Lukas 14,28-33 Wellblechhütten in Manila

Hier haben wir eine Trilogie von Gleichnissen von Jesus.

Drei Gleichnisse hintereinander, alle zum gleichen Thema.

Das erste Gleichnis ist sehr realistisch und geht so:

„Wer von Euch, der eine Wellblechhütte bauen will, sammelt nicht kurzerhand alle Bretter, die ohnehin rumliegen, und fängt einfach an, denn am Ende wird es schon irgendwie passen, und ein Teil für die letzte Lücke findet man immer irgendwo, und wenn’s ein bisschen schief wird, macht das ja nichts, denn die vom Nachbarn ist ja auch schief.“

Das zweite Gleichnis, das Jesus in dieser Trilogie erzählt, ist ebenfalls sehr realistisch und geht so:

„Oder welcher König, der eine zänkische Köchin hat, setzt sie nicht kurzerhand vor die Tür, und falls die dann auf die Idee kommt, ihren Mann und ihre Brüder zu schicken, welcher König schickt dann nicht mal seine Oberhofschläger vor die Tür, um eine Wiederholung dieses Vorgangs auszuschließen? Und nicht schlecht, wenn die neue Köchin das auch gleich mitkriegt, dann weiß sie sofort, von wo hier der Wind weht.“

Hier erkennen wir Realitätssinn, denn genau so ist es.

Das ist die nackte Wirklichkeit. Die Könige kämpfen mit ihrer Köchin, und die Bewohner des Landes bauen Wellblechhütten. Das ist die Geschichte vom Reich Gottes, von der Gemeinde, von den Gläubigen. Und die bauen Wellblechhütten wie alle anderen, und sie prügeln sich mit ihrer Köchin.

Jesus hat diese Gleichnisse erzählt, als er beschrieb, wie man das Leben als sein Nachfolger baut.

Wie man Jüngerschaft konzipiert.

Man gestaltet ein Leben. Sein eigenes.

Man bastelt an seiner Biographie.

Man baut einen Lebenslauf.

Man entwirft seine eigene Zukunft.

Man konstruiert sich eine Identität.

Man erbaut sich. Sozusagen.

Und man nimmt dazu, was halt da ist, und irgendwas ist immer da, und irgendwie kriegt man das auch dazu, dass es zusammen passt.

Und am Ende hat man eine Wellblechhütte, nun gut, nichts Besonderes, aber die anderen haben auch nur Wellblechhütten, also man muss sich da jetzt nicht für schämen.

Eigentlich geht das Gleichnis bei Jesus ein bisschen anders, es ist ziemlich realitätsfremd.

Aber man muss Jesus zugute halten, dass er ja damals noch nicht wusste, wie die Sache ausgehen würde.

Jesus war halt noch etwas euphorisch, der hatte ja bezüglich dieser Sache noch gar keine Erfahrung. Wir wissen heute, wie das Konstruieren von Jüngerschaft geht, wir blicken auf jahrhundertelange Erfahrung zurück. Jesus schaute halt noch etwas naiv in die Zukunft, und darum beschrieb er den Vorgang der Lebenskonzeption eines Gläubigen so: Lukas 14,28-30

28 Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht vorher hin und berechnet die Kosten, ob er <das Nötige> zur Ausführung habe? 

29 Damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht vollenden kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten, 

30 und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte nicht vollenden.

Für Jesus seine Zuhörer war ein Turm das Größte, was der normale Mensch jemals bauen würde. Es gab natürlich damals auch Paläste und den Tempel in Jerusalem, also größere Bauwerke als Türme, aber das wäre als Beispiel für die einfachen Leute nicht nachvollziehbar gewesen. Und Fabrikhallen baute man damals nicht, und ein großes Haus konnte man etappenweise bauen, indem man immer, wenn man wieder Geld hatte, ein weiteres Zimmer anbaute.

Also so ein Turm, das war so das Größte, was ein halbwegs normaler Mensch damals in einem Rutsch baute.

