Lukas 10,2-20 ein miserabler Reiseprospekt

Ist schon gut, dass Jesus nie ins Tourismusgewerbe eingestiegen ist.

Denn wenn er alle Reisen so vermarkten würde wie hier die von den 70 Jüngern, dann hätte er vermutlich einen Umsatz von Null.

Oder diese Reisen würden hauptsächlich von Leuten gebucht, die mit Vorliebe Opfer sind.

Denn das, was hier im Prospekt steht, ist wirklich nur abschreckend.

1. Einfach zu wenig.

„Ihr seid zu wenige“, lässt Jesus die Jünger in Vers 2 wissen.

Ihr werdet entweder den Burnout bekommen wegen Überarbeitung, oder das Werk wird sehr unvollständig werden.

Tolle Aussichten: Das Gelingen ist unwahrscheinlich.

Wobei man wohl auch Jesu Ansprüche berücksichtigen muss: Wenn er 70 Personen in Zweiergruppen aussendet, dann kann er immer 35 Orte auf einmal bedienen.

Durch wie viele Dörfer wollte Jesus auf seiner Reise nach Jerusalem wandern?

2. Das Stöhnen der Besuchten.

Scheint nicht so, als wenn die, die hier besucht werden sollen, über den Besuch allzu glücklich sind.Lukas 10,2

„Wie Lämmer unter die Wölfe“ nennt Jesus das.

Verständlich.

Denn diese 70 Jünger waren Juden.

Aber das Gebiet, in das sie geschickt wurden, war mit bunt gemischter Bevölkerung: Juden, Heiden, Samariter.

Samaria und Peräa halt. Wenn Jesus nach Jerusalem wollte, konnte er eine heidnische Umgebung ja nicht vermeiden.

Na, und diese Leute werden sich gefreut haben, als da ein paar Juden kamen und Werbung für ihren Messias machten.

Darum hat Jesus auch gleich die Anweisungen in seine Rede eingearbeitet, was zu tun wäre, wenn die Leute sie hochkantig wieder rauswerfen würden. Staub von den Füßen schütteln, das war die Devise.

Wobei das natürlich schon neu war: Dass die Juden bei den Heiden für ihr eigenes Gottesreich und für ihren Messias Werbung machten.

Die Frage ist nur, ob die ungläubige Bevölkerung überhaupt bis zu diesem Punkt zugehört hätte.

3. Schlechtes Essen

Wenn die Ungläubigen sich aber doch noch an die Pflichten der Gastfreundschaft erinnert hätten, dann waren die Probleme ja noch nicht vorbei. Denn was würde es wohl bei den Heiden zu essen geben? Bestimmt wenig kultisch reines, keine koscheren Lebensmittel. Sondern Schwein und Fledermaus und solche Sachen.

Also bringt Jesus in seiner Rede gleich zweimal die Ermahnung, dass die Jünger alles essen sollen, was ihnen vorgesetzt wird. Auch frittiertes Meerschweinchen.

Die Sache ist zu wichtig, als dass man auf Vegan oder klimaneutral oder Bio oder Freilandhaltung bestehen könnte.

Aber stellen Sie sich mal vor, diese eine Bekannte, die Sie haben, die sich so überzeugt vegan ernährt, und die soll jetzt zu den Fleischfressern und bekommt die Ansage, dass gegessen wird, was auf den Tisch kommt! Na, da wäre was los!

4. Konzentration

Und dann war wie immer zu erwarten, dass diese Leute über alles Mögliche reden wollten. Über die Gesundheit ihrer Kühe und das Wachstum des Getreides und die Politik des Statthalters und so weiter. Konzentration!, sagt Jesus, ihr habt einen Auftrag. Lasst euch nicht von den Leuten die Zeit weglabern.

Man kennt das ja: Die Leute freuen sich vielleicht, wenn mal jemand zu Besuch kommt, aber sie wollen auf keinen Fall über Gott reden.

