Johannes 14,13 selbst ist der – ach nein …

Man wird also die Werke tun, die Jesus auch getan hat.

Und sogar noch größere.

Wobei die größeren Werke in sofern logisch sind, weil die Christen das Lebenswerk Jesu vollenden sollen.

Also das ewige Leben (oder das neue Leben) hier auf der Erde verteilen.

Das konnte Jesus ja nicht mehr tun, weil er durch seinen Weggang das neue Leben überhaupt erst produzieren musste.

Und verteilen kann man erst nach der Produktion.

Insofern hat Jesus sich selbst in eine Zwickmühle manövriert.

Indem er sich ein Ziel gesetzt hat, das er selber gar nicht erfüllen konnte: Den Menschen die Möglichkeit eines neuen Lebens vermitteln, während er selbst gar nicht mehr bei den Menschen war und die Menschen ihn also auch nicht mehr hören konnten.

Nun gut, am Ende hat Jesus das elegant gelöst und hat seinen Anhängern den Auftrag gegeben, den Sack zuzumachen.

Nein, eben doch nicht.

Die Anhänger von Jesus machen den Sack aber gar nicht selber zu.

Sie vollenden das Werk Jesu gar nicht selber.

Dazu fehlen ihnen jedwede Möglichkeiten.

Sondern die Christen beten in Jesu Namen, und dann macht Jesus selber das, was gemacht werden muss.

Die Handlungsfähigkeit der Christen hängt von ihrer Gebetsfähigkeit ab.

Und zwar nicht nur davon, ob sie den Mund aufkriegen und sich an Gott (oder Jesus) wenden.

Sondern die Handlungsfähigkeit der Christen hängt davon ab, dass sie so beten können, dass sie das Erbetene auch erhalten.

Wenn sie nämlich nichts erhalten, können sie nicht handeln.

Die Gläubigen können das Lebenswerk Jesu nicht mit ihren eigenen Ressourcen vollenden.

Da könnte man ein dickes Buch drüber schreiben: „Die Kunst des Betens. Und warum man es in unseren Gemeinden nicht kann.“

Es gibt ein Vorbild

Dass es so ist, ist nicht erstaunlich.

Denn auch Jesus hat seine Werke vom Vater bekommen.

Auch Jesus war abhängig von dem, was Gott ihm gab.

Das können Sie z.B. nachlesen in Johannes 5,17-26.

Und als Nachfolger von Jesus sind wir mit den gleichen Regeln konfrontiert.

Auf die übrigens Paulus auch in Philipper 2,13 hinweist.

Die Haltung

Von dieser Vorgabe Jesu her bestimmt sich auch die Haltung, mit der man beim Beten Gott gegenübertritt.

Zumindest soweit unsere Bitten dazu dienen sollen, das Lebenswerk Jesu zu vollenden.

Denn da wir in diesem Fall nicht in unserem eigenen Namen vor Gott treten, also nicht sagen „weil ich das will“ – hier hilft es nicht, darauf hinzuweisen, dass Gott uns liebt. Denn es geht um die Durchsetzung eines Rechtsanspruches, nicht darum, wie weit die Freundlichkeit Gottes wohl reichen mag.

Da wir nicht in unserem eigenen Namen vor Gott treten, sondern in Jesu Namen und also sagen „ich bitte das, weil Jesus das braucht und das will“, darum können wir natürlich mit einer ganz anderen Haltung beten.

Es ist viel mehr Glaube möglich, viel mehr Sicherheit in der Erwartung, denn es ist eben ein Unterschied, ob der Inhaber der Weltregierung das braucht oder ob ich für meine persönlichen Interessen das Erbetene brauche.

Wenn Paulus also verlangt, dass die Männer ohne Zweifel beten (1.Tim 2,8), so ergibt sich diese Forderung aus der Tatsache, dass Jesus uns seinen eigenen Namen dagelassen hat, damit wir bei den wirklich wichtigen Dingen nicht mit unserem eigenen Namen im Himmel vorstellig werden müssen.

Es ist halt ein Unterschied, ob man beim Bürgeramt auftaucht und sagt „Frau Merkel hat gesagt“ oder „ich sage“.