Markus 13, 14 – 19 wenn der Gräuel verwüstet

Dieser Artikel beschreibt ein einziges Beispiel, wie der Gräuel der Verwüstung heute das Heiligtum verwüsten kann. Es wird auch erklärt, warum der Gräuel der Verwüstung heute verwüstet und nicht im Jahr 70 und nicht am jüngsten Tag.

Da steht er also: Der Gräuel der Verwüstung. Ursprünglich stammt er aus dem Buch Daniel, und dort ist nicht ganz klar, ob die Grauenhaftigkeit das Ding an sich ist, das nun dasteht, oder ob „Gräuel“ mehr eine Eigenschaft der Sache ist.

Was der Prophet Daniel zumindest geschafft hat, ist, dass wir jetzt wissen, dass das etwas ganz ekelhaftes und widerliches ist, was da jetzt steht.

Wir haben ansonsten keine Beschreibung des Gräuels. Wir wissen also nicht, ob das eine Statue ist oder ein Mensch oder ein Kaugummiautomat; wir wissen auch nicht, ob der Gräuel der Verwüstung hellblau ist oder in militärischen Tarnfarben angemalt wurde. Aber wir verstehen, was der Gräuel macht: er verwüstet. Er macht kaputt, er ruiniert, er demontiert, er lässt nur Trümmer zurück und damit ein großes unsortiertes Durcheinander. Man könnte also an eine Handgranate denken oder ein großes Fass mit Salzsäure.

Aber vermutlich will Jesus uns nicht vor Salzsäure warnen.

Und wahrscheinlich erfahren wir deshalb nichts über das Aussehen des Gräuels, weil er aussieht wie etwas, das wir jeden Tag oder mehrmals im Monat sehen. Der sieht vielleicht gar nicht aus wie der Gräuel der Verwüstung, er ist es aber. Man erkennt ihn nicht an seiner Farbe, sondern an seiner Wirkung.

Wir wissen auch, wo der Gräuel der Verwüstung stehen wird: nämlich an heiliger Stelle. Hier bei Markus steht der Gräuel nur wo, wo er nicht sollte, aber die anderen Berichte machen klar, dass es ein heiliger Ort ist. Einfach gesagt: Da, wo man Gott erwarten würde, trifft man jetzt auf etwas, das jede Versicherung in den Ruin treiben würde.

Und der Gräuel der Verwüstung kommt nicht mal kurz zu Besuch, er läuft nicht vorbei, sondern er scheint länger bleiben zu wollen. Es macht offenbar keinen Sinn, darauf zu warten, dass er wieder geht.

Die Brisanz

Natürlich kann man sich darüber ärgern, wenn da, wo eigentlich Gott stehen sollte, jetzt der Gräuel der Verwüstung steht.

Man könnte auch versuchen, etwas gegen diese unhaltbaren Zustände zu tun.

Aber Jesus sagt hier, und zwar speziell zu Jakobus, Johannes, Petrus und Andreas: Wenn der Gräuel der Verwüstung an besagter Stelle steht, dann rennt so schnell ihr könnt. Und zwar in die andere Richtung.

Und geht nicht erst noch, euch für die Flucht auszurüsten und den Mantel zu holen und was zu essen einzupacken und das Handy vollladen. Rennt ohne alle diese Dinge, denn es geht – ganz offensichtlich – um euer nacktes Überleben. Und hofft, dass es nicht im Winter passiert, denn auf den durchweichten Wegen wäret ihr zu langsam.

Diese Anweisung von Jesus ist erstaunlich. Denn der Gräuel macht ja gar nichts. Der steht halt da, an heiliger Stelle. Er steht irgendwo, wo man Gott erwarten würde. Aber es ist ja keineswegs so, dass er mit der Laserkanone auf die Christen schießt. Wir haben hier keine Christenverfolgung im eigentlichen Sinn. Trotzdem sollen die um ihr Leben rennen.

