Johannes 10,17+18 angewandt auf Herrn Müller 

17 Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen.

18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.

Den ersten Teil lasse ich schon gleich mal weg, weil sonst Ihr Browser platzt. Wobei es schon beachtlich ist, dass Jesus nicht sagt, dass Gott ihn liebt, weil das schließlich seine Pflicht ist. Sondern Gott liebt Jesus, weil es einen Grund und einen Anlass dafür gibt.

Und um diesen Grund und diesen Anlass soll es mir heute gehen, und wenn ich Gott diesen Grund ebenfalls liefere, dann würde ich einfach mal erwarten, dass Gott mich darum ebenfalls liebt.

1. Das Leben verlieren.

Joh 10,17-18

17 Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzunehmen.

Hier geht es um das freiwillige Verlieren des Lebens. Und das freiwillige Verlieren des Lebens ist der Grund, warum Gott Jesus liebt.

Die Aufforderung, das Leben zu verlieren um Jesu willen, ergeht ja an uns auch. Nur mit dem Unterschied, dass wir es nicht mehr in einem realen, materiellen Sinn verlieren sollen, also keineswegs Selbstmord begehen oder dahin fahren, wo die IS gerade Eroberungen macht in der Hoffnung, ein berühmter Märtyrer zu werden.

Sondern seit der neue Bund in Kraft ist, arbeiten wir bevorzugt auf einer geistlichen Ebene und weniger auf der Materiellen. Wir sollen also nicht auf unsere körperliche Existenz verzichten, sondern auf das, von dem wir denken, dass das unser Leben ausmacht. Sinn der Sache ist es, auf das zu verzichten, von dem wir sagen würden: Das ist das, was aus mir eigentlich mich macht. Das ist das, was mich als Ich definiert. Wenn ich sage „Autos sind mein Leben“, dann ist es das.

Schon als wir vor einigen Wochen die Bibelstelle betrachtet haben, wo Jesus sagt, „wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es gewinnen“, da habe ich darauf hingewiesen, dass es keinesfalls so ist, dass wenn ich Jesus mein Leben gebe, dass ich dann das Leben des übergewichtigen Cholerikers von gegenüber zurückerhalte. Sondern ich erhalten natürlich mein Leben zurück, nicht das von irgendwem anders.

Aber ich erhalte von Gott eben nicht mein altes Leben zurück, im alten Zustand und mit all seinen Macken und Unzulänglichkeiten, sondern ich bekomme das Beste zurück, was Gott mir geben kann.

Wenn ich also Gott mein Leben gebe – wenn ich Gott das zur Verfügung stelle, was mich ausmacht – wenn ich bereit bin, auf das zu verzichten, von dem ich immer dachte, das sei das Wichtigste und Ausschlaggebendste in meinem Leben – dann liebt Gott mich deswegen so sehr, dass er mir das beste Leben gibt, das im Moment für mich machbar ist.

Es ist nicht zu befürchten, dass wenn ich Gott mein Leben gebe, dass Gott dann sagt: „Ach, danke, sehr nett von Dir, aber von mir kriegst Du nichts. Wenn Dir jetzt was fehlt im Leben, weil Du es mir gegeben hast, dann musst Du halt schauen, wie Du damit klar kommst.“

Sondern die Zusage von Gott hat weder ein „möglicherweise“ im Text noch ein „vielleicht“, sondern es heißt: Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es gewinnen.

Und das ist, auf was sich auch Jesus hier beruft, nämlich dass er sein Leben verliert, um es wieder zu erhalten. Aber eben nicht, um es mit den ganzen Unzulänglichkeiten wieder zu erhalten, die es vorher auch schon hatte, sondern um ein richtig Gutes, lebenswertes, erfüllendes und glückliches Leben zu erhalten.

2. Vollmacht über mein Leben

18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.

Da wäre für die Gemeinde schon viel gewonnen, wenn die Christen so leben würden, als wenn sie Vollmacht über ihr eigenes Leben hätten.

Wenn die Gläubigen wüssten, dass nicht irgendein Schicksal über ihr Leben entscheidet.

Wenn sie wüssten, dass es nicht eine Sache von Glück oder Unglück ist, dass einen zufällig trifft oder nicht trifft.

Und wenn die Opfer endlich einsehen würden, dass Opfer zu sein auch eine Entscheidung ist.

Seit Jesus ist es nicht mehr nötig, anderen Menschen Macht über mein Leben einzuräumen.

Seit Jesus ist es auch nicht mehr nötig, irgendwelchen Mächten wie dem Schicksal oder dem Glück oder den Umständen Macht über mein Leben einzuräumen.

Wenn einer Dir den Mantel nehmen will, dann ist es Deine Entscheidung, ob Du ihm seine Machtposition lässt oder ob Du die Situation zu Gottes Gunsten gestaltest.