  • Wer damals ein Grundstück von einer gewissen Größe hatte, der tat gut daran, es zu überwachen.
  • Wer einen Weinberg hatte, tat gut daran, auf seinen Wein aufzupassen, sonst bekamen die Trauben nämlich Beine.
  • Wer ein Gurkenfeld hatte oder Olivenbäume, der bewachte das alles klugerweise zu gewissen Zeiten, wenn er die Dinge selber ernten wollte.

Und je größer das Grundstück war, oder je verwinkelter die Lage war, vielleicht noch an einem Berghang, um so größer musste man den Turm halt bauen, damit man jede Ecke einsehen konnte.

Und weil so ein Turm auch ordentlich gegründet sein muss und aus zuverlässigem Material gebaut werden musste, darum ging das ins Geld. Und das ist ja, worum dieses Gleichnis geht.

Und Jesus war nun so naiv, zu denken, wenn die Leute seine Jünger werden, dann bauen die ihr Leben in der Qualität eines Turmes. Die bauen dann das beste Leben, das man leben kann. Die bauen dann ein großes Leben.

Der Jesus konnte ja nicht wissen, dass die Gläubigen ganz anders bauen. Der Jesus hat halt nicht gedacht, dass die von Ihm Berufenen einfach das nehmen, was sowieso da ist, und daraus eine Wellblechhütte bauen.

Und was ist da? Woraus baut man ein Leben?

Für die Rückwand nimmt man die größten Bretter, das ist das, was so jeden Tag füllt. Für einige ist das die berufliche Arbeit, für andere der Haushalt, was auch immer die Zeit zwischen Frühstück und Abendessen füllt. Das ist sowieso da, die Bretter sind schön groß, das passt auf jeden Fall.

Für die eine Seitenwand nimmt man das, was man gerne macht. Kino, Konzerte, Sport, Musik, Fernsehen. Das steht günstig rum, hübsch ist es auch, damit baut man eine Seitenwand des Lebens.

Was man unbedingt noch verbauen muss, weil es sonst Ärger gibt, ist die Familie, sowohl die, die man selber gegründet hat, also auch die, aus der man stammt. Die nimmt man für die andere Seitenwand.

Und nach vorne kommen unsere ganzen Gewohnheiten, also das was man gewohnheitsmäßig tut:

Wenn man sich gewohnheitsmäßig ärgert oder sorgt, oder wenn man gewohnheitsmäßig eine rauchen geht, sobald es schwierig wird, und was man gewohnheitsmäßig denkt. Und den Charakter, den nageln wir da mit dran, denn der ist letztlich die Summe unserer Gewohnheiten.

Und fürs Dach nimmt man den Glauben. Die neue Meinung über Gott. Das ist nicht nur dicht, das passt auch zu allem. Nicht wahr, die Seiten unseres Hauses sind ja nicht alle gleich hoch, und manchmal sind sie auch noch schief oder ein wenig ausgefranst. Und da ist der Glaube als Dach wunderbar, denn der ist zu jeder Schieflage kompatibel, der passt sich an alles an, und wenn nicht, hilft man ein bisschen nach, aber der Glaube ist biegsam, den kriegt man immer passend zu allem.

Und jetzt hat man sein Lebenshaus soweit fertig, ist vielleicht ein wenig schief, aber das haben Lebenshäuser so an sich, das ist bei den anderen Menschen auch nicht anders.

Und jetzt kommt Jesus und schleppt das Material an, von dem er meint, damit solle man das Lebenshaus bauen.

  • Dem Glaubenden ist alles möglich.
  • Eure Freude soll vollkommen sein.
  • Ihr seid das Licht der Welt.
  • Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich euch geben.

Ja, wo soll man das denn hinbauen? Das passt ja zu gar nichts!

In die rechte Seitenwand, zu Kino, Konzerte, Sport, Musik und Fernsehen, da passt es ja nun überhaupt nicht. Da haben wir eine Kompatibilität von Null. Weder im Kino noch im Konzert kann man damit etwas anfangen.

Und in die linke Seitenwand, zu Familie rauf und Familie runter? Gut, man könnte beten, dass die gesund sind und bleiben. Allerdings weiß man, dass das nicht funktioniert, denn Christen und ihre Angehörigen sind nicht gesünder als der Rest der Menschheit, sie leben auch nicht länger und sie sterben auch nicht weniger als die Ungläubigen, und weniger Unfälle haben sie auch nicht. Also da brauchen wir es nicht einzubauen, da ist es für die Katz.

