Numeri 26 – warum es dieses Kapitel gibt

Es mag schon sein, dass Ihnen das nicht passt.

Dass das Reich Gottes nach Kämpfern gemessen wird.

Wo Sie doch immer dachten, Sie könnten sich das Reich Gottes auf dem Sofa ersitzen.

Aber das geht nicht.

Darum werden hier in Numeri 26 nur die Kämpfer gezählt – also alle Männer über 20 Jahre, die, wie der Vers 2 sagt, mit dem Heer ausziehen.

Und wie groß der Anteil Ihrer Gemeinde am Reich Gottes ist, wird dadurch bestimmt, wie viele Kämpfer es in Ihrer Gemeinde gibt.

Darum werden hier die Kämpfer gezählt, und so viele Kämpfer ein Stamm hat, so groß wird der Teil des gelobten Landes, den der Stamm bekommt.

Wessen Armee?

Natürlich war schon einmal gezählt worden, also eigentlich „gemustert“. Das war in Kapitel 1, und das war recht bald nach dem Auszug aus Ägypten und kurz vor der geplanten Einnahme des gelobten Landes. Zu der es dann ja nicht kam.

Schon damals hätte man natürlich auf die Zählung (Musterung) verzichten können. Man hätte den Männern einfach sagen können, sie sollen ihre Knüppel nehmen, und dann rein ins gelobte Land und alles totschlagen, was sich ihnen in den Weg stellt, bis sie am Libanon angekommen sind.Numeri 26

Diese Leute sollten sich aber als Armee Gottes verstehen.

Sie sollten sich nicht nur als menschliche Eroberer verstehen, die fremder Leute Land an sich bringen.

Ganz nebenbei war die Eroberung Kanaans ja auch das Gericht über die Kanaanäer. (Deut 9,4; Lev 18,24+25; 2.Chr 33,2; Gen 15,16). Es war nicht nur der Auftrag dieser Kämpfer, ein Land für sich zu erobern, sondern auch die bisherigen Bewohner im Namen Gottes zu bestrafen.

Dafür musste die Kämpfer aber wissen, dass sie von Gott (oder in seinem Auftrag) gemustert und gezählt worden waren. Sie waren nicht die Armee irgend eines Feldherrn, sondern die Armee Gottes.

Eine wiederholte Zählung

Seit dem ersten Auftrag zur Eroberung des Landes waren fast 40 Jahre vergangen, und dank der letzten Plage in Numeri 25 waren nun auch die Letzten derer tot, die damals über 20 Jahre alt gewesen waren und nicht hatten kämpfen wollen.

In den 38 Jahren dazwischen war ja nicht viel Krieg gewesen. Die meiste Zeit hatten die Israeliten sich gegenseitig oder Gott bekämpft.

Aber jetzt waren völlig neue Leute da, die noch nie als Armee Gottes gezählt oder gemustert worden waren. Im Grunde musste man jetzt völlig von vorne anfangen. Und genau das machte man.

Man zählte dieses Mal aber scheinbar nach einem anderen System als beim ersten Mal. Denn es scheint so, als habe man beim ersten Mal nach den 100erschaften gezählt, die man für die Rechtspflege ohnehin eingeteilt hatte. Während man jetzt nach den Sippen zählte, was politisch nicht dumm war, weil man die Sippen damit an den Staat band und den Staat an die Sippen.

Ansonsten brachte die neue Zählung ähnliche Ergebnisse. Natürlich gibt es ein paar bedeutsame Unterschiede, u.a. den, dass Simeon wohl recht oft am Götzendienst beteiligt war und darum auch besonders oft von Strafaktionen Gottes betroffen war.

Jakob hat gesprochen

Ein paar hundert Jahre ist es her, da hatte Jakob eine Art Prophezeiung oder eben einen „Segen“ über alle seine Söhne gesprochen.

Nun steht bei diesem Segen (Genesis 49) nicht dabei, wie Jakob darauf kam, für die einzelnen Söhne sehr spezielle Segen auszusprechen. Wir wissen zu wenig über Jakobs Beziehung zu Gott, als dass wir ermessen könnten, ob und inwieweit Jakob über diese Dinge mit Gott gesprochen hat oder Gott mit Jakob.

Dass diese Dinge in der Bibel stehen, zeigt zumindest, dass die Autoren des Buches Genesis diese Aussagen in irgendeiner Form mit Gott in Verbindung bringen.

4.Mose 26Wie dem auch immer sei, und wie subjektiv oder objektiv Jakob damals tatsächlich geurteilt hat: Gott hat sich an Jakobs Segen gehalten. Das, was Jakob als von Gott erwählter Stammvater Israels gesagt hatte, das hatte normativen Charakter.

Wir finden ähnliches im Neuen Testament:

  • Der Glauben der Christen bestimmt über das, was geschieht. Selbst dann, wenn die Christen in ihrem Vertrauen nicht ganz auf der Linie Gottes sind.
  • Was die Gemeinde auf Erden löst, wird im Himmel gelöst sein, und was sie bindet … Das steht im Zusammenhang damit, dass Gott dem Petrus den Schlüssel zum Himmelreich gegeben hat. Wen Petrus reinlässt, der ist auch wirklich drin. Es gibt keinen zweiten Türsteher.

Diese Volkszählung stehen auch zu dem Zweck in der Bibel, dass wir erkennen können, wie sehr Gott sich von Menschen abhängig macht.

Eingesickert

Seit dem Aufkommen der liberalen Theologie gibt es immer wieder die These, die Israeliten seien gar nicht als Volk und alle auf einmal nach Palästina eingewandert, sondern über Jahrhunderte langsam eingesickert.

Getragen werden diese Thesen von der Idee, dass man niemals ein Volk von 2 Millionen Menschen in der Wüste über fast 40 Jahre ernähren kann.

Diese Kapitel mit den Volkszählungen sind aber schlicht zu blöde, um erfunden zu sein. Abgesehen von manchem anderen, was ebenfalls gegen die Einsickerungsthese spricht, sind solche überaus langweiligen Abschnitte wie Kapitel 26 ein solides Indiz dafür, dass die Israeliten tatsächlich als Masse eingewandert sind und nicht als Kleingruppen.

Warum gibt es dieses Kapitel?

Letztlich gibt es dieses Kapitel, weil es Gott gibt.

Der Mittelpunkt dieses Kapitels ist Gott.

Denn Gott braucht eine Armee. Sowohl gegen die Midianiter in Kapitel 31, als auch zum Gericht über die Kanaanäer, als auch zur Schaffung eines Gottesreiches auf palästinensischem Boden.

Gott braucht, um mit heutigen Worten zu reden, eine Armee, die gegen den Teufel kämpft. Der Teufel ist nicht so dumm und schwächt sich selbst. Da braucht es Gottes Leute für.

Letztlich sieht man in diesem Kapitel, dass Gott handelt. Und dass Widerstände wie ein aufsässiges Volk ihn nicht aufhalten können. Zieht sich manchmal ein bisschen, Gottes Handeln. Am Ende geschieht aber dann doch das, was Gott ohnehin schon lange wollte.