Johannes 16,23-28 die Kompetenz und ihr Gegenteil

Kennen Sie diese Leute?

Die ständig verkünden, wie rätselhaft doch der Wille Gottes sei und wie demütig man sich unter das nicht Wissbare beugen müsse?

Die unentwegt behaupten, man könne nicht wissen, was Gottes Absichten sind und was Gott denkt und die darum in ihre Gebete wie eine kaputte Schallplatte ein „wenn es dein Wille ist, oh Herr“ einbauen?

Diese Leute, die uns den Willen Gottes als ein großes mystisches Geheimnis verkaufen wollen, dessen wahren Gehalt niemand erkennen kann?

Allerdings ging es den Jüngern damals genauso.

Sie waren weit davon entfernt, zu verstehen, was Jesus eigentlich wollte.

Fortwährend mussten sie Jesus fragen, und manchmal haben sie sich nicht mal zu fragen getraut.

Aber dieser Zustand, sagt Jesus, wird sich ändern.

Ihr werdet mich nichts mehr fragen.

Ab einem gewissen Datum.

Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass dieses Datum längst vorbei ist. Weil es mit Jesu Auferstehung und mit der Ausgießung des Heiligen Geistes eingetreten war.

In einem seiner Briefe drückte Johannes das dann so aus: 1.Johannes 2,20

20 Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und habt alle das Wissen.

Die permanente Ahnungslosigkeit hat ein Ende.

Stand übrigens schon in Johannes 8,32: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen.“

Das Gegenteil

Das Gegenteil der Ahnungslosigkeit steht im gleichen Vers (23) wie das Ende derselben.

Man wird im Namen Jesu handeln können. In diesem Falle: bitten.

Um im Namen eines anderen wirken zu können, muss man aber wissen, was der andere überhaupt will.

Was der Andere in diesem Moment in dieser Situation machen würde.

Die Handlungen im Namen eines Anderen müssen ja seinem Willen entsprechen.

Und so sagt Jesus hier: Ihr werdet Euch nicht nur auskennen, sondern Euer Wissen wird zu erfolgreichem Handeln führen.

Das Gleiche steht dann noch einmal in Vers 25 und 26: Jesus wird nicht mehr in Bildern zu den Jüngern reden, weil sie die nackte Wahrheit gar nicht verstehen würden, sondern er wird offen zu ihnen reden, und die Konsequenz wird wieder sein, dass die Jünger in der Vollmacht Jesu handeln können.

Die gegenseitige Bedingung

Man kann sich ja wundern, warum Jesus die Aussage, dass Gebete in Jesu Namen mit Sicherheit erhört werden, immer wieder wiederholt.

Er tut das, weil er jedesmal einen anderen Zusammenhang oder ein anderes Detail dieser Vollmacht beschreibt.

In Johannes 14,13 ging es darum, dass die Jünger die Vollmacht brauchen, weil sie Jesu Lebenswerk vollenden sollen.

Hier geht es nun darum, dass man für diese Vollmacht ein himmlisches Wissen braucht.

Das, was Jesus in den Evangelien die Fähigkeit zum Hören nannte.

Und die Mystiker vom Anfang dieses Artikels haben schon allein deshalb unrecht, weil die Christen überhaupt nicht angemessen handeln könnten, wenn sie den Willen Gottes nicht verstehen würden.

Die Grenzen des Verstehens

Die Probleme und die Provokation Gottes fangen da an, wo Gläubige (oder Ungläubige) diesen Gedanken Jesu ad absurdum führen und dann wissen wollen, warum im Sudan Kinder verhungern müssen.

Und das soll Gott (oder die mit ihm verbundenen Christen) dann beantworten.

Mit dem gleichen Recht könnte man dann natürlich Gott fragen, ob das Atomkraftwerk X sicher ist oder ob es eines Tages (bitte genaues Datum!) explodiert.

Oder dass man von Gott (oder den Christen) verlangt, man solle die Zusammensetzung des besten Impfstoffes oder Medikamentes gegen Corona offenbaren.

Die Möglichkeit, die Jesus seinen Jüngern einräumt, dass sie alles wissen können, dient aber einzig dazu, diese entsprechenden Jünger zum richtigen Handeln zu befähigen.

Der Sinn der Offenbarung ist Handlungsfähigkeit, nicht allgemeine Welterklärung.

(Wobei Gott einem Gläubigen solche Fragen der Welterklärung durchaus erklären kann, aber diese Erklärung wird dann passend zu dem Fragenden sein und seine Probleme zu dem Thema lösen. Die Antwort Gottes wird für die Allgemeinheit keinen Wert haben. Noch dazu, wo die Allgemeinheit an diesen Gott ja gar nicht glaubt.)

Keine Grenzen der Freude

Es scheint so zu sein, als wenn Jesus hier meint, eine solche Beziehung zu Gott sei das schönste, was einem so passieren kann.

Also wenn man eine solche Beziehung zu Gott hat, dass Gottes Wille und der eigene Wille gleich sind.

Denn das ist ja letztlich, was mit „Beten in Jesu Namen“ gesagt ist:

Ich bete das, was Jesus beten würde.

Damit stimmen meine Meinung und Jesu Meinung (oder eben Gottes Meinung) überein.

Und darum funktioniert das alles relativ reibungslos.

Die Harmonie zwischen Gott und mir, und zwar nicht die eingebildete, sondern die, die durch beständige Gebetserhörung dokumentiert ist, ist das höchste Glück auf der Welt.

Das ist die vollkommene Freude, sagt Jesus.

Stimmt wahrscheinlich.

Zumindest fällt mir im Moment keine größere Freude ein.