Nichts gegen einen netten Wanderurlaub, aber hier kommt man sich schon so ein bisschen vor wie die Zeugen Jehovas auf der Pirsch.

5. Krankenheilungen

Damit die Teilnehmer dieser Gruppenreise nicht nur Elend hatten, darum bekamen die 70 Ausgesandten von Jesus die Vollmacht, alle Kranken zu heilen, die ihnen begegneten.

Das hatte natürlich auch den Sinn, dass man die Zuhörer auf den Besuch von Jesus vorbereitete.

Die sollten motiviert sein, Jesus auch tatsächlich zuzuhören, wenn er kam.

Und mal deutlich gesagt: Das war eine große Vollmacht.

Wenn heute jemand käme, und er könnte etwas gegen Corona und Krebs und Querschnittslähmung machen, das gäbe aber ein Hallo.

Wenn man damals einen historischen Rückblick gewagt hätte: So etwas hatte es seit Elia und Elisa nicht mehr gegeben, also seit 800 Jahren nicht mehr. Das waren große Zeichen und mächtige Vollmachten, die diese 70 bekamen.

Klar, die 12 Apostel hatten für ihre Arbeit innerhalb des jüdischen Gebietes auch die Vollmacht bekommen, Dämonen auszutreiben. Also nicht nur die Symptome des Bösen zu bekämpfen, sondern den Teufel direkt anzugreifen und nicht nur seine Wirkungen.

Aber das waren die 12 gewesen, und das war jüdisches Gebiet gewesen, wo der Teufel aufgrund des Glaubens der Leute doch einen schwächeren Stand hatte als im heidnischen Gebiet.

Und wie schwierig das selbst auf jüdischem Gebiet mit dem Austreiben der Geister war, das hatte man gerade anhand des mondsüchtigen Jungen gesehen, wo die Apostel es nicht gekonnt hatten.

Die Möglichkeit, Kranke zu heilen und damit gegen die vom Teufel hervorgerufenen Symptome vorzugehen, das war schon eine prima Sache, da war man auch bis zum Anschlag mit beschäftigt. Es war ja nicht so, dass es zu wenig Kranke gab.

6. Was nicht im Prospekt stand

6a) Die direkten Möglichkeiten

Lukas 10,20Da hätte es nach so einer Aktion doch sicher jede Menge Aufregendes zu erzählen gegeben. Aber was bleibt am Ende als das größte Ereignis übrig?

Dass man auch eine Vollmacht über die Dämonen hatte, obwohl es doch offiziell nur eine Vollmacht über Krankheiten gewesen war.

Dass sie nicht nur die Symptome des Teufels beseitigen konnten, sondern auch den Teufel selbst.

Dass sie das Böse nicht nur indirekt angreifen konnten, indem sie die Wirkungen des Bösen kaputt machten, sondern dass sie es direkt angreifen konnten.

Die indirekte Kriegführung gegen den Satan hatte es schon gelegentlich gegeben.

Unter Mose hatte es Wunder gegeben, welche die Wirkungen des Teufels wie Hunger, Durst, Krankheit und Angreifer vertrieben. Hiskia hatte ein solches Wunder erlebt, Elia und Elisa hatten entsprechende Wunder getan, und Gott hatte dem David gegen die Auswirkungen des Bösen auch ganz schön geholfen.

Gut, das war alles lange her, aber immerhin hatte die indirekte Kriegsführung eine gewisse Historie.

Aber dass man den Teufel direkt und ohne Umwege angreifen und besiegen konnte, das war eine weltgeschichtliche Neuheit.

Noch dazu auf des Teufels eigenem, heidnischen Gebiet!

Sicher, die 12 Apostel hatten diese Möglichkeit auch gehabt. Aber das waren eben die 12 gewesen, und es war jüdisches Gebiet.

6b) mangelnde Zufälligkeit

Nun dachten die 70 natürlich, das sei ein glücklicher Zufall gewesen.

