Levitikus 6,2 das Brandopfer und die Hingabe

Der oberflächliche Bibelleser mag die Augen verdrehen.

Gibt es doch in Levitikus 1 schon einmal eine lange Anweisung bezüglich des Brandopfers.

Und jetzt nochmal!

Der genaue Leser aber hat gemerkt: Diese Anweisung hier geht an die Priester, während das erste Kapitel sich an den normalen Israelit richtete.

Dieses hier ist also eine Durchführungsanweisung für die Menschen, die sich Gott viel näher nahen dürfen als andere Leute.

Der Altar

Den Altar dürfen wir uns vorstellen wie einen großen gemauerten Grill. Der stand im Freien, wie sich das für einen Grill gehört, und er war dafür da, dass tierisches Fleisch darauf verbrannt wurde. Auch das unterscheidet ihn nicht von einem modernen Grill.

Und was verbrannt war, fiel durch das Rost in den Aschebehälter. Alles ganz normal.

Das unpraktische Opfer

Ärgerlich ist nun, dass die Anweisungen für die Priester wie auch schon vorher die Anweisungen für die Normalos mit dem Brandopfer beginnen.

Das Brandopfer war an sich das unerfreulichste Opfer von allen.

Da werden auch die meisten Christen einem heute recht geben: Wichtig ist doch das Sündopfer, denn durch das Sündopfer werden meine Sünden vergeben.

Und wichtig ist auch noch das Heilsopfer oder Dankopfer, denn Anbetung und Lobpreis und Danksagung sind soooooo wichtig!

Und vor allem:

Vom Sündopfer hatte der Sünder etwas, denn seine Sünden waren vergeben und er war wieder mit Gott versöhnt.

Vom Heilsopfer und Dankopfer hatte der Priester was, denn er bekam einen Teil, und der Spender hatte auch etwas davon, denn er bekam einen Großteil des Tieres zurück, um es mit Freunden und Familie bei einem Fest zu essen.

Aber vom Brandopfer hatte nur Gott etwas.

Da wurde das ganze Tier mit Ausnahme der Haut auf dem Altar verbrannt.

Nicht auf einmal und nicht als Ganzes, denn wer kann einen ausgewachsenen Stier auf den Grill hieven. Sondern das Tier wurde fachmännisch zerlegt – die zuständigen Priester mussten alle die Gesellenprüfung als Metzger haben – und dann wurden die Einzelteile nach und nach auf dem Altar verbrannt.

Das war eine ziemliche Verschwendung. Nachhaltigkeit geht anders.

Warum also hatte Gott als erstes und wichtigstes Opfer so etwas angeordnet?

Das Brandopfer zeigt die Hingabe des Menschen an Gott.

Ich gebe Gott mein Leben. Mit Haut und Haaren. Ganz und gar.

Das ging nun im Alten Testament noch nicht so richtig.

Darum gab man Gott nicht sein eigenes Leben, sondern man gab dafür das komplette Leben eines Tieres. „Nimm mein Leben, Jesu Dir, übergeb ich’s für und für“ ging noch nicht. Denn es gab noch kein neues Leben, das man bekommen konnte, wenn man sein altes Leben Gott gegeben hatte. Wenn man im Alten Bund Gott sein Leben gegeben hätte, wäre man tot gewesen. Schlechte Option.

Und dieses teure Opfer, von dem nur Gott etwas hatte und sonst niemand, das kommt in den Bestimmungen des Alten Bundes immer als erstes.

Hingabe ist in den Augen Gottes wichtiger als alles andere.

Der Mensch erklärt mit diesem Opfer, dass er Gott ganz und gar gehören will.

Und dass er sein Leben nichts und niemand anderem weihen will.

Wobei die Beispiele, um die es hier im Kapitel 6 geht, die ganze Gemeinde angehen und nicht nur den einzelnen Menschen.

Denn es geht hier um das regelmäßige morgendliche und abendliche Brandopfer. Jeden Tag zweimal. Wie die Tabletten gegen hohen Blutdruck.