Und in der Rückwand, bei der Arbeit oder dem, was die Zeit zwischen Frühstück und Abendessen ausfüllt?

Um Himmels willen, wir sind froh, dass das Ding gerade steht! Wir haben Mühe genug, das alles schön im Gleichgewicht zu halten, und wir sind heilfroh, dass das so funktioniert, wie es funktioniert, dass wir die Stelle haben und das Geld und dass wir es irgendwie hinkriegen! Wenn wir da jetzt diesen klobigen Fremdkörper einbauen – und „Ihr werdet bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ ist ein klobiges Ding. Das ist keine Kleinigkeit, die man schnell in ein altes Loch von einer längst verrosteten Schraube reinbaut. Wenn man das Ding einbauen würde, dann würde das das ganze Gefüge verändern, dann würde nichts mehr passen, da würde es entweder links unten schief oder rechts oben, oder man baut es in die Mitte rein, aber dann müsste man ein Loch in das große Brett machen, und man ist ja nicht dumm, man ist doch froh, dass man da ein Brett aus einem Guss hat!

Und vorne, bei Gewohnheiten und Charakter, was sollen diese Dinge da? Da passt es ja nun gar nicht, denn da ist jede Lücke geschlossen, wir haben unser Leben fein austariert und ein Gleichgewicht geschaffen zwischen den Gewohnheiten, die uns im Griff haben und denen, die wir im Griff haben; zwischen Charakter, den wir uns leisten können und Charakter, der uns zu aufwendig ist. Das ist ein geschlossenes System, da ist kein Platz für so ein unförmiges Teil.

Und aufs Dach? Das schwere Teil? Wo wir unseren Glauben so schön angepasst haben, dass er zu allem passt, was unser Leben ausmacht? Ein wasserdichtes System überdeckt unser Leben, und wenn wir da jetzt dieses schwere Teil draufstellen – wenn wir es in die Mitte stellen, dann biegt das Dach sich durch, dann passt unser Glaube an keiner Seite mehr zu den Wänden, und wenn wir es auf eine Seite stellen, dann sinken da die Bretter ein, oder das Blech verformt sich, und am Ende wird die ganze Hütte schief. Also obendrauf können wir es auch nicht brauchen.

Die einzige Möglichkeit wäre, es als Deko neben den Eingang zu stellen oder so. Da wo andere Leute die Geranien oder den Gartenzwerg haben, da stellen wir die Garantie für erhörte Gebete hin. Und wenn die Leute dann unser Leben betrachten, dann sagen sie: Das ist das Leben, wo die Gebetserhörung als Deko vor der Tür steht.

Das ist doch mal ein Zeugnis!

Die Ursache des Missverständnisses

Das Problem ist halt, dass der Jesus in seiner Naivität dachte, wenn er uns so massive Teile gibt, um unser Leben zu bauen, dass wir dann einen Turm bauen würden und keine Wellblechhütte. Ein großes Leben. Einen überragenden Style. Und dafür wären diese fetten Teile, die Jesus da liefert, ja auch bestens geeignet. Das sind ja ordentliche Brocken, die er da liefert, da kann man schon solide und hoch mit bauen.

Und der Jesus hat halt gedacht, wenn er uns das liefert, dass wir dann die schiefe Wellblechhütte abreißen und statt dessen einen Turm bauen. Und dann am Ende gucken, ob die Bretter, die da jetzt noch rumliegen, in dem Turm zu gebrauchen sind.

Also ein neues Leben! Nicht das alte Leben aufpolieren. Nicht irgendwas in die Wellblechhütte einzubauen versuchen, was überhaupt nicht kompatibel ist. Nicht neuen Wein in alte Schläuche.

Jesus hat gedacht, mit den wunderbaren Materialien bauen wir zuerst den Turm, dann wird der Rest sich finden. Und vielleicht muss man am Ende das eine oder andere alte Brett wegwerfen, weil es wirklich nicht mehr zu dem Turm passt. Der Jesus konnte ja nicht wissen, dass die Gläubigen es genau andersrum machen: Die werfen die Bausteine für den Turm weg, weil die nicht in die Wellblechhütte passen!

