Apostelgeschichte 17,27 Philosophie für Philosophen

Was ist der Sinn des Lebens?

Warum gibt es Menschen?

Paulus hat in Vers 26 erklärt, dass alle Menschen von Gott abstammen und dass letztlich alle Menschen von Gott abhängig sind.

Und weil der Lukas hier nur die Kurzfassung der Antwort des Paulus geschrieben hat, müssen wir uns einige Details denken. Details, die Lukas für uns nicht aufgeschrieben hat, weil wir sie ohnehin wissen. Aber die Philosophen wussten es nicht.

Nämlich dass Paulus von dem Gott redet, der überall ist.

Der in einem Paralleluniversum zu unserem lebt, aber dessen Universum ist nicht neben unserem, sondern es durchdringt unseres. Gottes Universum geht durch unser Universum quer durch.

Dass Paulus von dem Gott redet, der uns überall nahe ist, das erfahren wir bei Lukas nur nebenbei.

Aber wenn dieser Gott, von dem alle Menschen abhängen, uns immer nahe ist, dann wäre es nach Paulus der Sinn des Lebens, diesen nahen Gott auch wahrzunehmen.

Zu fühlen.

Zu ertasten.

Zu finden. Also feststellen zu können, dass er da ist.

Nahe ist Gott ohnehin.

Aber wenn er nun schon nahe ist, was liegt dann näher, als einen Kontakt zu ihm herzustellen?

Noch dazu, wo die gesamte Geschichte des Alten Testamentes den Versuch Gottes darstellt, den Kontakt zu den Menschen aufzunehmen.

Den Kontakt zu Gott aufzunehmen wäre also kein Gewaltakt gegen Gott, sondern man würde bei Gott offene Türen einrennen.

Weil der Mensch eigentlich erschaffen wurde, damit Gott ein Gegenüber hat.

Der imaginäre Gott

Paulus redet also von dem realen Gott, den man finden und spüren kann.

Im Moment haben wir in den Kirchen und Gemeinden allerdings das Problem des imaginären Gottes.

Eines Gottes, den man sich vorstellt.

Der Gläubige von heute hat viele Informationen über Gott.

  • Aus der Bibel.
  • Aus der Tradition der Kirchen.
  • Von anderen Menschen. Einschließlich Tante Gertrud.
  • Aus dem Religionsunterricht und aus den Medien (einschließlich der „sozialen“).

Aus diesen Informationen sucht der Gläubige jetzt diejenigen raus,

  • die er versteht und die ihm einleuchten
  • die mit seiner Persönlichkeitsstruktur und seinen Wünschen und Bedürfnissen übereinstimmen.

Der letzte Punkt erklärt, warum es so wenig Einheit in den Gemeinden gibt:

Der eine Mensch braucht einen strengen, gradlinigen Gott.

Der andere Mensch braucht einen gütigen, warmherzigen Gott.

Der nächste braucht einen gerechten Gott – zumindest was die anderen Menschen angeht. (Mir gegenüber sollte er vielleicht besser nicht zu gerecht sein.)

Ein anderer Mensch braucht einen klugen, intelligenten Gott.

Mein Gottesbild sagt also viel über mich selber aus.

Realer versus imaginärer Gott.

Nun ist Gott selbst natürlich real. Und es gibt unveränderliche Tatsachen über ihn.

Aber in den Gemeinden haben wir es meistens mit dem imaginären Gott zu tun, den die Leute sich aufgrund ihrer Informationen und ihrer Bedürfnisse vorstellen.

Es wäre also an der Zeit, dass Paulus mal wieder unsere Gemeinden besucht und den Leuten klarmacht, dass sie bitte den wirklichen Gott finden sollen.

Denn wenn sie den gefunden haben, dann können sie feststellen, wie Gott wirklich ist. Erfahrung hilft ungemein gegen phantasievolle Ideen.

Und man hätte ganz nebenbei den Sinn des Lebens gefunden.

Denn, so sagt Paulus hier: Den wahren Gott tatsächlich zu finden (und nicht nur die Idee über ihn), das ist der Sinn der menschlichen Existenz.