Hebräer 10,35-36 Instantsegen

Natürlich hätte man erwarten können, dass Gott sich ein bisschen beeilt.

Man erwartet von einer Kopfschmerztablette ja auch, dass sie innerhalb einer halben Stunde hilft.

Und die Hebräer hatten für Gott einiges auf sich genommen. Das wird in den Versen 32 bis 34 ja berichtet.

Und nun erwartet man selbstverständlich in einem überschaubaren Zeitraum die Belohnung.

Die kommt aber nicht.

Wobei man eigentlich schon davon ausgehen kann, dass sie irgendwann kommen wird.

Denn es sieht Gott nicht ähnlich, dass er nicht segnet.

Da die Liebe zu Gottes Wesen untrennbar dazu gehört, kann man mit ihr rechnen.

Dass Gott sich letztlich nichts schenken lässt, ist so weit bekannt. Man dient Gott nicht umsonst, und die Liebe zu Gott wird garantiert erwidert.

Aber dieses Mal ließ Gott sich Zeit.

Und das, was man in so einer Zeit braucht, nennt man „Glaube“.

Oder „Zuversicht“, wie es hier heißt.

Also das Vertrauen darauf, dass Gott tatsächlich so ist, wie man das immer gedacht hat, und dass Gott wirklich so handeln wird, wie man das von ihm erwartet.

Und diese Zuversicht wollten die Hebräer wegwerfen.

Je länger es dauerte, um so weniger waren sie emotional überzeugt, dass sich der Einsatz für Gott lohnt.

Intellektuell war man schon überzeugt, aber eine theoretische Erkenntnis, die nicht die Gefühlslage beeinflusst, verliert irgendwann an Kraft.

Und Kraft braucht man, um das tägliche Leben zu bestehen.

Um die eigene Meinung (über Gott) gegen andere Meinungen behaupten zu können.

Und diese Kraft muss von irgendwoher kommen.

Und die Hebräer meinten nun, diese Kraft muss daraus kommen, dass Gott ihr richtiges Verhalten, das sie sich ja einiges haben kosten lassen, innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes belohnt.

Aber in Vers 38 wird den Hebräern dann mit einem Zitat aus Habakuk (2,4) der Kopf zurechtgerückt.

Denn Gott belohnt nicht in erster Linie bestimmte Leistungen, sondern Glauben.

Und Jesu große Aussagen und berühmtesten Sprüche gehen über den Glauben, nicht über die verdienstvolle Hingabe.

Die Erwartung, dass Gott meinen Einsatz belohnen wird, ist vom Prinzip her vermutlich nicht falsch. Auch wenn es von Jesus die Geschichte mit dem Sklaven gibt, der weiterarbeiten muss, bis er fertig ist (Lukas 17,7+8).

Aber was Gott weitaus höher belohnt als Einsatz und Leistung, ist Glaube.

Und das ist, was hier von den Hebräern verlangt wurde.

Und die dachten, mit der Leistung wäre schon genug Leistung erbracht.