Nicht die Römer

Weil die Gläubigen so gar nichts mit diesen Worten Jesu anfangen konnten, haben sie das gerne auf die Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 bezogen. Aber soweit wir wissen, passt diese Beschreibung von Jesus überhaupt nicht auf den Kriegsverlauf und auf die Möglichkeiten zu Flucht um das Jahr 70 herum. Natürlich gab es damals grauenhafte Verwüstung im Tempel, aber zu diesem Zeitpunkt war alles in Judäa außer der Stadt Jerusalem bereits erobert. Die Christen hätten da schon Jahre vorher geflohen sein müssen.

Außerdem steht dieser Bericht von den Gräueln in allen 3 synoptischen Evangelien. Das scheint also wirklich wichtig zu sein. Markus hat aber für Leute in Rom geschrieben und Lukas auch für irgendeinen Römer, da wäre eine ausführliche Anweisung für eine Flucht aus Judäa irgendwie unangemessen. Man kann in Rom mit Fluchtplänen für Judäa nicht viel anfangen.

Ebenso wenig handelt es sich um Anweisungen für den jüngsten Tag. In ein Buch, das von Milliarden von Menschen über tausende von Jahren gelesen wird, schreibt Gott keine Anweisungen rein, die nur für die vergleichsweise wenigen Christen nützlich sind, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in Palästina wohnen.

Dem Jesus sein Programm

Die Grundlage des ganzen Elends ist es, dass Jesus die größte und durchgreifendste Revolution aller Zeiten durchgeführt hat.

Er hat das Böse besiegt, ein großer Menschheitstraum, denn bisher waren alle Gutmenschen am Bösen gescheitert. Das Böse war nicht zu besiegen, es war unbesiegbar. Aber mit Jesu Auferstehung hat das Böse verloren.

Jesus hat die direkte Beziehung zu Gott möglich gemacht, ebenfalls ein uralter Menschheitstraum. Schon immer versuchen Menschen, mit der unsichtbaren Welt klarzukommen. Seit Jesus geht es. „Der Himmel steht offen“, sagt das alte Lied.

Diese Revolution ist so groß, dass sie von den meisten Menschen nicht verstanden wird und von den meisten Christen auch nicht. Diese Revolution führt zu Sorgenfreiheit, zu einem absoluten „Fürchte dich nicht“ und zu „dem Glaubenden ist alles möglich“.

Darum erklärt Jesus das hier auch nur den 4 führenden Aposteln. Die meisten Gläubigen würden den Gräuel überhaupt nicht bemerken.

Jetzt kommt also der verwüstende Gräuel ins Spiel. Der Gräuel der Verwüstung hat nichts anderes im Sinn, als die Revolution Jesu kaputt zu machen. Denn letztlich richtet sich Jesu Revolution gegen den Urheber des Gräuels der Verwüstung, und der wehrt sich nun.

Wie man verwüstet

Die Frage ist nun also: Wie verwüstet man ein Heiligtum? Und zwar so, dass die Gläubigen um ihr Leben rennen müssen?

Man macht es, indem man sagt, dass Angst doch gar nicht so schlimm ist. Krankhafte Angst natürlich schon, da sollte man was gegen tun. Aber mit der normalen Angst haben wir doch gelernt zu leben. Und überhaupt, Angst ist doch auch gut: Sie verhindert, dass wir uns im 12. Stock zu weit aus dem Fenster lehnen oder auf der Autobahn Ball spielen. Und Angst zu haben ist doch einfach nur menschlich, und wir wollen doch nicht unmenschlich werden, oder?

Im übrigen ist das „Fürchte Dich nicht“ von Gott zweifellos ein sehr schönes Angebot. Ein Angebot, das Gott uns aus Liebe macht. Wie man jemanden Schokolade anbietet: Das Angebot kann ich annehmen und von der Schokolade nehmen, oder ich brauche in diesem Moment wirklich keine Schokolade. So kann ich das Angebot der Furchtlosigkeit annehmen, oder ich danke Gott und nehme es nicht.

