Apostelgeschichte 4,33 Gnade mit Ausmaßen

Auch so eine Witznummer: Missionsberichte.

Müssen regelmäßig geschrieben werden, weil sonst das Geld der Spender nicht mehr fließt.

Aber in den meisten Fällen ist Mission ein sehr zähes Geschäft.

Da passiert nicht viel.

Aber alle 3 Monate muss eine Seite vollgeschrieben werden.

Und weil Lügen ja nicht geht, deshalb füllt man die Zeilen mit frommen Phrasen.

So wie hier: „Und große Gnade war auf ihnen allen.“

Nur dass Lukas keinen Missionsbericht schrieb. Sondern eine Reportage für Theophilus, damit der im Bilde war.

Was sollte Theophilus wissen?

Was Theophilus NICHT wissen sollte

Lukas schreibt nicht, dass große Gerechtigkeit auf ihnen allen war.

Das wäre ja das Gegenteil von Gnade: Gerechtigkeit.

Lukas schreibt also nicht, dass jeder das bekam, was ihm zustand.

Und zwar auf den Cent genau, denn es ist große Gerechtigkeit, nicht durchschnittliche.

Was es gab

Es war weit mehr als Gerechtigkeit auf den Leuten.

Sie hatten weit mehr, als sie verdient hätten.

Und sie haben das nicht bekommen aus Zufall oder wegen glücklicher Fügungen oder weil sie so fleißig und kreativ waren.

Gnade verlangt immer einen, der gnädig ist. Gnade ist kein Selbstläufer.

Der ganze Laden war so voller Geschenke Gottes – so umfassend – so unermesslich – so unbeschreiblich – dass Lukas das hier in einem solchen Sammelbegriff zusammenfasst.

Die Anzahl derer, welche.

Die große Gnade war auf ihnen allen.

Das sind ziemlich viele. Rein prozentual.

Es war nicht so, dass die Gnade nur auf einigen wenigen war, und die anderen applaudierten und bewunderten die Wenigen.

Das war nicht der Segen für die Führungselite der Gemeinde.

Das ging bis unten durch.

Die Berichtenswertigkeit

Nun kennt man das ja: Im Gottesdienst werden Loblieder und Dankespsalmen gesungen und noch ein paar Halleluja draufgelegt.

Und kaum ist der Gottesdienst rum, wird gejammert und geklagt:

  • über die Regierung
  • und über die Mieten
  • und über das System
  • und über die Gesundheit
  • und über die Nachbarn

Wenn es also so gewesen wäre wie bei uns, dann hätte Lukas nichts zu berichten gehabt.

Es war aber nicht so wie bei uns.

Sondern das, was Gott geschenkt hatte, unverdienter Weise, das war so groß und so dominant, dass man mit dem römischen Kaiser und der Besatzungsmacht klaglos leben konnte.

Wenn Dagobert Duck in seinen Goldtalern badet, dann stören ihn ein paar rostige Centstücke dazwischen nicht. Das Gute ist so groß, dass man das Unperfekte leicht ertragen kann.

Ein Hoch auf die Gemeinde, bei der der Segen zum Alltag gehört. Und wo das Halleluja nach dem Gottesdienst nicht aufhört.