider, 

Und dass das gesamte Outfit weiß ist, einschließlich der OP-Mütze, steht in 3.Mose 16,4

4 Er soll einen heiligen Leibrock aus Leinen anziehen, und leinene Beinkleider sollen auf seinem Fleisch sein, und mit einem leinenen Gürtel soll er sich umgürten und einen Kopfbund aus Leinen sich umbinden; das sind heilige Kleider. Er soll sein Fleisch im Wasser baden und sie <dann> anziehen.

Des weiteren lernen wir aus diesem Kapitel, dass es im heiligen Bezirk des Tempels einen Kleiderschrank gab. Dieser rein weiße Dress sollte den Tempel nicht verlassen: 3.Mose 16,23

23 Und Aaron soll in das Zelt der Begegnung hineingehen und die Kleider aus Leinen ausziehen, die er anzog, als er in das Heiligtum hineinging, und soll sie dort niederlegen.

Die Frage, ob das ganze Ensemble nicht auch mal gewaschen wurde, können wir an dieser Stelle nicht klären. Wir wissen auch nicht, wie blutbefleckt das war, nachdem der Hohepriester in dieser Montur nicht nur dem Stier und der Ziege die Kehle durchgeschnitten und ihr Blut in einem Gefäß aufgefangen hatte, sondern dieses Blut auch noch mit seinen Fingern an verschiedene Stellen im Tempel spritzen musste.

Ich neige ja dazu, mir die Finger ganz spontan an der Hose abzuwischen. Und Leinen ist saugfähig. Da hätte die Kleidung hinterher ausgesehen!

Aber vielleicht hat der Hohepriester auch umsichtiger gearbeitet, als es mein Stil ist.

Warum nicht schwarz oder rot?

Natürlich wäre eine andere Farbe als weiß praktischer gewesen. Noch dazu, wo die normalen Priestergewänder relativ bunt waren, ähnlich der Ausstattung der Kardinäle in der katholischen Kirche.

Nun sind rot und lila sicher recht hübsch, aber weiß ist heilig.

Wenn in der Bibel die Kleidung von Engeln beschrieben wird, ist die immer weiß.

Und weil Aaron in diesem Kapitel das höchste tut, was ein Mensch für andere Menschen tun kann, und damit natürlich auch das göttlichste und heiligste tut, was ein Mensch für andere Menschen tun kann, darum braucht er auch heilige Klamotten.

Noch dazu, wo Aaron bei dieser Tätigkeit Gott so nahe kommt, wie sonst kein anderer Mensch Gott nahe kommen kann. (Auch Mose nicht, denn Moses Beziehung zu Gott basierte auf einer ganz anderen Grundlage als die Beziehung, die der Hohepriester qua Amt zu Gott hat.)

Die Kleidung ist also einmalig, weil wir hier einen einmaligen Vorgang vor uns haben, und sie ist heilig, weil es einen heiligeren Moment als diesen im Jahreskalender Israels nicht gab.

Feinde wählen

Prinzipiell gilt: wählen Sie Ihre Feinde weise.

Und Gott zum Feind haben, dürfte eine der schlechtesten Optionen sein, die es gibt.

Wenn Gott nicht auf Ihrer Seite ist, dann haben sie den mächtigsten Gegner der Welt.

Malen Sie sich Ihre Chancen für ein vernünftiges Leben unter solchen Umständen aus – da brauchen Sie nicht viele Buntstifte.

Darum heißt der Tag, der hier in Kapitel 16 beschrieben wird, auch „Versöhnungstag“. Denn hier geht es um die Versöhnung mit Gott. Es geht darum, dass man Gott wieder als seinen Freund betrachten kann.

Hier soll zur Realität werden, was Paulus mal so ausdrückte: Röm 8,31

31 Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer <ist> gegen uns?

Lebenselixier

Gott als Partner und als Freund zu haben, ist die eigentliche Existenzberechtigung Israels.

Israel soll ja nicht Gott dienen. Sondern andersrum: Gott diente Israel. Seit Abraham prinzipiell und seit Mose im Besonderen.

Und von Israel wurde nichts weiter verlangt, als dass man Gott Glauben schenkte. Dass man ihm vertraute, dass er es wirklich gut meint.

Wenn Gott aber Israel dienen sollte, dann musste Israel mit ihm versöhnt sein.

Dann musste Israel dastehen als ein Freund Gottes, nicht als sein Feind.

Es gibt zweifellos viel Wichtiges im Leben, aber dieses war das Wichtigste: Dass die Beziehung zu Gott stimmte.

Und darum war dieser Versöhnungstag der höchste Feiertag in Israel.

Und darum musste Aaron an diesem Tag eine ganz besondere Uniform tragen.

Und darum war dieser Tag der einzige Anlass, an dem im Alten Bund das Fasten vorgeschrieben war. Und weil es tatsächlich der einzige vorgeschriebene Termin war, darum nennt Lukas in Apg 27,9 diesen Tag einfach nur „das Fasten“. Er war halt kein Jude, und das Fasten war das Einzige, was er von diesem Tag mitbekam.

(Die Fastenvorschrift steht übrigens nicht in diesem Kapitel. Denn dieses Kapitel beschreibt, was der Hohepriester tun soll. Nicht, was das Volk tun soll. Die Fastenvorschrift steht u.a. in 3.Mose 23,27-32. Und falls Sie eine sehr ordentliche Bibel haben: „demütigen“ meint in diesem Abschnitt „fasten“.)

Die Hoffnung

Bleibt nur zu hoffen, dass Sie mit Gott versöhnt sind.

Dass Gott Sie als Freund oder Freundin betrachtet und Sie Gott infolgedessen ebenfalls als mit Ihnen befreundet betrachten können.

Es gibt am Ende des Tages nichts Wichtigeres.