Wenn so etwas im Heiligtum, in der Gemeinde, im Tempel Gottes verkündet wird, dann sollte man rennen. Wie um sein Leben.

Denn wenn Jesus das Böse tatsächlich besiegt hat, dann ist die Angst vor dem Bösen sachfremd. Sie ist verrückt. Man hat Angst vor einer Leiche, die seit 2000 Jahren rumliegt und nur noch aus alten Knochen besteht, denn das Böse ist für die Christen seit 2000 Jahren tot.

Oder, wie es in der Offenbarung heißt: Das Böse ist gefesselt und wurde gefesselt in einen Abgrund gesperrt, und der Abgrund ist versiegelt und mit einem Schloss verschlossen (Ofb 20,2). Praktisch wie ein großer schwerer Kanaldeckel, und da drunter ist das gefesselte Böse, und den Schlüssel zu dem Kanaldeckel hat Gott.

Wer sich vor einem Haufen Knochen fürchtet oder vor einem gefesselten Bösen, das unter dem Kanaldeckel steckt und die Gliedmaßen nicht bewegen kann und keinen Schlüssel für den Deckel hat, der sollte die Konsultation eines Psychiaters in Betracht ziehen. Es ist schlicht irre, sich vor so etwas zu fürchten. Das ist abwegiger als eine Spinnenphobie.

Das Handeln des Bösen in Betracht zu ziehen, wo es doch gar nicht handeln kann, ist der helle Wahnsinn!

Und nun kommt der Gräuel der Verwüstung und erzählt uns: „Nein, das ist ganz normal. Das ist menschlich. Angst vor der Zukunft zu haben ist angemessen, und sich vor den Unwägbarkeiten des Schicksals zu fürchten ist logisch und folgerichtig.“

Und da steht dann der Christ: Auf der einen Seite wird ihm erzählt, dass Lebensangst und Existenzsorge völlig verständlich und normal sind, und auf der anderen Seite wird ihm erzählt, dass das Böse besiegt ist und solche Ängste sachfremd und unlogisch sind und eines intelligenten Menschen unwürdig.

Und an der Stelle sagt Jesus: Lauf um dein Leben! Und zwar nicht in die Richtung, wo der Gräuel der Verwüstung steht! Hier im Bild: Nicht zum Tempel in Jerusalem, sondern in die entgegengesetzte Richtung.

Denn wenn du unentschlossen stehen bleibst, weil du dich zwischen den beiden Standpunkten nicht entscheiden kannst, weil ja beide Standpunkte etwas für sich haben, dann verrätst du die Revolution.

Dann machst du aus Jesu Sieg über das Böse eine halbe Sache.

Dann war das gar keine Revolution, sondern höchstens ein Entlastungspaket.

Aber wenn die Revolution gar keine war, oder du sie nicht als solche ernst nimmst, dann spielst du mit deinem Leben! Erstens, weil du dann in deiner Angst stecken bleibst, und das ist von „eure Freude soll vollkommen sein“ und damit vom neuen Leben sehr weit entfernt. Und zweitens, weil Jesus denen, die seine Revolution verraten, die Früchte dieser Revolution wohl kaum geben wird.

Wenn der Gräuel der Verwüstung seine Weisheiten in der Gemeinde verkündet, dann renne, denn es geht um dein Leben.

Und wir müssen Gemeinde heutzutage weiter fassen. Wir haben nicht nur die Gemeinde, wo wir sonntags hingehen. Wir lesen Andachtsbücher, die der Kuckuck weiß wer herausgegeben hat, wir schauen Filme auf Bibel-TV und hören christliche Podcasts von frag mich nicht wem und schauen religiöse Videos, deren Herkunft nicht immer klar ist, und in der „Zeit“ schreiben Theologen über bibeltreue Gemeinden und dass Jesus gar nicht gekreuzigt wurde oder niemals auferstand (was ja bedeuten würde, dass das Böse nicht besiegt ist).

