Johannes 19,10-11 Wer die Macht hat

Normalerweise bemisst ein Richter dem Angeklagten die Schuld. Und gemäß der Größe der Schuld wird das Urteil gesprochen.

Hier ist es genau andersherum: Jesus, der Angeklagte, bemisst die Schuld des Pilatus.

Ergebnis: Kaiphas hat größere Sünde als Pilatus, denn Pilatus hat seine Macht von Gott und steht in gewisser Hinsicht unfreiwillig da, wo er gerade steht. Pilatus wollte nicht Richter über Jesus sein, aber Kaiphas wollte aus eigener Entscheidung Ankläger von Jesus sein.

Und die Begründung von Jesus für diese Schuldzumessung ist: Du, Pilatus, hast gar keine eigene Macht. Deine Macht ist von Gott. Dein Handlungsspielraum ist bemessen.

Und der, der wirklich die Macht, ist Kaiphas.

Ja, das merkt Pilatus auch gerade.

Kaiphas drängt Pilatus eine Entscheidung auf. Und Kaiphas droht ihm, dass man dem Pilatus einen Freispruch als Unterstützung von Revolutionären auslegen könnte.

Tja, die Macht.

Nach äußerem Anschein käme man hier nicht drauf, dass Jesus eigentlich der ist, der hier die Macht hat.

Aber Jesus hat schon in Johannes 10:18 gesagt, dass er die Macht hat, sein Leben zu nehmen oder es wegzugeben.

Und Johannes weist bis zum Rest des Kapitels immer wieder darauf hin, dass alle die Dinge geschehen, weil es ja schon im Alten Testament geschrieben steht.

Ein schwieriges Kapitel für Christen: Wer die Macht hat.

Und es bleibt wie immer: Die Macht verteilt Gott.

Auch an die Christen.

An die allerdings ausgerechnet in dem Maß, wie sie ihre eigene Macht aufgeben.

Also um Macht zu bekommen, musst Du auf Macht verzichten.

Wer den Willen Gottes tut und nicht seinen eigenen, der bekommt Macht.

Lk 19,17 : Weil du im Geringsten treu warst, sollst du Vollmacht über zehn Städte haben. 

Nach dieser Diskussion will Pilatus Jesus freisprechen. Denn irgendein Gefühl sagt ihm, wer hier wirklich die Macht hat. Und dass es vielleicht nicht gut ist, sich mit dieser Macht anzulegen.