Wenn Dich einer ärgert oder Dir Böses antut, kannst Du Dich jahrelang als Opfer fühlen, oder Du kannst ihm vergeben und ihn segnen und damit die Vollmacht über Dein eigenes Leben wiedererlangen.

Dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, ist ohne Gott immer eine zweischneidige Aussage, weil der Mensch so sehr vielen verschiedenen Mächten und Einflüssen ausgeliefert ist.

Aber mit Gott stimmt es. Mit Gott habe ich tatsächlich die Möglichkeit, Herr meines eigenen Lebens zu werden.

Und somit habe ich die Vollmacht, Jesus mein Leben zu geben. Ich kann es natürlich auch sein lassen, die Vollmacht habe ich auch. Gott wird mir mein Leben nicht aus der Hand reißen. Gott wird mich nicht zu meinem Glück zwingen. Denn es geht bei der ganzen Sache nicht so sehr darum, dass Gott sich um jeden Preis durchsetzt, sondern es geht um Vertrauen.

Vertraue ich Gott so sehr, dass ich ihm mein Leben gebe? Dass ich zu Gott sage: „Also, Gott, ich verzichte auf die Sache mit den Autos oder auf die Musik oder auf das, was mein Leben ausmacht, und zwar wegen Dir. Und wenn Du meinst, dass mein Leben viel besser wird, wenn ich keine Musik mehr mache oder keine Autos mehr sammele, dann ist es gut so, weil Du es sagst.“

3. Vollmacht, es wieder zu nehmen.

In der Frage, ob wir die Vollmacht haben darüber, unser Leben für Gott hinzugeben oder nicht, haben wir die gleichen Bedingungen wie Jesus. Hier herrscht völlige Übereinstimmung: Jesus hat die Vollmacht, Gott sein Leben zu geben oder es sein zu lassen, und wir haben die Vollmacht, unser Leben Gott zu geben oder es sein zu lassen.

Allerdings kennt der Vers 18 ja noch mehr Vollmächte:

18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.

Jesus sagt, er hat nicht nur die Vollmacht, sein Leben Gott zu geben, sondern er hat auch die Vollmacht, sein Leben von Gott zurückzuverlangen. Und er denkt dabei natürlich an die optimierte Form von Leben, und nicht daran, das gleiche verkorkste Konglomerat, das er Gott gegeben hatte, nun unverändert wieder in Empfang zu nehmen.

Und die Frage ist also: Sind wir in dieser Sache auch Jesus gleichgestellt, haben wir also auch die Vollmacht, unser Leben von Gott zurückzuverlangen, nachdem wir es ihm gegeben haben?

Und eine Vollmacht ist mehr als ein Recht.

Ich frage nicht danach, ob wir ein Recht darauf haben, dass Gott uns unser Leben in optimierter Form zurückgibt, wenn wir es ihm zuvor gegeben haben.

Wenn man nämlich auf der Autobahn das Recht hat, 130 zu fahren, aber man steht in einem 10 km langen Stau, dann nützt einem das Recht gar nichts. Man hat nämlich nicht die Macht, das Recht auch umzusetzen.

Vollmacht meint aber, dass man sowohl ein Recht hat als auch die Macht, dieses Recht in die Tat umzusetzen. Mit einem Recht alleine ist uns ja nicht gedient.

Wobei die meisten Christen sich ja nicht so verhalten, als wenn sie Gott gegenüber Rechte haben. Es ist ja alles nur Gnade, und man hat Gott gegenüber keine Rechte und keine Ansprüche. Und diese Haltung nennt man dann Demut, in Wahrheit ist es aber nur hässlicher, nackter Unglaube.

Jesus hat in Mt 16:25 gesagt: Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.

Und jetzt ist die Frage: Wie zuverlässig ist das, was Jesus sagt?

Ist das, was Jesus sagt, Wahrheit, absolute, unantastbare und nicht wegzudiskutierende Wahrheit?

Oder ist es nur so eine unverbindliche Absichtserklärung, so wie wir das in der Politik oft hören, also es wäre ganz gut, wenn der, der sein Leben verliert, es dann auch in verbesserter Form wiederbekommt,

aber das ist jetzt nur so das grobe Ziel, und wie sich das dann umsetzen lässt, das müssen wir erstmal sehen,

das hängt dann von den Umständen ab und ob genügend Geld dafür vorhanden ist und wie die öffentliche Meinung sich zu diesem Thema entwickelt,

und wahrscheinlich wird der, der sein Leben verliert, am Ende nur einen gewissen Prozentsatz zurück bekommen und auch den nur leicht lädiert und mit Beulen dran,

wobei wir uns bemühen werden, das uns zur Verfügung gestellte Leben zumindest mit einem neuen Anstrich zu versehen,

