Hebräer 12,2 Anfänger und Vollender

Beliebter Spruch, dieser Anfang von Vers 2.

Auf Kalendern, Postkarten und sonstiger Spruchpappe.

Klingt gut.

Falls Ihnen mal jemand so eine Karte in die Hand drückt, lassen Sie sich von demjenigen erklären, inwiefern Jesus denn „Anfänger des Glaubens“ ist. Und Vollender des Glaubens.

Dann haben Sie nämlich schnell Ruhe.

Weil die meisten den Spruch gar nicht verstehen.

Allgemein, nicht speziell

Fängt schon damit an, dass es gerne falsch zitiert wird. Der, der das hier schreibt, war am 16.2.2020 in einem Gottesdienst, wo dieser Spruch zitiert wurde – und zwar falsch. Man zitierte nämlich „unseres“ Glaubens, was da jedoch nicht steht.

Denn es geht nicht um den Anfang von meinem privaten Glauben und auch nicht um den Glauben meines Gemeinde. Sondern es geht um den Glauben an Gott als Erlöser ganz allgemein.

Anfänger

Es ist natürlich schwierig, zu sagen, Jesus sei vor Beginn der Welt schon als göttliche Person im Himmel rumgelaufen.

Es ist schwierig, weil das Alte Testament gar nichts davon berichtet und weil es die Person namens „Jesus“ auch erst seit der Schwangerschaft von Maria gibt.

Einen „Sohn Gottes“ gibt es im Alten Testament nicht.

Nichtsdestotrotz ist Jesus schon vom Anfang der Weltgeschichte an mitgedacht.

Der Plan der Erlösung war bereits Teil der Schöpfung, und der Höhepunkt der Erlösung findet sich in Jesus.

Schon Kain wurde von Gott vor seinen Verfolgern erlöst (1.Mose 4,15).

Henoch wurde vom Tod (und den ihn umgebenden Sündern) erlöst.

Noah wurde von der Flut erlöst.

Die Israeliten wurden aus der ägyptischen Sklaverei erlöst.

David erlöste die Israeliten vom Terror der Philister und einiger anderer.

Und seit David wartet man auf einen König, der die Gläubigen von den schlechten Menschen erlöst.

Der Glaube an Gott wird also die ganze biblische Geschichte hindurch getragen von der Hoffnung auf Erlösung und damit auch von einer Hoffnung auf optimale Nähe zu Gott.

Adam und Eva konnten Gott sehen. Das Vertrauen zu Gott, das von ihnen verlangt wurde, war anders als unseres, die wir Gott nicht sehen können und die wir in unangenehmen Umständen leben.

Seit Kain aber war „Glaube“ immer das gleiche, das wir heute auch als „Glaube“ bezeichnen.

Seit Kain ist „Erlösung“ Grund für Glauben, denn seit Kain ist Gott ein erlösender Gott. Und diese Erlösung kumuliert in der Person Jesus.

Somit kann man also tatsächlich sagen, dass Jesus der Anfänger des Glaubens ist. Weil die Erlösung, für die Jesus steht, seit Anbeginn der Zeiten das kennzeichnende Ansinnen Gottes war.

Vollender

Der Glaube ist fertig.

Mehr zu glauben und zu erwarten, als durch Jesus gekommen ist, geht nicht.

Jesus hat uns die absolute, felsenfeste Nähe zu Gott gebracht, die uns auch der Teufel nicht mehr nehmen kann. (Es sei denn, wir erlauben es ihm.)

Während die Israeliten noch auf größere Heilsgüter hoffen konnten, als sie selbst bereits hatten, haben wir den Gipfel des Möglichen erreicht.

Jede Verheißung wird in Jesus erfüllt, jede Forderung des mosaischen Gesetzes wird in Jesus erfüllt, und jedes Hindernis zwischen Gott und uns ist durch Jesus beseitigt.

Man kann nicht mehr glauben, als wir glauben können, und man kann Gott nicht tiefer oder umfangreicher vertrauen, als wir es können.

Der Glaube als solcher ist fertig. Weil mehr auf der Erde einfach nicht geht.

Somit ist Jesus tatsächlich der Vollender des Glaubens.