Lukas 6,12 das faule Ei

Einer von den sorgfältig ausgewählten Aposteln war ein faules Ei.

Die anderen Jünger haben das aber nicht gemerkt.

Als Jesus ankündigt, dass einer ihn verraten würde, fragen die Apostel nicht: „Herr, ist es Judas?“

Sondern sie fragten, ob sie es selber wären.

Denn Judas war wirklich ein frommer und gottesfürchtiger Mensch.

Er hatte sich Jesus nicht aus hinterlistigen Motiven angeschlossen. Es ging ihm wirklich um Gott.

Folglich merkte niemand, dass Judas ein faules Ei war.

Auch er selbst hat es nicht gemerkt.

Judas wusste nicht, dass es nicht richtig war, wie er das Reich Gottes und seine Beziehung zu Jesus sah.

Judas war auch kein gewissenloser Kerl, der in böser Absicht den Messias Israels verraten hatte. Dass er ein Gewissen hatte, sieht man ja daran, dass er sich hinterher umgebracht hat.

Judas oder Judasina heute

Wir erleben das immer wieder, dass ein Mensch, der jahrelang zur Gemeinde gehörte, eines Tages der Gemeinde und damit auch Gott den Rücken kehrt.

Wenn dieser jemand nicht gerade die unbedeutendste Randfigur war, steht die Gemeinde vor der Tatsache, dass jemand den Kreis der Jünger verlassen hat und damit praktisch Jesus verraten hat.

Er hat vielleicht keine 30 Silberstücke dafür bekommen, aber irgendwas wird der Teufel ihm schon geboten haben.

Wobei man sich die 30 Silberstücke oder den Segen eigentlich von Jesus erwartet hätte.

Darum war man ja bei Jesus geblieben: Weil von hier der Segen ausging.

Man hatte Erwartungen.

Dummerweise waren die alle egoistisch:

  • Ich will in den Himmel. Ich will in der Ewigkeit den Komfort paradiesischer Zustände genießen.
  • Ich will Sinn im Leben. Die Beziehung zu Gott macht mein Leben sinnvoll. Aber mit Gott macht es Sinn.
  • Gott macht mein Leiden erst erträglich.
  • Ich will die Illusion von Sicherheit. Gott passt auf mich auf.
  • Die Geschwister in der Gemeinde sind so hingebungsvoll und nett, da wäre ich ja dumm, wenn ich diese Gemeinschaft nicht genießen würde.
  • Wir sind oft so machtlos. Aber zu Gott können wir beten, dass er uns aus der Bedrängnis so vieler Mächte befreit.
  • Ich habe Angst vor Gottes Strafe.

Genauso egoistisch waren die Wünsche des Judas:

Ich will das Reich Gottes, und ich habe sehr genaue Vorstellungen, wie das zu sein hat. Es soll mir ja auch etwas bringen. Diese komische Idee von Jesus mit seinem frühen Tod, das passt nicht in mein Konzept, das verstehe ich ja noch nicht einmal! Ich werde das jetzt in die richtigen Bahnen lenken.

Petrus konnte Jesus nicht in diesem Sinn verraten, denn den Petrus konnte Jesus hinterher fragen: „Hast Du mich lieb?“

Aber Judas hatte nicht Jesus lieb, sondern die Ziele, die er mit Jesus verband. Darum auch die Kritik, als Jesus von der seltsamen Frau mit Parfüm übergossen wurde.

Und als Jesus dann scheinbar die Ziele des Judas nicht mehr zu verfolgen schien –

das geht einem ja gelegentlich so. Man hat einige Erfahrungen mit Gott und dem Glauben, man stellt sich vor, wie das nun weitergeht, und zwar natürlich immer weiter aufwärts. Und dann macht Gott plötzlich etwas völlig anderes, wirft alle Pläne über den Haufen. Und der Zweck, den mein Glaube eigentlich erfüllen sollte, nämlich ein ruhiges und sicheres und geborgenes Leben zu ermöglichen, den erfüllt der Glaube nun nicht mehr.

Du auch, Petrus?

Auch Petrus hatte seine Vorteile und seine Ziele bezüglich des Reiches Gottes im Auge. Und übrigens auch Jakobus und Johannes, die ja gerne links und rechts vom Thron sitzen wollten.

Aber der Unterschied zu Judas ist der, dass diese Jünger ihre Interessenslage nicht zum Zentrum des Glaubens machen.

Es ist nicht schlecht, sich auf den Himmel zu freuen.

Es ist nicht schlecht, auf den göttlichen Segen zu spekulieren.

Aber es ist fürchterlich schlecht, wenn diese Dinge der Grund für unsere Beziehung zu Gott sind. Dann wird Gott nämlich zu unserem Lakaien.

Da können wir von Hiob lernen: Hiob blieb nicht bei Gott, weil der ihm seine Vorstellungen erfüllte und seine Träume verwirklichte.

Hiob blieb nicht bei Gott, weil Gott sein Leben vereinfachte und beglückte.

Hiob blieb bei Gott, weil Gott Gott ist.

Aktuell

Judas war zuerst ein eifriger, treuer Jünger. Der hat nicht von Anfang an die Absicht gehabt, nach Ablauf von 3 Jahren Jesus zu verraten.

Und so lesen einige treue und gläubige Jünger gerade eben diesen Artikel, und diese haben aktuell nicht die Bohne irgendeine Absicht, Jesus zu verraten.

Sie glauben, sie dienen Jesus, aber in Wahrheit dienen sie ihren eigenen Vorstellungen von Gott, von Gottes Reich, vom Segen.

Bei Judas kam dann die Zeit, wo er sah, dass seine Träume sich in Wohlgefallen auflösten, wo er sein Reich Gottes in Gefahr sah.

Und der Teufel hat Zeit.

Der kann warten.

Bei Judas hat der Teufel sich drei Jahre Zeit gelassen. Obwohl die Einstellung des Judas von Anfang an falsch war. Aber mit dem Zuschlagen hat der Teufel gewartet, bis er den Menschen so richtig gründlich ruinieren konnte.

Wenn Sie jetzt diesen Artikel lesen, hat das also noch gar nichts zu sagen. Offenbarung 2,10

Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.

Judas verstand nicht, was Jesus wollte.

Das wäre nicht so schlimm gewesen.

Aber weil er es nicht verstand, deshalb ging er eigene Wege.

Der Verstand ist eine wichtige Sache, aber wenn  wir Gottes Wege einmal nicht verstehen und sie nicht unseren Vorstellungen entsprechen, dann möge Gott uns vor unserem Verstand beschützen. Es nützt die größte Intelligenz und die grandioseste Bibelkenntnis nichts, wenn dieses Wissen nicht mit der Demut vor Gott verknüpft ist.

„Dein Wille geschehe“ – solange er meinem Willen entspricht.