Hebräer 13,7-8 des Satzes Seltsamkeit

Es fällt ja nicht mehr auf.

Weil dieser Satz einem von so vielen Plakaten und Postkarten entgegen kommt.

Aber dieser Satz, dass Jesus Christus gestern und heute und so, der passt hier überhaupt nicht rein.

Sofern man den Text im Zusammenhang liest.

Und wenn man bedenkt, in welch einem Brief dieser Satz steht, dann meint der Satz vermutlich etwas ganz anderes, als man gerne darin lesen will.

Was Vers 8 NICHT sagt

Der Satz über Jesus Christus gestern und heute sagt nichts über die Präexistenz des Sohnes Gottes.

Der Satz sagt auch nichts über die ewige Unwandelbarkeit des Gottessohnes. Denn „Ewigkeit“ würde sich in diesem Sinne auch auf die Vergangenheit beziehen, die Vergangenheit kommt in diesem Satz aber recht kurz weg.

Vers 8 sagt in keinster Weise etwas ähnliches, das auch die Psalmen schon sagen: Nämlich dass Gott immer der gleiche ist, sich niemals ändert und darum eine hohe Zuverlässigkeit hat. (Psalm 102,28 sagt so etwas und Maleachi 3,6 oder Jesaja 46,9).

Das wussten die Hebräer nämlich schon, und das glaubten sie auch.

Man könnte sagen: Das war ja gerade das Problem, dass sie so sehr dem alten Bund verbunden waren.

Wenn der Vers 8 etwas sagen würde, was in den Psalmen ohnehin schon steht, dann wäre er überflüssig. Es wäre auch seltsam, dass man über die Anführer der christlichen Gemeinden an dieser Stelle etwas sagt, was ohnehin Glaubensgut der alttestamentlich gesinnten Juden war.

Denn der Hebräerbrief will ja gerade den Gegensatz darstellen zwischen dem Alten Bund und dem Neuen Bund.

Der Titel des Gottessohnes

Es fällt ja auf, dass der Autor hier „Jesus Christus“ sagt. Nachdem er den ganzen Brief über entweder „Jesus“ oder „Christus“ gesagt.

Es fällt auch auf, dass er „gestern“ sagt und nicht „schon immer“ oder „von jeher“.

Denn das, um was es hier geht, gibt es nicht „schon immer“.

Das gibt es erst seit gestern. Bildlich gesprochen.

Dass wir einen König haben, einen Erlöser, einen Machtinhaber, das ist neu.

Und das ist der Unterschied.

Die Frage ist hier nicht die nach der ewigen Zuverlässigkeit und Unveränderlichkeit.

Die Frage hier ist eine Frage nach der Macht.

Die Anführer

Was man an den Anführern und am Ergebnis ihres Lebens sehen soll, ist nicht die Zuverlässigkeit Gottes. Die stand für die Hebräer überhaupt nicht in Frage.

Man soll an den Anführern des Neuen Bundes ja gerade den Unterschied zu den Anführern des Alten Bundes sehen.

Es soll den Hebräern ja gerade vor Augen geführt werden, was die Anführer anders und besser gemacht haben als die Hebräer.

Was der Vers 8 sagen will

Mit Jesus ist eine völlig neue Dimension von Macht zu den Gläubigen gekommen. Nämlich das Reich Gottes.

(Das war ja das, was die Leute an Jesus so erstaunt hat: Dass er mit Vollmacht redete und befahl.)

Man kann jetzt dem Teufel befehlen und der Sünde gebieten.

Man hat jetzt Zugriff auf die himmlischen Ressourcen.

Man kann im Namen Jesu beten und auch einiges anderes tun.

Der Glaube kann Berge versetzen und Feigenbäume töten.

Gott kann direkt zu den Menschen reden, ohne den Umweg über Priester und Propheten.

Oder, zusammenfassend gesagt: Es gibt jetzt Heiligen Geist, das Innewohnen Gottes im Menschen, mit all den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.

Und das hat den Anführern der Gemeinde natürlich einen völlig anderen Style ermöglichst als den Priestern am Tempel.

Sterben nach Vers 7

Und nein, man soll sich nicht anschauen, wie die Anführer gestorben sind: An einer Fischgräte, an Krebs oder als Märtyrer.

„Der Ausgang ihres Wandels“ meint das Ergebnis ihres Lebensstils.

Das, so kann man nach dem vorigen Abschnitt dieses Artikels erwarten, deutlich anders war als das Ergebnis des Lebensstils des Hohepriesters am Tempel.

Und man soll den Glauben der Anführer nachahmen, um zu ähnlichen Ergebnissen zu kommen. (Nicht, um ebenfalls an einer Fischgräte zu ersticken.)

Und das geht.

Denn Jesus Christus ist derselbe – zwar erst seit gestern und keineswegs von Ewigkeit her, aber von jetzt an dauerhaft und für immer.

Und darum passt der Vers 8 eben doch an diese Stelle des Briefes. Weil er begründet, warum die Anführer der Gemeinde als Vorbilder dienen können, die Mitarbeiter am Tempel aber nicht.