Johannes 10,41 die Meinung arabischer Bauern

Johannes 10,40-42

40 Und Jesus ging wieder weg jenseits des Jordan an den Ort, wo Johannes zuerst taufte, und er blieb dort. 

 41 Und viele kamen zu ihm und sagten: Johannes tat zwar kein Zeichen; alles aber, was Johannes von diesem gesagt hat, war wahr. 

 42 Und es glaubten dort viele an ihn.

Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Warum teilt Johannes uns das mit?

Wozu müssen wir wissen, dass irgendwelche arabische Bauern es zwar bedauern, dass der Täufer keine übernatürlichen Zeichen getan hat, aber immerhin anerkennen, dass das, was der Täufer über Jesus gesagt hat, wahr war?

Und wenn wir diese Frage beantworten können, was den Johannes getrieben hat, dieses für spätere Generationen aufzuschreiben, dann wissen wir auch, was Gott uns damit sagen will.

Die Erwartung des Großen

Wenn Gott kommt, dann erwartet man Übernatürliches.

Wenn Gott kommt, und man hat hinterher nur das, was man auf natürlichem Wege ohnehin haben könnte, dann kann Gott auch wegbleiben.

Es muss ein Unterschied sein, ob Gott zu Besuch kommt oder der Kaiser.

Nun war der Täufer gekommen, und seine Reden waren schon so, dass die Leute meinten, sie hörten Gott.

Es war nicht so, dass da endlich mal einer sagt, was ich ohnehin schon immer denke, und darum bin ich so begeistert von seiner Rede. Sondern es war wirklich so, als wenn Gott direkt zu mir spräche. Der Täufer sagte Dinge, die hatte man vorher so nicht gedacht. Es schien so, als wenn der ein Copyright auf das hatte, was er sagte.

Also das war schon gut, was der von sich gab. Annähernd göttlich.

Aber das ist immer die Problematik: Man wird im Moment von einer Rede gefangen, aber wenn man sich das gleiche 3 Wochen später noch einmal anhört, fragt man sich, was einen daran vor 3 Wochen so ergriffen hat.

Es kommt dazu, dass man ja geneigt war, anzunehmen, dass der Täufer der angekündigte zweite Elia sein könnte. Auch wegen des Mantels und so. Konnte er aber nicht, denn Elia hat übernatürliche Dinge getan, Zeichen und Wunder, und der Täufer hatte nichts Übernatürliches getan.

Also war man sich nicht so sicher: Wenn der Täufer redete, hatte man zwar den Eindruck, Gott zu hören. Aber irgendwie war es auch seltsam: Denn wenn wirklich Gott kommt, dann erwartet man den Einbruch einer anderen Welt, dann erwartet man Übernatürliches.

Es muss ein Unterschied sein, ob Gott zu Besuch kommt oder der Kaiser.

Und jetzt, im Nachhinein, stellte man fest, dass das Übernatürliche beim Täufer seine Vorhersagen gewesen waren. Er hatte Jesus so beschrieben, wie man das auch mit viel Phantasie nicht hätte machen können.

Damit konnte man jetzt aber auch wissen, dass Jesus in Ordnung war.

Natürlich war der Jesus an sich auch schon beeindruckend, aber diese Wunder waren vielleicht auch ein bisschen viel. Man will von Gott eigentlich nicht so viel. Man will, dass das Leben normal und berechenbar weitergeht, aber eben gesegnet.

Man will ja nicht mit der Forderung nach „keinen Sorgen“ konfrontiert werden. Es reichen ja weniger Sorgen oder kleinere.

Man will ja nicht mit der Forderung konfrontiert werden, dass man sein ganzes Leben Gott geben soll. Man ist ja schon bereit, etwas für Gott zu geben, aber sich Gott nun ganz hinzugeben mit all seinem Geld und all seiner Energie, das will man dann ja doch nicht.

Aber wenn es jetzt eine zweite Stimme gibt, der man vertraut und die man gerne gehört hat, und wenn die genau das gesagt hat, was man jetzt in Jesus sieht – dann muss man sich vielleicht doch einmal mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass Gott so extreme Veränderungen will.

Dass die Vorhersagbarkeit nicht mehr gegeben ist.

Dass die Blinden nicht mehr blind bleiben und die Toten nicht tot. Dass scheinbar eine andere Macht über uns gekommen ist, aber so, wie wir das Reich Gottes erwartet haben und wie es uns vorhergesagt wurde, so ist es nicht.

Es ist schwieriger, es ist fordernder, und die Führer der Juden akzeptieren es nicht. Wir sind auf uns alleine gestellt.

Die störende erste Stimme

Die Frage muss ja eigentlich sein, warum Johannes diesen Text in sein Evangelium aufgenommen hat. Wozu müssen wir wissen, was irgendwelche arabischen Bauern sich gedacht haben?

Johannes hat sein Evangelium recht spät geschrieben. Da gab es schon lange Gemeinden. Und Johannes wusste darum schon, dass es neben der Überlieferung (sei sie schriftlich oder mündlich) eine zweite Stimme gab.

