Levitikus 27 – das Geloben eines Himbeerlutschers

Nicht wahr, da hat die Regulierungswut ordentlich zugeschlagen!

Was auch immer Sie Gott weihen wollen – es gibt eine Vorschrift dafür und in vielen Dingen auch noch eine Ausweichvorschrift und eine Vorschrift zum Rückgängigmachen.

Hier in Kapitel 27 können Sie alles Gott weihen: andere Menschen jedes Alters, Vieh, Häuser, Ernteerträge, sogar von geliehenen Feldern.

Sollten Sie sich selber Gott weihen wollen, müssen Sie ausweichen auf 4.Mose 6. Dort stehen die Regelungen für das Nasiräergelübde.

Seltsamerweise spielen diese Gelübde im Neuen Testament keine Rolle mehr.

Nur in Apg 18,18 und 21,23 werden solche Gelübde nebenbei erwähnt.

Oder ist es vielleicht gar nicht so seltsam?

Die Hingabe im Neuen Testament

Die Beziehung zu Gott wird im NT dadurch geprägt, dass der Mensch sein ganzes Leben Gott gibt und dafür ein neues Leben bekommt.

Die Möglichkeit, einzelne Teile des Lebens oder des Einkommens Gott zu weihen, besteht im NT also eigentlich nicht mehr, weil offiziell ohnehin schon alles Gott gehört.

Man muss an dieser Stelle leider auf den Unterschied zwischen Theorie und Praxis hinweisen. Es gibt viele Christen, die sagen, ihr ganzes Leben und damit natürlich auch ihr ganzes Geld gehören Gott, aber dann kaufen sie sich einen teuren Gegenstand oder leisten sich eine „sündhaft teure“ Urlaubsreise, fragen aber Gott vorher nicht, ob es ihm recht ist, wenn sie dieses mit seinem Geld machen. De facto machen sie mit Gottes angeblichem Geld also nicht, was Gott will, sondern was sie selber wollen. Nicht was Gott gefällt, sondern was ihnen selber gefällt.

Während es im AT keinesfalls eine Pflicht zu einem Gelübde gab, ja sogar vor voreiligen Gelübden gewarnt wurde und die Kosten sowohl für das Gelübde als auch für dessen Rückgängigmachung sehr hoch waren – wohl damit die Leute, die leichtfertig oder relativ gedankenlos zum Geloben neigten, durch die hohen Kosten zum vorherigen Nachdenken bewegt wurden – gibt es im Neuen Testament eindeutig eine nicht zu umgehende Verpflichtung zur Heiligung und Hingabe.

Das mag einem brutal erscheinen, hängt aber mit dem Charakter des neuen Lebens und der neuen Welt zusammen, die Jesus uns gebracht hat.

  • Im Neuen Bund will Gott im Menschen selbst wohnen. Der Mensch ist Tempel des Heiligen Geistes. Dazu muss dieser Mensch natürlich Gottes Eigentum sein, denn Gott wohnt ja nicht zur Miete oder mittels einer rechtswidrigen Besetzung. Im Alten Bund konnte Gott nicht im Menschen leben, denn der Mensch war sündig, und diese Sündigkeit war durch die Opfer nicht heilbar.
  • Im Neuen Bund gibt es eine völlig neue Art und Qualität von Leben. Dieses neue Leben ist göttlich, darum muss auch der Mensch, dem dieses neue Leben gehört, ebenfalls göttlich sein. Im Alten Bund gab es für die Gläubigen nur eine Verbesserung des alten Lebens: im Idealfall gesellschaftlicher und politischer Friede, Wohlstand, Gesundheit. Dafür war mehr als Gehorsam nicht nötig.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass das Angebot der Gelübde, welches der Alte Bund bereithält, ein Hinweis ist auf das, was im Neuen Bund Standard sein würde. Das, was im Alten Bund die Ausnahme war, ist im Neuen Bund die einzige Möglichkeit.

Damit erklärt sich auch die Regelwut, die dieses Kapitel 27 und das Nasiräergelübde zeigen. Denn wenn diese Gelübde nicht wichtig gewesen wären (als Zeichen für das Kommende), dann hätte man sie einfach als ungeregelte, freiwillige Möglichkeiten anbieten können: „Wer dem Tempel etwas schenken will, kann das machen.“

Sollten Sie also ein Gelübde tun wollen – ehrlich gesagt: Wenn Sie es bis jetzt noch nicht getan haben, ist vermutlich Hopfen und Malz verloren und Sie fangen am besten mit dem Christsein nochmal ganz von vorne an. Denn ohne die Heiligung und Hingabe Ihres ganzen Lebens an Gott kann es gar nicht funktionieren.