Hebräer 11,39+40 die eine einzige Verheißung

Das sind schon lange und verwobene Gedankengänge, die der Autor hier beschreitet.

Denn letztlich geht er davon aus, dass alle diese Glaubenshelden, die er im elften Kapitel hat auftreten lassen, immer noch an der Verheißung für Abraham arbeiteten und auf ihre Erfüllung warteten.

Alle die, die da aufgezählt werden, haben individuelle Verheißungen erfüllt bekommen.

„Durch den Glauben ein Zeugnis erhielten“, nennt das der Autor.

Ihnen allen hat Gott eine Art von Kampf beschert, und vielen hat er zu einem triumphalen Sieg verholfen.

Aber das Eigentliche, das Gott angekündigt hatte, haben sie nicht erreicht.

Komplex geguckt

Die ganze Sache wird dadurch verkompliziert, dass es nicht nur eine Verheißung an Abraham gibt, sondern eine ganze Reihe, die sich gegenseitig ergänzen.

Am bekanntesten ist vermutlich diejenige, wo Abraham eine unzählbare Nachkommenschaft versprochen wird. Und wo seinen Nachkommen das Land Palästina zugesagt wird.

Man kennt auch noch, dass alle Geschlechter der Erde, also alle Gruppen von Menschen weltweit, durch Abraham gesegnet werden sollen.

Weniger bekannt ist, dass alle Feinde der Nachkommen Abrahams chancenlos sein werden, sondern dass ihnen ihre Machtbezirke abgenommen werden und dass jeder, der die nachkommen Abrahams verflucht, selber verflucht werden wird (Genesis 22,17 und 12,3).

Alle diese Zusagen Gottes waren aber durch die Existenz Israels auch zur Zeit Jesu noch nicht erfüllt:

  • es waren nicht alle Nationen durch die Existenz von Israels gesegnet (fragen Sie die Mongolen!)
  • es waren nicht im Ansatz alle Feinde der Gottesfürchtigen besiegt, wie man an der Anwesenheit und Handlungsweise der Römer in Palästina sehen konnte
  • und, ganz nebenbei: Das Land gehörte zur Zeit Jesu eben auch nicht den Israeliten, sondern den Römern.

Sie auch, ich auch.

Wir leben heute in einer ähnlichen Situation.

Die Möglichkeiten zur Verwirklichung dieser Verheißung sind zwar gestiegen: Der Teufel ist prinzipiell besiegt und die Tore des Feindes damit ansatzweise überwunden. Der Geltungsbereich des Wortes Gottes ist auf „weltweit“ umgeschaltet worden.

Trotzdem sind wir – zumindest sachlich – vom Heil der Welt oder vom Neuen Jerusalem noch weit entfernt.

Wir sind also letztlich genauso wie die früheren Israeliten Wartende, die eines Tages Teil des neuen Reiches sein wollen. Wir arbeiten genauso wie die Früheren daran, diese Verheißung aufrecht zu erhalten.

Nur noch eine Gruppe

Der Vers 40 sagt, dass die Damaligen und wir jetzt eine Gruppe sind: Nämlich die Gruppe der Wartenden.

Und den Früheren wollte Gott nicht schon damals die Verheißung verwirklichen, weil ja noch eine viel größere und herrlichere Möglichkeit ins Haus stand, als die sich damals vorstellen konnten.

Und wenn die Damaligen ins Neue Jerusalem einziehen wollen, dann müssen sie genau wie wir warten, bis die neue Stadt vom Himmel auf die (neue) Erde herabkommt.

Und damit sie diese epochale Ereignis nicht verpassen, darum hatten sie den unbefriedigenden Zustand, dass niemals die gesamte Zusage Gottes erfüllt wurde.

Falls Sie, lieber Leser, das Reich Gottes in seiner Vollendung noch nicht sehen können: Das gehört so.

Die Hebräer, die Israeliten und wir müssen noch vertrauen.