Markus 10,51 ein Beispiel unsäglicher Anspruchshaltung

Gut, dass wir demütig sind.

Und bescheiden.

Und zurückhaltend und anspruchslos.

Nicht so wie dieser Raffzahn Bartimäus.

Als Jesus den fragte, was er wolle, da hätte er schön bescheiden antworten können: „Einen Blindenhund.“

Oder „die Blindenschrift lernen“.

Und dann hätte er sonntags in der Gemeinde gesessen und hätte den Herrn gepriesen für die Freiheit, die der Blindenhund ihm gibt. Er hätte gejubelt, wie gütig der Herr ist, der ihn mit einem Blindenhund gesegnet hat, und hätte gejauchzt über die freundliche Zuwendung Gottes.

Oder er hätte sonntags im Gottesdienst Zeugnis gegeben von der weitreichenden Liebe Gottes, die ihm dank der Blindenschrift völlig neue Horizonte eröffnet hat, moderne und klassische Literatur, preist den Herrn, der seine Kinder allezeit versorgt und Segen über Segen gibt!

So wäre es richtig gewesen.

Statt dessen sagt er, als Jesus ihn fragt, was er will: „Alles.“ Sehend werden will er. Das ganze große Problem seines Lebens umfänglich gelöst sehen.

Dieser Kerl glaubte doch tatsächlich, nur weil er zum gelobten Land gehörte, stände ihm auch der Segen des gelobten Landes zu! (In diesem Falle: Die Erlösung durch den Erlöser.)

Auch unter den Christen gibt es welche, die glauben, nur weil sie jetzt Königskinder sind, können Sie auch von der königlichen Tafel essen.

Der demütige Christ sitzt bei der Köchin in der Küche am Holztisch und isst Spaghetti mit Sauce!!!! Merken Sie sich das!!!!

Aber ach, was rege ich mich eigentlich auf? Wenn wir die Statistik und die Kirchengeschichte befragen, dann haben die Gläubigen über Jahrtausende hinweg immer den Blindenhund gewählt oder nach der Blindenschrift verlangt.

Die wenigen Ausnahmen, wo Christen tatsächlich nach der Erlösung und der Fülle Christi gegriffen haben, die sind kaum der Erwähnung wert: z.B. Augustinus, Franziskus, Wolfram Kopfermann oder Rick Warren.

Es besteht also überhaupt keine Gefahr, dass irgendwelche Gläubige sich Bartimäus zum Vorbild nehmen und von Jesus die Fülle erwarten, oder dass Ströme lebendigen Wassers von ihnen ausgehen oder dass sie voll des Heiligen Geistes werden.

Und Sie, lieber anständiger Leser, würden doch sicher auch in vorbildlicher Demut um den Blindenhund bitten? Sie würden es doch wohl nicht wagen, gegenüber Jesus eine solche Anspruchshaltung einzunehmen wie Bartimäus?

P.S.:

Es gibt immer wieder Leser, die eine Satire nicht erkennen. Denen sei also gesagt: Dieses war eine.