aber obwohl wir natürlich dem Menschen sein komplettes Leben in optimierter Form zurückgeben möchten, müssen wir ja doch mit einem gewissen Abrieb rechnen,

also eine Rückgabe von 110% ist natürlich die Hausnummer, die im Koalitionsvertrag steht, aber aufgrund der Tätigkeit des Teufels müssen wir da selbstverständlich Kompromisse eingehen,

aber ganz sicher können wir natürlich sagen, dass wer sein Leben verliert wegen Gott, dass der zumindest irgendwas zurück bekommt,

vielleicht müssen wir zu Anfang auf ein Gutscheinsystem zurückgreifen, aber die göttliche Zentralverwaltung kann es sich natürlich nicht leisten, das Leben eines Menschen entgegen zu nehmen und ihn dann mit leerer Existenz dastehen zu lassen.

Also wir stehen durchaus und ohne Einschränkung zu unserer Aussage, dass wer uns 100% gibt, dass der 110% zurückbekommt,

aber als wir diese Zusage gemacht haben, wussten wir noch nichts von der Ukrainekrise

und der IS 

und dass der Oktober so warm wird

und von den Streiks der Piloten und der Lokführer,

und darum müssen wir uns jetzt erst die aktuellen Kennzahlen anschauen und sie neu bewerten,

um dann auf der Basis der aktuellen Entwicklungen zu sehen, was machbar ist und was wir möglicherweise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben oder ganz streichen müssen.

Sind Gottes Aussagen so zu verstehen?

Dass wenn Gott sagt, dass wer ihm sein Leben gibt, dass der theoretisch ein neues, optimiertes Leben zurückbekommt, dass man dann praktisch irgendwann irgendwas zurückbekommt, und damit kann man natürlich nicht kalkulieren, darauf kann man sich dann nicht verlassen, denn wenn man weder die Qualität noch den Zeitpunkt weiß, dann kann man mit der Info ja nichts anfangen?

Ist es mit Gottes Wort so, dass es zwar ungemein stark klingt, aber in Wahrheit mit jeder Menge Unwägbarkeiten einhergeht und dass man mit verdrehten Formulierungen und versteckten Hintertürchen rechnen muss?

Wenn es so ist, dann haben wir aufgrund von Gottes Wort natürlich keinerlei Vollmacht, irgendwas zu fordern, denn wenn die Zusagen Gottes nur unkonkretes Wischiwaschi sind, dann kann man darauf natürlich keine Forderung aufbauen.

Wenn Gottes Wort aber absolut zuverlässig ist, dann kann Gott doch eigentlich nicht, wenn wir ihm unser Leben gegeben haben, uns mit irgendetwas zweitklassigem abspeisen. Oder sich rausreden, er hätte es nicht so gemeint.

Wenn Gottes Wort tatsächlich so zuverlässig ist, wie die Prediger immer vollmundig verkünden, dann müsste es doch eigentlich zuverlässiger sein als alle Gesetze der Bundesrepublik Deutschland.

Dann müsste man sich doch eigentlich zu 7000% darauf verlassen können.

Und dann müsste man doch eigentlich zu Gott sagen können: „Ich habe Dir mein Leben gegeben, und jetzt erwarte ich selbstverständlich im Gegenzug ein optimales Leben von Dir.“

Und dann hat Gott doch eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sagt er mir, wo ich ihm mein Leben ganz und gar noch nicht gegeben habe und nennt mir die Punkte, wo ich meinen Teil der Abmachung noch nicht eingehalten habe, oder er muss mir mein optimales Leben geben. Er muss, denn er hat sich nicht durch eine Presseerklärung des Koalitionsausschusses dazu verpflichtet, sondern durch sein Wort.

Und wenn Gott sich selbst verpflichtet hat, dann hat er mir die Vollmacht gegeben, das optimale Leben von ihm zu fordern. Ich muss nicht demütig bitten, den neuen Menschen anziehen zu dürfen, sondern ich darf es fordern.

Ich brauche nicht demütig zu bitten, Leben in Fülle und Überfluss leben zu dürfen, sondern ich kann es fordern und mit Sicherheit erwarten, dass ich es bekomme.

Es ist keineswegs so, dass ich die Vollmacht habe, mein Leben Gott zu geben, und danach bin ich der göttlichen Willkür ausgeliefert, und ob ich dann was Besseres zurück bekomme, das hängt vom unerforschlichen Willen Gottes ab, über den niemand etwas sagen kann.

Sondern wenn Gott sagt, dass man von neuem geboren werden kann, dann geht das auch.

Wenn Gott mir zusagt, dass ich ein neuer Mensch werden kann, dann ist das auch so.

Und diese Haltung, das wirklich ernst zu nehmen, was Gott sagt, das nennt man Glauben.