Vielleicht haben die Dämonen das nicht kapiert, dass die Vollmacht nur den Krankheiten galt.

Vielleicht war da zufällig etwas in diese Vollmacht mit hineingerutscht, was eigentlich nicht geplant war.

Vielleicht hatte Jesus die Vollmachten verwechselt und den 70 aus Versehen noch einmal die Vollmacht gegeben, die eigentlich für die 12 gedacht gewesen war.

Aber Jesus belehrt sie eines Besseren: Der Teufel war ziemlich rasant aus dem Himmel geflogen. Ein Premium-Rausschmiss, sozusagen.

Der Satan hat nicht nur Schwierigkeiten oder einen Schwächeanfall, sondern der ist komplett aus dem Himmel raus!

Das heißt, der kann jetzt nicht mehr als Ankläger im Himmel auftreten.

Der kann nicht mehr sagen: „Dieser Mensch ist ein Sünder, er war Gott ungehorsam, darum habe ich das Recht, einen bösen Geist in ihm wohnen zu lassen.“

Wobei die Aussage, dass der Mensch ein Sünder war, der Wahrheit entsprach. Wie man auch an den Ergebnissen sehen konnte, nämlich dass Menschen tatsächlich von bösen Geistern geplagt wurden.

Und die Menschen waren in der letzten Woche auch nicht besser geworden und in den nächsten 2000 Jahren auch nicht, aber der Teufel kann sie im Himmel nicht mehr anklagen und nicht mehr behaupten, dass er aufgrund der Sünden der Leute ein Recht auf die Leute hat. Er hatte keinen Zutritt mehr zum Himmel. Man hörte dort nicht mehr auf ihn.

Der Teufel kann auch nicht mehr sagen: „Ich muss auf diesen Menschen nicht hören, wenn er mir Befehle erteilt, denn er ist vielleicht gläubig, aber er trotzdem ein Sünder und hat damit keine Legitimation, mir irgendwas zu befehlen.“

Also das war kein Zufall und kein Ausrutscher, dass man den Teufel direkt angreifen konnte und dass der nichts dagegen tun konnte. Das war so geplant, und das wird ab jetzt immer so sein!

6c) mangelnde Retourkutsche

OK, soweit ist das ja ganz nett.

Aber der Teufel wird sich das ja vermutlich nicht lange bieten lassen.

Der wird sich wehren.

Im Moment, wo man im Auftrag Jesu und mit der Vollmacht Jesu wirkt, da ist der Teufel vielleicht wehrlos.

Aber warten Sie mal in ein paar Nächten. Wenn Neumond ist und Sturm. Oder wenn Sie aus irgendwelchen anderen Gründen unsicher sind, ein wenig ängstlich, ohnehin in leicht depressiver Stimmung oder einfach nur von Problemen geplagt und ziemlich gestresst.

Dann wird der Teufel sich wehren.

Bei Billy Graham hat er es immer mal wieder versucht, dass sich hübsche junge Frauen in sein Hotelzimmer geschlichen haben, um ihn dort zu erwarten.

Wer den Teufel dermaßen herausfordert, der wird doch wohl Retourkutschen befürchten müssen!

Lukas 10,19 (ELB)

19Siehe, ich habe euch die Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über die ganze Kraft des Feindes, und nichts soll euch schaden.

Die Tierschützer können sich gleich wieder beruhigen.

Schlangen und Skorpione waren damals Symboltiere für den Teufel, so wie es heute der Pinguin für Linux ist oder das Krokodil für Boss.

Der Angriff dieser Tiere war sehr überraschend, und er war tödlich, ohne dass sie Gewalt anwandten wie ein Löwe oder ein Krokodil. Diese Tiere schienen hinterlistig zu sein, schlugen geräuschlos und unerwartet zu. Wie der Teufel.

Wenn man also die Macht bekam, auf diese Tiere zu treten – und gemeint ist natürlich: ohne dass diese Tiere beißen oder stechen können – dann heißt das, dass man ausreichend Gegenmittel gegen die Angriffe des Teufels hat.

