Johannes 16, 16+17+19

Es fällt ja auf. Dass die Aussage „Eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht mehr, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen“ in diesen Versen 3x hintereinander stehen.

Als wenn der Text für Doofe geschrieben ist.

Und dabei ist dieser Text für uns doch sowieso egal. Das bezieht sich doch auf Jesu Erscheinen bei den Jüngern zwischen Auferstehung und Himmelfahrt. Ist also vorbei.

Das war aber auch schon vorbei, als Johannes das aufgeschrieben hat. Schon lange vorbei.

Warum wiederholt Johannes hier dreimal, was eigentlich niemanden mehr interessiert?

Weil das genau das Problem ist. Dass das heute niemanden mehr interessiert.

Für die Jünger war ja die Frage die: Wenn Jesus weggeht, was bleibt uns dann? Womit arbeiten wir weiter?

Klar, sie hatten die Bibel. Die würde ihnen bleiben.

Das mit dem Heiligen Geist war schon schwieriger. Sie kannten den zwar, nicht nur aus dem Alten Testament. Sondern auch sie selbst waren von Jesus mit diesem Geist ausgerüstet worden. Aber dieser Geist war immer abhängig von Jesus gewesen. Wie sollten sie vernünftig damit umgehen, wenn Jesus weg war?

Und die Kirche hat relativ schnell damit angefangen – schon zu Lebzeiten des Johannes – eine Buchreligion zu werden. Also die Haltung einzunehmen: Jesus ist im Himmel, der Heilige Geist ist unberechenbar, aber das Buch, das haben wir zuverlässig.

Und so ein Buch, das tut einem ja auch nichts. Über das Buch herrsche ich. Ich lese, was ich lesen will. Und was mir nicht passt, lese ich nicht.

Ich lasse mich darauf ein, soviel ich will. Ich kann es einfach nur lesen. Überfliegen. Zur Kenntnis nehmen. Wenn ich etwas nicht verstehe, einfach weiterlesen. Nicht darüber nachdenken. Wird so wichtig schon nicht sein. Oder hat Zeit. Verstehe ich vielleicht beim nächsten Mal.

Wenn aber „Christus in mir“ ist, wie Paulus das sagt, dann bin ich beherrscht. Dann bin nicht mehr ich der Bestimmer. Und das ist eigentlich, wie es gedacht ist. Eine Personalunion zwischen Jesus und mir. Eine Nähe zwischen Gott und mir, die mit nichts zu vergleichen ist.

Was Jesus seinen Jüngern hier über die Zukunft sagen will, ist: Ich gehe zum Vater, und gleichzeitig bin ich bei Euch. Ganz nah. Weil Ihr nämlich durch mein Werk Zugang zum Himmel habt. An jedem Tag Eures Lebens.

Und Johannes wiederholt das hier dreimal, weil das schon zu seinen Lebzeiten nicht mehr Standard in den Gemeinden war. Man wollte eine Religion, man wollte einen Glauben. Aber man wollte doch nicht Gott persönlich!

Doch, sagt Jesus, genauso ist es gedacht.