Hebräer 13,00 und plötzlich wird er praktisch

Erscheint einem ja schon ein bisschen unpassend.

Nach soviel Theologie kommt er jetzt plötzlich mit praktischen Anweisungen.

Selbst wenn er während des vorhergehenden Theorieteils irgendwelche Aufforderungen an die Leser richtete, dann waren diese denkbar unkonkret und sprachen von so Sachen wie der Heiligung und dem Glauben. Also von recht nebulösem Zeugs.

Und jetzt wird er auf einmal präzise und genau.

Weil der Mensch nicht nur das einzige Wesen auf der Erde ist, das Gott erkennen kann.

Sondern auch das einzige Wesen, das sein Leben bewusst verändern kann.

Das einzige Wesen, das von außen auf das eigene Leben schauen kann.

Damit ist der Mensch aber auch das einzige Wesen, welches Gottes Herrlichkeit absichtlich demonstrieren kann, sichtbar machen kann.

Nicht wie die Sterne oder die Eichhörnchen. Die verkünden die Eigenschaften Gottes eher zufällig, und eigentlich verkünden sie diese auch nur den Menschen.

Die Frage nach der Zukunft

Die Hebräer hatten jetzt sehr ausführliche Erklärungen bekommen, warum ihre Rückwendung zum Judentum falsch war und eine Hinwendung zu Jesus das einzig Richtige war.

Hätten sie sich dem Judentum zugewendet, hätten die Hebräer gewusst, wie sie ihr Leben führen sollen. Jüdischer Lebensstil war als solcher bekannt.

Aber wie lebt man, wenn man Jesus als Erlöser hat und nicht den Tempel in Jerusalem?

Man kann sich bewusst verändern, als einziges Lebewesen der Welt. Aber wie, wohin?

Natürlich könnte man den Hebräern jetzt den ganz großen Bogen erklären. So wie Jesus das in der Bergpredigt gemacht hat. Der Sinn der Lebens. Die Berufung Gottes im allgemeinen, speziellen und besonderen.

Ja nun.

Offenbar hatten die Hebräer gerade ein bisschen Krise.

Irgendwie eilte da gerade alles, in Vers 23 weist der Autor ja darauf hin, dass er bald kommen will, und in Vers 22, dass er nur kurz geschrieben hat.

Und wenn Leute gerade im Krisenmodus sind – so sehr, dass sie ihren Glauben aufgeben wollen – dann nutzt es bei vielen Leuten nicht, ihnen die großen philosophischen Gedankengänge darzulegen.

Dann muss man denen sagen: Erstens, zweitens, drittens. Das wichtigste für die nächsten Wochen in wenigen Sätzen.

Ein Tutorial, um in der jetzigen Situation zu überleben.

Eine Orientierung geben darüber, was als nächstes dran ist.

Um die Leser nicht mit furchtbar viel Weisheit zurückzulassen, aber ohne eine Ahnung, wo sie ihre Energien und ihren Focus jetzt hinwenden sollen.

Was der Autor nicht sagt

Im Großen gesprochen wäre es die Aufgabe des Menschen, Gott zu verherrlichen.

Wer Gott tatsächlich erkannt hat, hat nur noch diesen einen Auftrag: Gottes Wesen sichtbar zu machen.

Darum soll man verwandelt werden in das Bild Gottes (2.Kor 3,18).

Darum soll man vollkommen werden wie Gott (Mt 5:48).

Immer so handeln, wie Gott handeln würde.

Da die Hebräer aber offenbar schon die großen Züge von Gottes Heilshandeln nicht verstanden hatten, war es jetzt vielleicht der falsche Moment, mit den großen Zügen des neuen Lebensstils zu kommen.

Darum verzichtet der Autor auf den großen geistlichen Wurf und zählt nur ein paar Dinge auf, die aktuell eine Möglichkeit sind, die Andersartigkeit Gottes im eigenen Leben zu zeigen.

Es steht Ihnen, lieber Leser, selbstverständlich frei, noch mehr Möglichkeiten zu entdecken, wie Sie die Besonderheit Gottes in Ihrem Leben darstellen können.

Aber vielleicht schauen Sie vorher, ob Sie denn die paar Dinge, die der Autor hier im Kapitel 13 aufzählt, schon erledigt haben. Scheinen ja nicht unwichtig zu sein. Sonst hätte der Autor andere aufgeschrieben und nicht diese.

First things first.

Also los: Erfüllen Sie die Aufforderungen von Hebräer 13.