Johannes 10,14-16 Gottes Einheit gegen die säkulare Einheit

In diesem Artikel geht es um die Einheit, die Gott anstrebt, im Gegensatz zur Einheit, welche die Welt durch Globalisierung, Google, Smartphones, Amazon, Welthandel und die weltweite Verwendung der englischen Sprache anstrebt.

Wenn es in diesem Artikel um Einheit geht, so geht es immer nur um freiwillige Einheit.

Zur Zeit Jesu kennen wir das römische Reich als ein System, das rund um das Mittelmeer für große „Einheit“ sorgte, aber die Einheit war erzwungen. Die Völker waren erobert worden und größtenteils nicht davon begeistert, dass sie Teil dieser Einheit sein sollten.

Um solche Arten von „Einheit“ geht es hier nicht. Es geht in diesem Artikel um eine Einheit, welche die Menschen freiwillig anstreben.

Geschichte der Einheit

Als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, war die größtmögliche Einheit die Familiengruppe. Diese konnte nicht viel größer als 50 Mitglieder werden, denn solche Gruppen bauten auf das persönliche Vertrauen der Menschen zueinander auf. Man musste jeden der Gruppe genau kennen und ihm vertrauen können.

Daran änderte sich auch mit der Vieh- und Landwirtschaft nicht viel. Vertrauen entstand nur durch genaues persönliches Kennen.

Der erste größere Schub der Einheit war die Erfindung von Geld. Das war zuerst einfach nur Metall, welches abgewogen wurde. Der Schekel ist ursprünglich keine Münze, sondern ein Gewicht für Silber.

Das Geld machte weltweiten Handel möglich. Wenn ich dem Kaufmann aus Indien ein Schwein gab für die Gewürze oder die Farbstoffe, die er mitbrachte, dann hatte der Kaufmann ein Transportproblem. Wie bringt man ein Schwein nach Indien? Mit der Erfindung des Geldes war dieses Problem gelöst. Geld war nicht so schwer wie ein Schwein, und es heilt sich unbegrenzt.

Irgendwann wurden dann Münzen geprägt. Es hat viele Jahrhunderte gedauert, bis sich diese Idee von einem Münzsystem weltweit durchsetzte, aber heute haben wir eine globale Einheit, über die wir uns gar keine Gedanken mehr machen: das Geldsystem gilt überall.

(So selbstverständlich, wie man denken mag, ist das übrigens nicht: Noch bis 1950 konnte man Uganda mit den Gehäusen der Kauri-Schnecke bezahlen, und 1911 bekam man für 2000 Kauri-Schnecken in Uganda eine Kuh.)

Heute sind wir in der Frage der Einheit noch etwas weiter: Wir haben mittlerweile eine Währung, die weltweit Maßstab ist, nämlich den Dollar. Und mit Visa und Google Pay geht die weltweite Vereinheitlichung immer weiter.

Ein anderer Bereich, der zur Einheit strebt, ist die politische Organisation. Von den Familiengruppen der Steinzeit, die kaum über 50 Personen gehen konnten, ging es weiter über Dörfer und Stadtstaaten. Wie schon anfangs gesagt, das babylonische Reich oder das römische zählen hier nicht mit, weil sie keine freiwillige Einheit darstellten. Dass man sich zu Städten zusammenschloss, war freiwillig.

Irgendwann taten sich die Kleinstaaten zusammen und wählten über sich einen König, weil sie dachten, das wäre dann zu aller Vorteil.Johannes 10,14

Wir kennen das in Deutschland, dass wir vor 300 Jahren noch eine furchtbare Kleinstaaterei hatten. Diese Kleinstaaten gründeten im Laufe der Zeit das deutsche Reich, mit einem deutschen Kaiser. Heute sind wir freiwillig Mitglied der EU, und es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis wir eine europäische Regierung haben werden.

Die Weltregierung, die dann vermutlich aus der UNO hervorgehen wird, werden wir sicher nicht mehr erleben, aber es gibt schon einen internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, also die Welt ist relativ zügig auf dem Weg zu umfassender Einheit. Und zwar freiwillig.

Man kann das auch an anderen Dingen sehen:

  • Man kann sich fast überall auf der Welt in Englisch unterhalten.

  • McDonalds und Coca Cola, Microsoft und Android und Apple sind überall, und BMWs fahren auf den Straßen aller Länder.

  • Telefonleitungen oder Sendemasten führen mittlerweile fast bis ins letzte Dorf, und damit ist auch das Internet als ein einheitlicher, weltweiter Standard überall. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass der Chilene, der Nepalese und ich mit der gleichen Technik auf die gleichen Inhalte zugreifen können und dadurch alle die gleichen Informationen haben. Was Mr.Trump sagt, erfahren alle Menschen auf allen Kontinenten zeitgleich.

  • Eine Sperrung der Häfen in China wegen Corona stürzt die gesamte Weltwirtschaft in eine Krise mit Lieferengpässen und Inflation.

  • Bei Amazon kann man alles kaufen. Man braucht keinen anderen Laden mehr.

