Hebräer 8 – die Langweiligkeit dieses Kapitels

Ziemlich langweilig, nicht wahr?

Diese Kapitel im Hebräerbrief über Hohenpriester und Opfer und Zelte.

Woran das liegt, zeigt das folgende Bild und die nachfolgende Erklärung:

Erklärung: Die Unerklärbarkeit

Das, auf was es eigentlich bei der ganzen Sache ankommt, ist nicht erklärbar.

Die Dinge, die in dem Kreis stehen, können nur indirekt erklärt werden, nie direkt.

Wenn Sie verstehen wollen, was „heiliger Geist“ ist, müssen Sie es erfahren.

Wenn Sie wissen wollen, was „Nähe zu Gott“ tatsächlich ist, müssen Sie es erfahren.

Das hat damit zu tun, dass wir es bei diesen Dingen direkt und ohne Umwege mit Gott zu tun haben, der zwar erfahrbar ist, aber nicht beschreibbar.

Auch die Erfahrung mit Gott ist nicht beschreibbar, weil es keine Parallele auf der Welt gibt, mit der man das vergleichen könnte.

Die Einmaligkeit Gottes ist so einmalig, dass man die Dinge innerhalb des Kreis nur indirekt beschreiben kann.

Jesus

Auch Jesus konnte das, was das Ziel all seiner Bemühungen war, nur indirekt beschreiben. Jesus beschrieb das zu Erwartende vor allem aufgrund der großen Ideen, die mit dem Reich Gottes wahr werden sollten:

  • die Besiegung des Teufels durch Austreibung der Dämonen
  • die Macht der Gläubigen über die Materie z.B. an der Speisung der 5000 oder beim Gehen auf dem Wasser
  • das umfassende Heil für den ganzen Menschen mit der größtmöglichen Gesundheit (die größtmögliche Gesundheit ist seit Jesu Auferstehung das ewige Leben) durch die vielen Heilungen und durch die Heilung aller und nicht nur einer Auswahl
  • die Möglichkeit für jeden Menschen, sich Gott zu nahen, und nicht nur Priester und Schriftgelehrte, durch seinen Umgang mit den Randgruppen der damaligen Gesellschaft
  • die Möglichkeit grenzenloser Liebe, weil der Liebende in Gottes Nähe keiner Gefahr mehr ausgesetzt ist

Aber auch Jesus konnte das, was wir heute haben (können), nur indirekt beschreiben, weshalb ihn seine Jünger nach der Auferstehung auch fragen, ob er denn jetzt das Reich wieder herstellt. Die Jünger hatten nicht verstanden, was nun eigentlich zu erwarten war, und verstanden es erst, als sie es an Pfingsten erlebten.

Paulus

Paulus beschreibt das Reich Gottes eher an den Auswirkungen, die diese Nähe zu Gott für unser tägliches Leben hat

  • dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann
  • dass alles zu unserem Vorteil sein muss
  • dass alles zu unserer Verfügung steht: Welt oder Leben oder Tod, Gegenwärtiges oder Zukünftiges (1.Kor 3,22)
  • die Feinde zu lieben, gastfrei zu sein ohne murren
  • übernatürliche Geistesgaben

Paulus versucht manchmal, zu beschreiben, was er mit Gott erlebt hat – dass er im dritten Himmel gewesen ist; dass er mehr in Zungen redet als andere; dass Gott mit ihm geredet hat; - aber letztlich schafft auch Paulus keine verständliche direkte Beschreibung der Nähe zu Gott in aktueller Zeit. Auch Paulus kann es nur indirekt beschreiben.

Die Johannesbriefe …

… zeigen die emotionale Seite unserer Beziehung zum Neuen Bund. Liebe und Verpflichtung, aber auch Gottes Hass gegen das Böse und damit unsere richtige Haltung.

Johannes beschreibt hier das neue Leben mittels der Hingabe und des sich der Sache Weihens.

Die Johannesbriefe beschreiben die Nähe zu Gott und das sichere Feststellen des Heiligen Geistes ebenfalls (1.Jh 3,6 „gesehen und erkannt“; 1.Jh 3,21 „Freimütigkeit zu Gott“; 1.Jh 3,24 der Heilige Geist als Beweis des Innewohnen Gottes – dazu muss der Geist aber definitiv feststellbar sein), aber auch Johannes ist nicht in der Lage, das Leben mit Gott direkt zu beschreiben.

Die Offenbarung …

… beschreibt, was hinter unserem Rücken passiert. Also in der unsichtbaren Welt, die uns umgibt. Sie beschreibt die Wirkungen des Neuen Bundes auf den Teufel und umgekehrt die Wirkungen des Teufels auf die Welt, seit es den Neuen Bund gibt. Aber auch die Wirkungen der unsichtbaren Mächte können nur in Bildern und damit indirekt dargestellt werden. Wie man das tatsächlich erlebt, wenn man mit diesen Wirkungen konfrontiert ist, wird nicht beschrieben. Weil übernatürliches Wirken eben nicht beschreibbar ist.

Der Hebräerbrief …

… beschreibt nun die technischen Vorgänge, die dem neuen Bund zugrunde liegen. Er beschreibt sie unter Verwendung der technischen Begriffe und Vorgänge des Alten Bundes, da die Leser sich dann wenigstens ein bisschen vorstellen konnten, was gemeint war. Wie sich aber diese Vorgänge praktisch im täglichen Leben der Gläubigen auswirken, kann der Hebräerbrief auch nicht beschreiben.

Die Langweiligkeit des Hebräerbriefes für heutige Leser kommt daher, dass die technischen Begriffe wie Zelt, Opfer, Hohepriester und Heiligtum für uns geschichtlich und kulturell keine Bedeutung haben, während sie für die damaligen Leser Bestandteil ihres Lebens und ihrer Sozialisation waren.

Zusammenfassung

Während die Gebrauchsanweisungen für irdische Geräte vollständig, verständlich und erschöpfend sein können, kann es eine nachvollziehbare Beschreibung des Lebens mit Gott nicht geben.

Sollten Sie also Ihr eigenes Leben mit Gott beschreiben können, dann wissen Sie damit, dass Ihnen etwas Entscheidendes fehlt.

Der Sinn all der Dinge, die Jesus getan hat, war, eine tatsächlich feststellbare Nähe zu Gott herstellen zu können. Eine Nähe, die man sich nicht einbilden muss und an die man nicht glauben muss, sondern die direkt erfahrbar ist.

Das Problem der Bibel ist, dass sie in menschlicher Sprache verfasst ist, es aber in menschlicher Sprache keine Begriffe gibt, die eine derart intensive Anwesenheit Gottes wiedergeben können.

So versucht jeder Autor des neuen Testamentes auf seine Art, das Unbeschreibbare wenigstens indirekt zu beschreiben.