Johannes 3,16 - Gottes Liebe und die Opfer des Holocaust
Seit wir die "sozialen" Netzwerke haben, gibt es ungeheuer viele Gerüchte.
Aber es gibt auch Gerüchte, die sind viel älter als die sozialen Netzwerke, und diese Gerüchte halten sich schon seit Jahrhunderten.
In diesem Artikel soll es um das Gerücht gehen, dass Gott alle Menschen liebt.
Nun könnte man mit etwas Mühe diesen Standpunkt Gottes tatsächlich aus der Bibel herauslesen. Das Gerücht als solches ist erstmal gar nicht so furchtbar falsch.
Problematisch ist das, was die Menschen daraus gemacht haben: Die Gläubigen wie die Ungläubigen.
Die falsche Prämisse
Die Menschen gehen mit Vorliebe davon aus, dass Gott die Menschen so liebt, wie wir es machen würden.
Das heißt, Gott muss die Menschen vor Ungerechtigkeit schützen.
Die ganz Frommen nennen das: Gott müsse die Menschen "bewahren".
Gott darf es (wegen seiner Liebe) doch nicht zulassen, dass Menschen unmenschlich leiden.
Wobei von anderen Menschen verursachtes Leiden noch schwerer wiegt als ein durch Krankheit verursachtes Leiden. Darum stehen die Opfer des Holocaust in der Überschrift. Weil sie in der Sicht dieser Menschen schwerer wiegen als die Opfer der Malaria.
Die richtigen Tatsachen
Entschuldigen Sie, dass ich Sie jetzt ganz unerwartet mit Tatsachen belästige.
Tatsachen haben unter Gläubigen (überhaupt unter ideologisch geprägten Menschen) ein schlechtes Ansehen.
Aber man wird ja wohl zusammenfassend sagen müssen, dass Gott den Menschen im Holocaust nicht geholfen hat. Die sind alle elendig verreckt.
Und dann gab es ja noch die Kriegsopfer des zweiten Weltkriegs.
Und die des ersten.
Und die des Vietnamkrieges. Und von Hiroshima und Nagasaki. Und die vom Korea-Krieg. Und die Opfer des Stalinismus und der chinesischen Kulturrevolution.
Und es gab nicht nur die Toten, sondern auch die Überlebenden. Deren Elend nur aufgrund ihres Überlebens nicht null war.
Und dann gab es den Tsunami 2004 mit 250.000 Toten. Wenn Gott die Menschen angeblich so sehr liebt, was soll das dann?
Ist wohl anders
Offensichtlich erweist sich die Liebe Gottes anders, als sich unsere Liebe erweisen würde.
Wir würden die Kranken heilen, die Gefangenen befreien, die Peiniger beseitigen und das Unrecht in Recht verwandeln. (Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor?)
Wenn aber von Gottes Liebe gesprochen wird, heißt es: Johannes 3,16
16Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Es scheint so, als halte Gott die Trennung von ihm für schlimmer als Krebs, Folter, Qual, Leid, Tod.
Und natürlich: Im Alten Bund war die Sünde das große Problem, mit dem Gott nicht fertig wurde.
Gott konnte Krankheiten heilen und Feinde abwehren und Despoten vernichten und hat sich des Rechts der Witwen und Waisen angenommen. Aber die Sünde, die bekam er nicht aus dem Volk raus.
Die Liebe Gottes
Man kann also in gewisser Hinsicht durchaus sagen, dass Gott alle Menschen liebt.
Denn das, was Jesus bringt, wird jedem Menschen angeboten.
Aber das war es dann schon mit der universellen Liebe Gottes.
Ansonsten müssen wir sagen:
Über den Rahmen dieses Angebotes hinaus ist Gott die große Mehrheit der Menschen völlig egal.
Das war schon im Alten Testament so: Die Babylonier und die Kanaanäer und die Phönizier waren für Gott in der Masse egal, und die Ägypter konnte er haufenweise ertränken oder jeden Erstgeborenen dort vernichten.
Wer Gottes Angebot nicht annimmt und dann aber fordert, dass Gott ihn vor Folter, Ungerechtigkeit, Krankheit und jeder Form von Gewalt beschützen soll, der ist im falschen Film.
Wer Jesus ablehnt, kann sich nicht auf Gottes Liebe berufen.
Und das geht auch nicht in der dritten Person. Dass ich also fordere, dass Gott den Menschen im Gaza-Streifen oder in der Ukraine oder wann und wo auch immer helfen soll.
Man mag das aus humanistischer Sicht für wünschenswert erachten.
Aber wenn man den Gedanken halbwegs intelligent weiterdenkt, dann wird das nichts: Denn wo sollte Gott anfangen, wo aufhören?
Soll Gott jedes Leid, jede Ungerechtigkeit aller Menschen zu allen Zeiten überall ... vielleicht merken Sie: Das funktioniert nicht. Das wird noch nicht einmal rosa und warm. Das wird nur langweilig.
Die unschuldigen Kinder
Das "Argument" mit den unschuldigen Kindern können Sie übrigens stecken lassen.
Erstens ist ohnehin nicht einzusehen, warum eine alte Frau gefoltert werden darf oder verhungern darf, "weil sie schuldiger ist als das unschuldige Kind" - warum sollte sie das sein? Und wem gegenüber?
Und Zweitens ist die Frage des Bösen in der Welt überhaupt keine Frage von Schuld. Es ist schlicht eine Frage von Bosheit.
Und die Dürre oder der Waldbrand oder das Hochwasser trifft die Käfer und die Ameisen genauso wie die Menschen, und da kann ja von "Schuld" nun überhaupt keine Rede sein.
Vergessen Sie dieses alberne Kriterium einfach.
Zusammenfassung
Die Liebe Gottes zu allen Menschen zeigt sich darin, dass Gott allen Menschen seine Nähe anbietet.
Und dass tut er durch Jesus.
Sie können es anders ausdrücken: Gottes Liebe zeigt sich darin, dass er allen Menschen die Freiheit vom Teufel anbietet.
Läuft aufs Gleiche raus.
Und wenn man dieses Angebot annimmt, dann öffnet sich ein breites Spektrum von Gottes Liebe.
Dann öffnen sich auch Verheißungen und Möglichkeiten bezüglich Ungerechtigkeit und Gewalt.
Aber wenn man das Angebot bezüglich Jesus nicht annimmt, dann hält Gott sich komplett raus.
Wie man sieht.