Der Gräuel der Verwüstung heißt ja nicht „Geschmacklosigkeit des Möbelumstellens“. Der will nicht ein wenig die Anordnung ändern, sondern der verwüstet. Der will die Grundlagen der Revolution aus dem Heiligtum entfernen, und damit ist das Heiligtum kaputt.

Und darum renne um dein Leben, wenn dein Andachtsbuch solche Weisheiten verkündet wie dass Sorgen doch verständlich sind. Wenn das Böse besiegt ist, ist sie nicht verständlich, sondern unlogisch und unsinnig und grundverkehrt.

Und geh nicht zurück ins Haus, um das Andachtsbuch zu holen und mitzunehmen, denn es hat immerhin 11,90 € gekostet und man hat die Hälfte noch nicht gelesen, da wäre es doch schade, es jetzt wegzuwerfen.

Und wehe den Schwangeren und Stillenden in so einem Moment, die daheim eine ganze Horde von Angsthasen, Unheilspropheten und Bedenkenträgern sitzen haben und die deshalb der Propaganda des Gräuels der Verwüstung nur sehr schwer entkommen können, weil Menschen, mit denen sie untrennbar verbunden sind, ihnen ständig wieder neue Gründe liefern, wegen denen man in Angst und Sorge versinken könnte.

Und hofft, dass eure Flucht nicht im Winter passiert, wenn die Umstände zum Entkommen schlechter sind als sonst. Wenn die Feinde schneller sind als man selber rennen kann, und man verfolgt wird von

  • Gasmangel und frieren im Winter

  • Inflation

  • Krieg in der Ukraine – und jetzt ist da ja auch was mit einem AKW

  • Lieferengpässen

  • Corona, an dem man immer noch sterben kann

  • unglaublich steigenden Energiepreisen

  • Pflegenotstand wegen zu wenig Personal

  • die Affenpocken

  • der Klimawandel und die Dürre dieses Sommers

  • die fallenden Börsenkurse

  • die überall lauernden Computerviren und die drohenden Cyberattacken

  • das Artensterben, aber dafür haben wir jetzt die Tigermücke in Deutschland

  • Messerstechereien in Kanada und Amokfahrten in Nordrhein-Westfalen und rechtsradikaler Terror in Hessen und Korruption beim Rundfunk Berlin-Brandenburg

Und ja, es wird eine Drangsal sein wie noch nie vorher in der Geschichte. Noch nie vorher wurde mit so geballter Macht gegen die Revolution Gottes gearbeitet, und gerade in unserer Zeit wird aus allen Rohren geschossen. Der Wille Gottes wurde schon immer angegriffen, aber seit das Reich Gottes weltweit Ansprüche erhebt, wird das Reich Gottes weltweit bekämpft.

Aber eben nicht mit Kalaschnikow oder Laserkanonen, sondern indem man den Gräuel der Verwüstung ins Heiligtum setzt und das Heiligtum damit der Verwüstung anheimfällt.

Da, wo eigentlich Gott sein sollte, ist jetzt der Gräuel der Verwüstung.

Man erwartet Gott – aber man trifft Furcht.

Man erwartet den Heiligen – aber man findet weltliche Sorgen.

Man erwartet den Erlöser – aber man trifft auf Orientierungslosigkeit und Durcheinander.

Man erwartet Freude – aber man findet Leute, die gerade so überleben.

Der beste Trick des Gräuels der Verwüstung ist übrigens, den Leuten zu erzählen, dass der Gräuel der Verwüstung überhaupt nicht in Sicht ist. Der kommt ja erst irgendwann am jüngsten Tag. Oder der war damals bei der Eroberung Jerusalems anwesend, aber das ist lange her.

Im Moment gibt es keinen Gräuel der Verwüstung. Alles ist gut.