Die Bibel kennt diese rein weltlichen Einheitsbestrebungen auch, und die Bibel kennt auch die daraus entstehende Weltregierung. Die Bibel sagt aber auch, dass die Macht in dieser Weltregierung der Teufel hat, und dass der es auch letztlich ist, der diese Weltregierung anstrebt, weil er am meisten Vorteile davon hat.

Als Beispiel und zur Erinnerung Offenbarung 13,16–17 über das zweite Tier aus der Erde.

16Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, dass man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt;

17und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.

Zusammengefasst: Die Welt strebt nach Einheit und Einheitlichkeit, und wie alles hat sich dieses Streben in den letzten 100 Jahre immer mehr beschleunigt. Aber Gewinner dieser globalen Einheit wird das Böse sein, nicht das Gute.

Letztlich ist dieses Einheitsstreben die Wiederholung des Turmbaus zu Babel.

Gott setzt dagegen

Gott setzt diesem Einheitsstreben der Menschheit, das letztlich vor allem dem Bösen dient, sein eigenes Modell der Einheit entgegen.

Johannes 10,14–16

14Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich,

15wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe.

16Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte sein.

Die Einheit wird hier darin beschrieben, dass es am Ende nur eine Herde und nur einen Hirten gibt.

Wir denken bei den Schafen, die nicht aus diesem Hof sind, automatisch an die Heiden, die nicht aus dem Hof der Juden stammten.

Das ist als Beispiel erstmal nicht schlecht, denn die Einheit, die zwischen Juden und Heiden hergestellt wurde, überbrückte den stärksten Bruch, den es zwischen Menschen geben kann.

Denn aus Sicht der Juden gab es jede Menge Menschen, die machen mich unrein. Wenn ich die berührt habe, muss ich mich waschen.

Nun gab es dieses Bild, dass es Unberührbare gibt, nicht nur in Israel. Wir kennen so eine Kasteneinteilung aus Indien, und wir kennen die Rassentrennung zwischen Farbigen und Weißen in USA und Südafrika.

Für den aufgeklärten Bürger des zur Einheit strebenden Deutschlands ist so eine Einstellung natürlich undenkbar und unanständig, außer man gehört zur AFD, da geht sowas. Franz Josef Degenhardt hat 1965 ein Lied herausgebracht, das hieß „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ und gibt ähnliche Gedanken aus der jungen Bundesrepublik wider.

Aber im Judentum war das damals Ehrensache, dass man die anderen für so viel schlechter hielt, dass sie einen grundsätzlich verunreinigen.

Wenn man zwischen Juden und Heiden also eine Einheit herstellen konnte, dann würde man zwischen allen Menschen auf der Welt eine Einheit herstellen können. Eine schlimmere Trennung als die zwischen den Juden und den Heiden war kaum vorstellbar. Wer diese Trennung aus der Welt schafft, für den ist keine Trennung zu schwer.

Obwohl Johannes sein Evangelium zu einer Zeit geschrieben hat, als es diese vereinheitlichten Gemeinden schon gab, lässt er trotzdem offen, wer die Schafe aus dem anderen Hof sind.

Die einzige Beschreibung dieser Schafe besteht darin, dass Jesus sie bringt. Und er bringt sie, weil sie seine Schafe sind. Nicht: Damit sie seine Schafe werden. Frei nach dem Motto: Wir geben denen mal eine Chance. Und dann schauen wir mal, ob sie ausreichend Qualifikationen haben, dass wir sie als Jesu Schafe anerkennen können.

Jesus bringt sie, ja, er muss sie sogar bringen. Es kann keine Schafe Jesu geben außerhalb der Herde. Die Verheißung an Abraham, dass alle Völker der Erde gesegnet werden soll, muss ja umgesetzt werden, und es war wohl nicht Gottes Absicht, dieses Ziel mit 200 verschiedenen Herden umzusetzen.

Man hört was

Explizit für die Schafe aus dem anderen Hof sagt Jesus hier, dass diese seine Stimme hören werden. Er sagt das in Vers 27 noch einmal, dann für alle Schafe.

Die Schafe werden die Stimme Jesus erst hören, wenn sie zur Einheitsherde dazugekommen sind. Das ist hier die Reihenfolge.

Die Reihenfolge ist nicht: Die Schafe hören Jesu Stimme, und dann kommen sie zur Herde, und ab dem Zeitpunkt müssen sie lesen, weil sie dann die Bibel haben. Sondern sie kommen zuerst zur Herde, und wenn der Bezug zur einzigen Herde und zum einzigen Hirten hergestellt ist, dann können die Schafe Jesu Stimme hören.

Das Hören macht auf jeden Fall Sinn: Ein Hirte, dessen Anweisungen und Hinweise für die Schafe nicht hörbar sind, ist eine sinnlose Einrichtung. Denn dann würden die Schafe ja nie rauskriegen, was sie als nächstes machen sollen.

Die Einheit entsteht

Die Einheit entsteht hier nicht durch das Lesen der gleichen Bibel.

Das Lesen der gleichen Bibel hat zum 30jährigen Krieg geführt, aber nicht zur Einheit.

Die Einheit entsteht dadurch, dass Jesus der Hirte ist.