Denn die Gläubigen würden der ersten Stimme nicht glauben.Johannes 10,41

Oh doch, Entschuldigung, natürlich, wie konnte ich nur!

Die Gläubigen würden der Bibel glauben, nur machen würden sie es nicht. Die Bibel ist für uns die erste Stimme. Und sicher, man glaubt der Bibel. Aber man macht nicht, was drinsteht.

Wenn da steht, dass Sorgen nun wirklich für die Katz sind, ja dass sie sogar das Unkraut sind, welches das Wort Gottes erstickt und das Fruchtbringen verhindert (Mk 4,18+19), dann glauben die Gläubigen das selbstverständlich. Sie richten sich aber nicht danach, das heißt, sie glauben es nicht.

Wenn in der Bibel drin steht, dass man im Reich Gottes Macht haben kann und Rechte, also Vollmacht, dann wird brav mit dem Kopf genickt, denn was soll man machen, es steht ja so da. Aber man benutzt diese Rechte nicht, weil man ja gar nicht dran glaubt.

Und Johannes kannte also schon eine Weile Gemeinden, und er wusste, dass es oft eine zweite göttliche Stimme braucht, die mit der ersten übereinstimmt. Aber es braucht diese Stimme eben nicht nur, es gibt sie sogar!

Die hundertste Stimme

Natürlich ist so eine zweite Stimme schön. Noch schöner ist natürlich eine dritte und vierte und fünfzigste und zweihundertste.

Wenn die Bibel sagt, dass man nichts und niemanden mehr lieben soll als Gott - was schon eine enorme Veränderung des Lebens wäre, wenn man es täte - und der Heilige Geist sagt das auch, dann könnte man doch auch noch diesen Tagesschausprecher fragen, der ein Buch geschrieben hat, und Konfuzius und Martin Luther und die Influencer auf YouTube, und was sagt eigentlich die Zeit dazu? Man will so eine wichtige Entscheidung ja wohlüberlegt treffen und keinesfalls überstürzt und selbstverständlich erst, wenn man genügend Informationen hat. Und wann hat man genügend Informationen, um wirklich kompetent und zuverlässig und ganz sicher richtig und fehlerfrei entscheiden zu können?

Natürlich nie.

Die Leute in Peräa waren anders. Sie fragten nicht erst noch die Pharisäer um ihre Meinung, obwohl das ja anerkannte Fachleute waren.

Man fragte auch nicht die Römer, die sich ja ganz offensichtlich mit Göttern auskannten.

Denn man hatte jetzt zwei göttliche Meinungen. Bessere Meinungen würde man nicht bekommen. Höchstens mehr. Bessere Meinungen als Gottes Meinungen gibt es nicht.

Wir können zu den Fragen unseres Lebens zwei göttliche Antworten aus unterschiedlichen Quellen bekommen. Mehr Brauchbares wird es nicht geben. Wenn wir dann nicht machen, was diese beiden Stimmen sagen, dann kann uns niemand mehr helfen. Dann müssen wir unser Elend eben ausbaden. Und selber verantwortlich sind wir dann auch noch.

So gut wie ich es kann

Oft bekommt man an dieser Stelle dann die Aussage: „Also ich mache das wirklich so gut wie ich das kann.“ Das ist eine sehr schwache Aussage, denn damit wird meine Fähigkeit oder Unfähigkeit zum Maßstab.

Und dabei geht es noch nicht einmal um meine Unfähigkeit. Gott ist nicht so beschränkt, dass er Dinge verlangt, die überhaupt nicht möglich ist.

Es ist nur so, dass ich so krasse Veränderungen in meinem Leben nicht haben will. Es soll alles in der bisherigen Komfortzone bleiben.

Die meisten Anweisungen Gottes lauten aber nicht: „Sofern es dir möglich ist, tue dieses oder jenes.“

Sie lauten auch nicht: „Liebe deinen Nächsten, soweit dir das in deiner aktuellen Lebenssituation zumutbar erscheint.“

Man hat zwei göttliche Stimmen. Darauf mit menschlichen Ausreden zu reagieren, ist mindestens peinlich. Wenn nicht sogar gefährlich.

Das Ende

Man kann Gott heutzutage auf zweierlei Weg um Rat fragen:

Man kann in der Bibel lesen. Die ist das Wort Gottes. Da steht alles drin, was man wissen muss. Oft sogar mehrfach.

Und man kann Gott persönlich fragen und auf dem Weg über den Heiligen Geist die Antwort oder die Weisung erhalten.

Und beide Antworten müssen übereinstimmen.

Wer diese beiden Kanäle nicht befragt oder wer hinterher immer noch meint, er brauche eine Drittmeinung, der wird mit Gott nicht glücklich werden.

Weil Gott mit ihm nicht glücklich ist.

Denn wenn man mit Gottes Wort so umgeht, dann nimmt dieser Gott das persönlich.

Zurecht.