Die Befürchtung vor Retourkutschen des Teufels war berechtigt, aber die Gläubigen wurden mit der Macht ausgestattet, diese Angriffe so zu parieren, dass hinterher Ruhe war.

Man konnte sich die direkten Angriffe gegen den Teufel jetzt tatsächlich leisten.

Und das gab einem natürlich eine ganz neue Freiheit, das eröffnete ganz neue Möglichkeiten.

6d) Symptom und Ursache

Für diese 70 Jünger war es ja offensichtlich das größte Ereignis der ganzen Aktion, dass ihnen die Dämonen gehorchen mussten. Dass also der direkte Angriff gegen den Teufel möglich war, dass man das Übel an sich bekämpfen konnte und nicht nur die Symptome.

Darüber hatten sie sich am meisten gefreut, das hatte sie am meisten beeindruckt.

Aber Jesus sagt ihnen nun, dass da noch etwas ganz anderes ist. Lukas 10,20 (ELB)

20Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind!

Denn das Herrschen über die Dämonen, das ist ja wieder nur ein Symptom!

Daran, dass einem die Dämonen gehorchen müssen, erkennt man ja, dass man selber tatsächlich diese Macht besitzt!

Und diese Macht über die Dämonen bekommt nicht der römische Kaiser oder Roland Kaiser, sondern nur, wer in Gottes Adressverzeichnis steht.

Man wird das später bei diesen 7 Söhnen eines Hohenpriesters in Ephesus sehen, zu denen der Dämon dann sagte, er kenne zwar Paulus und er kenne Jesus, aber diese Priestersöhne kannte er nicht, und darum war der Dämon stärker als sie.

Die Dämonen haben sozusagen Einblick in die göttliche Datenbank und können erkennen, wer dort mit den entsprechenden Rechten aufgezeichnet ist und wer nicht.

Man muss das jetzt dem Datenschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg ja nicht brühwarm erzählen.

Jesus sagt also: Es ist wichtiger, was ihr seid, als was ihr habt.

Denn was ihr habt, ist nur ein Beleg für das, was ihr seid.

Ihr habt die Macht über den Teufel, weil ihr im Himmel angeschrieben seid.

Und wenn da jetzt moderne Christen unter diesen 70 wären, die würden natürlich widersprechen.

Die würden sagen: „Wenn wir die Kranken heilen und die Menschen von der Unterdrückung durch den Teufel befreien, dann sind das Werke der Liebe! Und die Liebe ist das größte Werk, das steht schon in 1.Korinther 13! Wenn Jesus hier sagt, wir sollen uns nicht über unsere Erfolge in der Nächstenliebe freuen, dann ist das gegen das Evangelium!“

Diese Christen definieren sich über ihr Handeln.

Jesus sagt aber, man muss sich über das Sein definieren.

Wer oder was bin ich in Gottes Augen.

Denn diese Frage, wer ich bin, bestimmt über das, was ich kann.

Gott liebt mich nicht, weil ich dem Teufel Widerstand leisten kann.

Sondern ich kann dem Teufel Widerstand leisten, weil ich von Gott geliebt bin.

Das mit der eigenen Definition über die Leistung haben schon diese Leute in der Bergpredigt versucht, die beim Endgericht sagten: „Herr, haben wir nicht in Deinem Namen …“ und dann kamen irgendwelche großartigen Liebeswerke.

„Ich kenne euch nicht“, war die Antwort Jesu damals.

Schlussklausel

Wenn Sie aus dieser biblischen Geschichte gelernt haben, dass im göttlichen Angebotsprospekt normalerweise nicht alles drinsteht, dann war dieser Artikel nicht umsonst.

Dass aber mehr geboten wird, als im Prospekt steht, erfahren Sie nur durch Ausprobieren.

Wer die Reise nicht antritt, wird nie vom Bonus profitieren.