Johannes 6,53-56 Prösterchen! Wir trinken Blut.

Und da wundert er sich, dass viele Jünger nicht mehr mit ihm gehen wollten?

Naja, vermutlich hat er sich gar nicht gewundert.

Jesus hatte seinen Leuten mitgeteilt, dass sie nur ewiges Leben haben können, wenn sie sein Blut trinken.

Extrem gegenteilig

Nun war aber genau das Gegenteil der Kern des alten Bundes.

Dass man auf keinen Fall Blut trinken darf, war Grundlage aller Heiligungsgesetze im Alten Testament.

Denn im Blut war das Leben.

Egal ob bei Mensch oder Tier.

Und Leben gehört immer Gott. Er ist der Erfinder des Lebens.

Darum durfte man auch niemanden töten, denn Leben gehört Gott.

Und darum durften bestimmte Tiere auch nur mit ausdrücklicher Erlaubnis Gottes vom Menschen getötet und gegessen werden.

Aber auch von diesen Tieren bekam man nur das Fleisch. Das Blut durfte der Mensch nicht verwenden. Der Mensch bekam also nicht das Leben. Er bekam nur die Currywurst und das Schnitzel.

Sündopfer

Und nur, weil das so war, weil also im Blut das Leben war, darum konnte man sein eigenes Leben auch mit dem Blut eines Tieres freikaufen.

Und darum spielte das Blut bei den Opferriten im alten Bund so eine große Rolle, weil hier Leben gegen Leben getauscht wurde.

Denn im Blut war das Leben, falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte.

Todesstrafe

Und dieses Gebot, dass man Blut nicht essen darf, war so wichtig, dass auf das Brechen dieses Gesetzes die Todesstrafe stand. Und zwar nicht eine durch Menschen vollzogene Todesstrafe.

Sondern Gott selber wollte sich dafür einsetzen. Gott selber wollte sich darum kümmern, dass jeder aus Israel ausgerottet wurde, der Blut aß.

Dieses Gebot galt übrigens auch für den Fremden in Israel. Also für den, der kein Israelit war.

Und der ja sonst in Israel ziemlich viel Freiheiten hatte.

Aber diese Freiheit hatte er nicht.

Blut zu essen war auch für den Ausländer im heiligen Land verboten.

Unterschiede

Und das war ja auch einer der auffälligen Unterschiede zwischen Juden und Heiden, dass die Juden kein Blut aßen.

Und diese Angewohnheit war ihnen so wichtig, dass in den gemischten Gemeinden, die in Kleinasien entstanden, auf dem Apostelkonzil in Apostelgeschichte 15 extra diese Regelung eingeführt wurde, dass in den gemischten Gemeinden auch die Heiden kein Blut essen sollten.

Denn die Juden konnten sich an einiges gewöhnen, und sie verstanden ja auch, dass Jesus das Gesetz erfüllt hatte und sie es deshalb nicht mehr erfüllen mussten, aber diese Sache mit dem Blut, die saß so tief, und sie war eben der Kern des alten Bundes gewesen, dass die Juden in diesem Punkt nicht über ihren Schatten springen konnten.

Und jetzt kommt Jesus

Und jetzt kommt Jesus und erzählt ihnen genau das Gegenteil.

Und er erzählt ihnen das dann auch noch mit seinem Blut.

Und Jesus erzählt denen so großartige Sachen – aber die Zuhörer sind so in ihrem bisherigen Glauben gefangen, dass sie nur die Zumutung hören, aber nicht die Chance.

Denn Jesus erzählt ihnen hier, dass sie das Leben haben können.

Das Absolute. Das Ewige.

Das gehörte bisher Gott. Und der war nicht bereit, seine Besitzrechte am Leben mit irgendwem zu teilen.

Aus diesem Grund waren Adam und Eva aus dem Paradies rausgeflogen. Weil Gott verhindern wollte, dass die vom Baum des Lebens aßen.

Darum durften die Israeliten kein Blut essen, weil darin das Leben war, und das Leben stand Gott zu und sonst niemandem.

Und jetzt will Gott sein Leben mit uns teilen.

Er will es nicht mehr für sich alleine.

Das göttliche Leben: Gott ist bereit zu teilen.

Aber das Leben ist im Blut.

Und wenn man das absolute Leben haben will, muss man das Blut essen. Und zwar in diesem Fall das Blut von Jesus. Das Blut vom Huhn nützt da nichts.

Und die Zuhörer hören nur die Zumutung.

Sie hören nicht, dass Gott ihnen doch so etwas großartiges geben will.

Dass sie Teilhaber werden sollen an Gottes Leben.

Sie hören nur, dass jetzt angeblich nicht mehr gelten soll, was lange Jahre gegolten hat.

Sie hören die Verheißung nicht.

Obwohl die deutlich und unüberhörbar ausgesprochen war.

Die Tragik

Das ist das Tragische an den Christen: Dass sie die Verheißung nicht hören, sondern nur die Zumutung.

Dass sie Gottes riesige Geschenke nicht sehen können, sondern in der Begrenztheit irgendwelcher Regeln und Traditionen festsitzen.

Das ist Gottes tragisches Schicksal: Dass die Menschen mit seiner Größe nicht umgehen können, und dass sie einen vielseitigen Gott nicht ertragen.

Und ehe wir Jesu Blut trinken, verzichten wir lieber auf das göttliche Leben.

Denn Umdenken wiegt schwerer als der Verzicht auf die Herrlichkeit.