Johannes 10,17+18 wo Freiheit frei ist

Da kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

Warum sollte Jesus das neue Leben nicht nehmen wollen?

So steht das ja da: Jesus hat die Freiheit, die Auferstehung zu akzeptieren oder sie abzulehnen.

Bei Jesu Gang ans Kreuz sind wir diesen Gedanken gewohnt.

Aber wie kommt man auf die Idee, dass Jesus, wenn er dann tot ist und Gott ihn auferwecken will, dass Jesus dann sagt: „Ach nein, das will ich jetzt nicht. Ich will lieber tot sein.“

Ja ja, natürlich: Wenn Jesus tot ist, kann er diese Antwort gar nicht geben. Er ist ja tot.

Vermutlich haben wir es hier schon mit einem Seitenhieb auf die zu erwartenden Christen zu tun, die etwas schwafeln werden von einem Plan, den Gott mit ihrem Leben hat.

Und sowieso mit allem Leben und mit der Welt.

Und die diesen Plan als etwas solide betoniertes verstehen.

Ein unumstößlicher Plan Gottes. In Stein gemeißelt schon vor der Erschaffung der Welt. Und jetzt rollt seit x-tausend Jahren einfach nur das vorgesehene Programm ab.

Und wir sind Marionetten in diesem Plan, und unser Leben ist vorherbestimmt.

Und wegen den Christen, die so etwas behaupten, sagt Jesus jetzt hier etwas über die Freiheit.

Weil der Wille Gottes vor allem und immer zuerst Freiheit ist.

Es darf in Gottes Augen niemals sein, dass man dem Willen Gottes nicht entgehen kann.

Und das darf natürlich in besonderer Weise bei Jesus nicht sein. Denn wenn Jesus nicht die totale Freiheit hätte, wie könnten wir sie dann haben?

Und darum hat Jesus am Ende von Vers 18 diese Freiheit von Gott sogar als Gebot empfangen.

Rein logisch wäre es sicher ganz unverständlich, wenn Jesus das neue Leben nicht haben wollte.

Aber die Möglichkeit zur Ablehnung des neuen Lebens muss trotzdem bestehen. Es darf nach Gottes Freiheitsbegriff nicht so sein, dass die Auferstehung und das neue Leben eine nicht zu verhindernde Zwangsläufigkeit sind. „So, jetzt bist du gestorben, und jetzt bleibt dir nichts anderes übrig als auferweckt zu werden.“

Der Vers 17 meint ja auch nicht, dass Gott Jesus liebt, weil Jesus ein Teil eines Auferstehungsautomatismus ist.

Sondern Gott liebt Jesus, weil der das freiwillig macht.

Und zwar beides: Das alte Leben aufgeben und das neue Leben in Empfang nehmen.

Jesus nutzt seine Freiheit in richtiger Weise, und darum liebt ihn Gott.

Das andere Recht

Diese Vollmacht, die Jesus hat, die geht aber auch andersrum.

Wenn Jesus sich entscheidet, das neue Leben in Empfang zu nehmen, dann kann das niemand verhindern.

Auch Gott nicht.

Gott kann es sich nicht anders überlegen.

Jesus hat eine Vollmacht. Da kann ihm keiner mehr reinreden.

Da kann auch nichts mehr dazwischen kommen, und Gott sagt: „Oh, das tut mir jetzt leid, es ist Sternenstaub in den himmlischen Computer geraten, und jetzt kann das neue Leben nicht hochgefahren werden!“

Auch der Teufel oder sonst irgend ein Gegner kann es nicht mehr verhindern.

Es kann übrigens auch niemand Jesus daran hindern, sein Leben zu geben.

Also „ans Kreuz zu gehen“, wie die Christen immer sagen.

Noch nicht einmal ein eifriger Seelsorger wie Petrus, der Jesus beiseite nimmt und „das sei ferne von dir“ sagt.

Oder im Bauhaus sind plötzlich die Nägel ausgegangen.

Es kann nicht passieren, dass Gott im letzten Moment noch einen Fehler in seinem Plan entdeckt und das Ganze dann abbläst.

Es gibt keine Eventualitäten außerhalb von Jesus.

Auch hier: volle Freiheit.

Mein persönliches Recht

Die bisherigen theoretischen Betrachtungen über Jesus könnten uns ja egal sein.

Wenn sie nicht das Muster für meine eigenen Möglichkeiten aufzeigen würden.

Denn auch ich kann Gott mein Leben geben.

Ich kann es aber auch sein lassen.

Und ich kann als Folge meiner Lebenshingabe den neuen Menschen anziehen.

Oder es sein lassen.

Was nicht passieren kann: Dass Gott mir mein Leben nimmt gegen meinen Willen und mir ein anderes, heiliges Leben dafür aufzwingt.

Was auch nicht passieren kann: Ich gebe Gott mein Leben, und bekomme kein neues.

Was auch nicht passieren kann: Ich möchte Gott mein Leben geben, und er will es nicht haben.

Aufgrund des Wortes Gottes habe ich die Vollmacht und damit das Recht, dass ich ein Jünger Jesu werden kann. Wenn ich Gott mein Leben geben will, muss er es nehmen.

Und ebenso habe ich aufgrund des Wortes Gottes das Recht, mein neues, optimales Leben zu bekommen, wenn ich Gott mein altes Leben gebe.

Gott hat es versprochen.

Gott hat sich verpflichtet.

Exklusive Vorteile

Klingt jetzt natürlich blöd: Der Einzige, der hier Freiheit hat, bin ich.

Gott hat seine diesbezügliche Freiheit freiwillig aufgeben und mir entsprechende Rechte eingeräumt.

Dem Teufel ist die Freiheit ebenfalls genommen.

Ich bin der Einzige, der hier frei ist.

Soll man das glauben?

Ja, das ist das Evangelium.

Wenn man den riesigen Möglichkeiten vertraut, die sich aus dieser Freiheit ergeben: Das ist Glaube.

Und weil das so unglaublich ist, glauben das so wenige.

So wenige Christen, wohlgemerkt.

Das ist nicht in erster Linie ein Problem der Ungläubigen.

Dieser Unglaube ist ein Problem in unseren Gemeinden.