Keine Gerechtigkeit in Johannes 9

Die Pharisäer waren der Meinung, dass Gott vor allem eins ist: nämlich gerecht.

Darum war es auch so wichtig, dass man die Regeln genau einhielt, denn Gott würde auf Einhaltung oder Nichteinhaltung der Regeln sehr genau, also sehr gerecht reagieren.

Segen“ war damit immer Belohnung für regelkonformes Handeln.

Und Mangel an Segen, als z.B. blind geboren zu sein, war damit immer Strafe für die Nichteinhaltung der Regeln.

Nun findet sich diese Art der Gerechtigkeit Gottes ja tatsächlich im Alten Testament. Allerdings haben die Pharisäer übersehen, dass buchstäbliche Gerechtigkeit immer die niedrigste Stufe ist, auf der Gott handeln kann.

„Gerechtigkeit“ ist das Schlimmste, was Gott machen kann.

Für die Pharisäer aber war Gerechtigkeit das Größte, was Gott machen konnte, denn damit wurde Gott verlässlich. Damit war der Mensch auch nicht mehr von Gott abhängig, sondern der Mensch war von seinem eigenen Verhalten abhängig, das Gott dann, quasi wie ein zuverlässiger Automat, zu belohnen hatte.

Nun ist es natürlich durchaus so, dass man sich auf Gott verlassen soll. Aber man soll sich nicht auf seine Gerechtigkeit verlassen, sondern auf seine Liebe und Großzügigkeit.

Anstatt dass man sich auf ein Handelsgeschäft verlässt (Ich halte die Regeln ein, und Gott bezahlt mich dafür) soll man sich auf eine Beziehung verlassen (Gott hat mich lieb).

Nun hatte sich Gott allerdings niemals geändert, und die Meinung der Pharisäer, Gott sei vor allen Dingen gerecht, war falsch. Gott war schon immer gnädig gewesen, denn so hatte er sich bei Mose auch vorgestellt: 2.Mose 34,6

6 Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue,

Das Kapitel 9 im Johannesevangelium zeigt den Kampf zwischen den Pharisäern, die die Gerechtigkeit Gottes als seine schönste und wichtigste Eigenschaft festhalten wollten, und zwischen Jesus und seinen Anhängern, die die Güte, das Entgegenkommen und die Großzügigkeit Gottes als dessen höchste Eigenschaft propagierten.