Warum hat Maria gegossen?

Die Schwester von Martha und Lazarus ist nicht durch viel Reden bekannt geworden. Sondern durch viel gießen. Ein 0,3 Liter Colaglas voller Parfüm über Jesu Füße. Wert: 300 Tageslöhne eines Tagelöhners. Heute 300 Tage Mindestlohn. 16.000.-€.

Warum macht man sowas? Und was ist daran so wichtig, dass Matthäus es berichtet und Johannes viele Jahre später nochmal?

Maria fiel das erste Mal auf, als sie Jesus zuhörte, anstatt Salat zu rupfen und Tisch zu decken. Sie fiel aus der Rolle, die ihr zugestanden hätte. Sie hörte Jesus zu, und zwar freiwillig. Sie hätte nicht müssen. Sie hätte die Sauce anrühren können.

Das zweite Mal fiel Maria auf, als ihr Bruder starb und Jesus ihn, nachdem er schon 4 Tage tot war, wieder auferweckt hat.

Nun kann man natürlich sagen, die Aktion mit dem Parfüm war Marias Dank dafür, dass ihr Bruder wieder lebt.

Dann hätte die anderen am Tisch es aber verstanden und hätten nicht gemeckert. Und Jesus hätte auf die Einwände der anderen gesagt: „Lass sie doch, ich habe  doch ihren Bruder auferweckt.“ Hat er aber nicht gesagt.

Was Maria gefunden hatte, war das Geheimnis des Lebens. Das Geheimnis, von dem Paulus immer wieder schreibt, das er aber nie vollständig definiert.

Was Maria gefunden hat, ist etwas, das sich weder in Worte noch in „normale“ Handlungen fassen lässt. Was aber alle Werte des Lebens auf den Kopf stellt.

Petrus hat das auch mal erlebt. Als er sehr erschrocken rief, Jesus solle von ihm weggehen, denn er sei ein sündiger Mensch.

Paulus schreibt davon, vor allem im 2. Korintherbrief. Und lässt auch sonst immer wieder durchblicken, dass er Dinge weiß, die er nicht schreiben kann.

Luther muss es gekannt haben. Dass er den Römerbrief gelesen und verstanden hat, ist keine verständliche Begründung für den Kampf, den er anschließend auf sich genommen hat.

Johannes hat uns die Geschichte mit den parfümierten Füßen aufgeschrieben, damit wir wissen, dass es so etwas gibt. Dass man bei Jesus etwas finden kann, für das es kein Wort gibt und das sich nicht beschreiben lässt. Und über das die Leute, die es gesehen haben, darum meistens schweigen.

Es gibt bei Gott etwas, das den ganzen Menschen durch und durch verändert. Und man kann es haben. Offensichtlich.

Gut, dass wir es nicht brauchen!