Hebräer 3,14 Christus an der Börse

Liest sich ganz flüssig, dieser Text.

Solange man nicht über ihn nachdenkt.

Tut man das aber, wird er holprig.

Denn man soll sich vorsehen vor dem Betrug der Sünde, der einen verhärtet. Weil man nämlich, sofern man die Zuversicht behält, Teilhaber des Christus geworden ist.

Um den Text zu verstehen, muss man definieren, was eigentlich der „Betrug der Sünde“ ist.

Und das sind hier nicht Sex, Drugs and Rock‘n Roll. Auch nicht Reichtum und goldene Wasserhähne.

Der Betrugsversuch

Der Betrug besteht darin, dass die Sünde den Menschen in der Wüste erzählt, sie würden niemals im gelobten Land ankommen. Sie werden das nicht schaffen. Und von Gott sei schon im Moment nicht viel zu sehen, und das wird in Zukunft auch nicht besser.

Die Sünde nimmt einfach das, was man auf den ersten Blick sieht, und erklärt es zur Wahrheit.

Aber die wahre Wahrheit ist, so sagt der Autor, dass wir längst Aktionäre des Christus sind. Teilhaber halt.

Auch die in der Wüste waren bereits Teilhaber des gelobten Landes:

  • Sie hatten schon Manna. Das, wo später die großen Weintrauben und die fruchtbaren Olivenbäume draus werden sollten.

  • Sie hatten schon die Nähe Gottes. War noch in einem Klappzelt. Aber nahe. Oder in der Säule: Tagsüber dunkel, nachts hell.

  • Sie hatten bereits den WUNDERbaren Schutz. Wasser auf unterschiedlichste Art und Weise; Meeresarme, die rechtzeitig austrockneten und wieder voll liefen.

So sind auch wir und die Hebräer heute Aktionäre des Christus. Uns gehört noch nicht der ganze Christus, aber schon ein Teil, und wir haben schon das Recht auf die Auszahlung einer Dividende.

(Paulus nennt das in 2.Kor 1,22 und Eph 1,14 „die Anzahlung“ und meint den Heiligen Geist.)

Und ja, man sieht das nicht so offensichtlich. Aktionären sieht man nicht an, dass sie Aktionäre sind.

Das unsichtbare Sein

Wenn die Hebräer jetzt zurück zu Mose wollten, würden sie ihre Aktien aufgeben. Das ist, was die Sünde will, und das ist, wovor der Schreiber warnt.

Und die Betonung des Textes liegt hier darauf (wie schon in Vers 1), dass die Leser des Briefes bitte zur Kenntnis nehmen mögen, wer sie sind. Dem Wesen nach. Und was sie deshalb verlieren würden, wenn sie sich wieder dem Judentum zuwenden würden.

Denn wer seine Aktien zwischenzeitlich verkauft, wird von den Kursgewinnen, zu denen es am Ende der Zeit kommen wird, nichts haben. Und die werden exorbitant sein.

Wer die Aktien abstößt, ist nicht mehr Teilhaber.

Wer seine Aktien verkauft, ist draußen.