Und genau so einer Fehleinschätzung von Jesus verdanken wir auch das zweite Gleichnis aus dieser Dreiergruppe.

Lukas 14,31-32

31 Oder welcher König, der auszieht, um sich mit einem anderen König in Krieg einzulassen, setzt sich nicht vorher hin und ratschlagt, ob er imstande sei, dem mit zehntausend entgegenzutreten, der gegen ihn mit zwanzigtausend anrückt? 

32 Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die Friedensbedingungen.

Dieser König kämpft nicht gegen seine Köchin. Sondern dieser König geht die schwerste und schwierigste Aufgabe an, die es für einen König geben kann: Sein Land zu verteidigen gegen einen anderen König. Also das ist eine Frage von Alles oder Nichts, von Weiterexistieren oder Untergang.

Natürlich haben Könige auch andere Aufgaben, sie müssen Recht sprechen und die innere Verwaltung des Landes ordnen und für Rechtssicherheit sorgen. Aber der Jesus dachte halt: Wenn er seine Leute, die er zu Königskindern gemacht hat, wenn er die mit dem Schwert des Geistes und dem Helm des Heils und dem Schild des Glaubens und den Gürtel der Wahrheit ausstattet und mit den Schuhen der Bereitschaft zur Verkündigung, wenn er denen die Waffen des Lichts in die Hand drückt, dass die dann die großen Kämpfe kämpfen.

Dass die die großen Aufgaben angehen.

Dass die das Böse frontal angreifen.

Der wer sonst sollte gegen das Böse kämpfen wenn nicht die, denen Gott absoluten Schutz zugesagt hat, die die Waffenrüstung Gottes haben und die Waffen des Lichts?

Soll Herr Putin dafür zuständig sein, das Böse zu bekämpfen?

Oder Herr Obama? Der schafft es ja noch nicht einmal, das alleroberflächlichste Böse zu beseitigen, das nun wirklich jeder sehen kann, der auch nur einen zweistelligen IQ hat! Das hat uns mal versprochen, Guantanamo zu schließen! Wenn er selbst das nicht hinkriegt, dann können wir ihn im Kampf gegen das wahrhaft Böse nun wirklich nicht brauchen.

Der Jesus dachte halt, wenn er die Christen so ausstattet, dass denen letztlich nichts schaden kann und alles zu ihrem Vorteil dienen muss, dass die dann die großen Schlachten des Lebens schlagen. Der konnte ja nicht wissen, dass wir mit der Hotline von T-Online und der Rentenversicherung kämpfen, und dass wir im harten Kampf stehen mit der Frau aus dem zweiten Stock, weil die diese Woche mit dem Treppenhaus drangewesen wäre, aber sie hat es wieder nicht gemacht!

Woher sollte Jesus wissen, dass wir um Vorteilspreise und Frühbucherrabatte kämpfen, um Parkplätze und ums Recht haben und darum, rechtzeitig zum Anpfiff vor dem Fernseher zu sein?

Wer hätte denn damals ahnen können, dass unser innerer Schweinehund ein weit mehr zu fürchtender Gegner ist als der Teufel mit seinem ganzen dämonischen Heer?

Na gut, um Jesus gerecht zu werden, muss man sagen: Er hat es geahnt, dass es so kommen würde. Darum sagt er in diesem Dreier-Gleichnis:

Wenn Du mit dem, was ich Dir gebe, keinen Turm bauen kannst, der aussieht wie ein Turm, dann hör sofort auf zu bauen. Wenn Du das große Leben nicht bauen kannst, dann lass es ganz sein.

Wenn Du die Waffen, die Jesus Dir gibt, nicht gegen die großen Gegner einsetzen kannst, dann gib Deine Waffen zurück. Dann verhandle mit dem Teufel über einen Nichtangriffspakt, aber hör auf, mit dem Lichtschwert albern rumzufuchteln.

Wenn Du den großen Kampf nicht siegreich kämpfen kannst, dann lass es ganz sein.