Und diese Opfer waren eine Aussage des ganzen Volkes, der ganzen Gemeinde.

Die Gemeinde sagte damit: Wir, Gott, wollen uns Dir hingeben.

Es gibt so ein Lied: „Du bist würdig, Du bist würdig, du bist würdig oh Gott“. Das sollte damit gesagt sein.

Oder, noch einfacher: „Gott, wir haben dich lieb.“

Das besondere Feuer

Nun war das allerdings nicht irgendein Feuer, das auf diesem Altar brannte.

Denn als der Altar eingeweiht worden war, da war Feuer vom Himmel gekommen und hatte das Opfer verbrannt, das bei der Einweihung auf dem Altar gelegen hatten. Und diese Feuer hatten die Israeliten am Brennen gehalten.

Das war göttliches Feuer.

Darum haben Nadab und Abihu mit ihrem Leben bezahlt, als sie mit ihrem Feuerzeug, das sie als Werbegeschenk von der Gewerkschaft bekommen hatten, ein Feuer angemacht haben und damit ein Räucheropfer vor Gott dargebracht haben.

Deren Feuer war menschliches Feuer gewesen, und das geht nicht.

Denn dass das zerteilte Tier auf dem Altar verbrennt, zeigt, dass Gott das Opfer angenommen hat.

Das macht aber vor allem dann Sinn, wenn das Feuer tatsächlich göttliches Feuer ist.

Mit anderem Feuer kann man halb Australien abfackeln, das hat mit Gott nichts zu tun.

Und es war für die Israeliten ganz wichtig, dass das Feuer auf dem Altar dieses ewige Feuer war, und im 2.Makkabäerbuch kann man nachlesen, wie sie das göttliche Feuer gerettet haben, als Nebukadnezar den Tempel zerstört hat und alle Priester nach Babylon mussten. Und als sie nach über 70 Jahren den neuen Tempel in Jerusalem einweihten, haben sie das göttliche Feuer wieder hervorgeholt.

Nun ist natürlich nicht auszuschließen, dass man in der tausendjährigen Geschichte des Altars irgendwann mal geschummelt hat. Weil das Feuer ausgegangen war und man auch in keinem anderen Ofen einen Ableger dieses Feuers hatte.

Aber es geht bei der ganzen Sache weniger um die historische Wahrheit, sondern um die Wahrheit, dass dieser Gott, der ein verzehrendes Feuer ist, das Angebot der Menschen annimmt. Wenn die Menschen zu ihm gehören wollen.

Und dazu braucht es das göttliche Feuer, und das darf dann nicht ausgehen, sonst ist es nicht mehr das göttliche.

Das Wohlgefallen

Mit der Annahme des Opfers drückt Gott sein Wohlgefallen aus.

Also Gott sagt: „Ich freue mich, dass Du zu mir gehören willst.“

Und das ist eine der ganz wenigen Wege der Kommunikation zwischen Gott und Menschen.

Zumindest im Alten Testament. Aber im Neuen ist es nicht viel anders.

Der Mensch macht Gott ein Angebot, und Gott nimmt dieses Angebot an.

Und der Mensch kann wissen, dass Gott das Angebot angenommen hat, denn das Opfer ist auf dem Altar mit dem göttlichen Feuer verbrannt.

Damit ist der sichtbare Beweis für die Antwort Gottes die Asche, die unten im Aschekasten des Altars landet.

Aber über diese Asche gibt es einen eigenen Vers.

Die Asche im Neuen Bund

Im Neuen Bund ist nicht irgendwelche Asche der Beleg, dass Gott uns angenommen hat, sondern der Heilige Geist.

Steht in 2.Kor 1,22, in 2.Kor 5,5 und in Epheser 1,14. „Anzahlung“ wird das da genannt.

„Unterpfand“ hatten die alten Bibeln.

Sie sollten sich vergewissern, dass Sie diese Anzahlung auch besitzen.