Sie entsteht nicht dadurch, dass Jesus ein Erkenntnisgegenstand ist, über den man gewisse Sachen sagen kann.

Die Einheit entsteht nicht durch Nachdenken über Gott, und sie entsteht nicht durch Lesen und Interpretieren der Bibel.

Die Einheit entsteht nicht dadurch, dass alle das gleiche glauben oder dass alle das gleiche Glaubensbekenntnis sprechen.

Einheit entsteht nicht dadurch, dass alle wie Calvin denken oder wie Luther oder wie der Papst.

Die Einheit entsteht dadurch, dass alle einen Hirten haben. Und zwar alle den gleichen. Der wiederum nicht für jeden eine eigene Sondermeinung parat hat, sondern der alle Schafe in die gleiche Richtung lenkt.

Es ist ja ganz schön, wenn man einen Erlöser hat oder einen Heiland oder einen Gott oder einen Schützer und Helfer oder „welch ein Freund ist unser Jesus“, aber notwendig wäre es hier, dass man einen Hirten hat.

Es ist nicht notwendig, dass alle in der Gemeinde die gleiche Meinung haben. Einheit entsteht nicht dadurch, dass alle das gleiche denken. Sie entsteht aber dadurch, dass alle das gleiche hören. Das ist das Prinzip vom Hirten.

Wer wen kennt

Johannes nennt hier noch eine weitere Komponente, die notwendig ist, damit die Einheit von Gott her besser funktioniert als die Einheit, welche der Teufel anbietet und anstrebt: Nämlich dass die Schafe Jesus so kennen, wie Jesus Gott kennt.

Auch hier wieder: Kennen, nicht wissen.

Johannes 10,16Es ist ein Unterschied, ob ich ganz viel über Olaf Scholz weiß, oder ob ich ihn kenne.

Man muss kein Wissen über den Hirten sammeln, sondern man muss ihn kennen. Und damit Gottes Einheit besser wird als die Einheit von Coca Cola, man muss Jesus so kennen, wie Jesus Gott kennt.

Also das ist schon sehr eng. Sehr vertraut. Sehr nah.

Alle Diskussion, wie gläubig man sein muss oder welche Maßstäbe man für die Beziehung zu Jesus ansetzen muss oder wie wenig Nähe zu Jesus eigentlich ausreichend ist, ist damit beendet. Die Beziehung zwischen Hirte und Schafen ist definiert über die Beziehung zwischen Gott und Jesus.

Man braucht auch nicht mehr darüber zu lamentieren, welch undurchschaubares Rätsel Gott für uns ist und dass man den Willen Gottes nicht tun kann, weil er so verborgen und rätselhaft sei.

Man wird vielleicht nicht alle philosophischen Fragen über Gott beantwortet bekommen. Philosophische Lehrstunden sind nicht Aufgabe des Hirten. Der Hirte soll sagen, wo man als nächstes hingehen soll, und er soll einen vor Gefahr warnen.

Und das tut er in Perfektion.

Man beachte übrigens den Unterschied zur weltlichen Einheit: Die Mächte, die nach Einheit streben, wollen gerade nicht, dass man ihnen in die Karten schaut. Sie wollen nicht, dass man ihre Pläne kennt, und darum kommen immer wieder irgendwelche Skandale ans Licht. Aber die meisten bleiben vermutlich im Dunklen.

Die Absichten von Gott darf man kennen, weil man Gott kennen darf.

Die andere Richtung

Nicht nur wir können Jesus kennen, wie Jesus Gott kennt. Sondern auch Jesus kennt uns, so wie Gott Jesus kennt.

Damit ist garantiert, dass Gott mich nicht missversteht, und man kann sicher sein, dass die eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Letztlich wird man vermutlich sagen müssen, dass Gott mich besser kennt als ich mich selbst.

Und das dürfte mitunter recht nützlich sein.

Das Lösen von Problemen

Google und Paypal erkennen, dass wir Menschen das eine oder andere Problem haben, und sie lassen uns dafür bezahlen, dass sie unsere Probleme lösen.

Gott erkennt schon auch, dass die Schafe Probleme haben. Sogar lebensgefährliche Probleme. Der Bär und der Wolf sind eine existentielle Gefahr, während wir früher auch ohne Google Earth und Google Maps dahin gekommen sind, wo wir hinwollten. Google bringt uns mehr Service, aber nicht mehr Leben.

Und Gott lässt uns nun nicht selber bezahlen, sondern der Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Wobei man noch einmal betonen muss: Nicht der Hirte war in Gefahr, nicht der Hirte wurde angegriffen. Der Hirte kämpft nicht für sich, sondern für die Schafe.

In Gefahr sind wir. Und darum ist so ein Hirte eine sehr vernünftige Einrichtung. Mit Google Maps wüssten wir immer noch nicht, wohin wir gehen sollen.

Zusammenfassung

Gott will Einheit.

Diese Einheit basiert auf einem Hirten, dem man aber auch das Recht einräumen muss, wie ein Hirte handeln zu dürfen.

Die Einheit beruht auf einem Hirten, den man persönlich kennen muss.

Ja, auch der Teufel will Einheit. Aber es gibt eine Alternative.