Markus 6,9 Die Sandalen und der Stab

Falls Sie Widersprüche in der Bibel sammeln: Ich hätte da was für Sie.

Denn die Aussendung der 12 Apostel zur Ankündigung des nahen Reiches berichten Matthäus, Markus und Lukas.

Bei Matthäus und Lukas lautet die Anweisung, keinen Stab und keine Sandalen mitzunehmen, bei Markus heißt es genau umgekehrt, dass man Stab und Sandalen benutzen soll.

Dies war eine Einladung an Sie, an der Wahrheit des Wortes Gottes zu verzweifeln.

Die Unwichtigkeit des Themas

Sollten Sie die obige Einladung nicht angenommen haben, haben Sie möglicherweise gemerkt, wie unwichtig die Frage nach den Sandalen ist.

Jesus ist ja nicht gekommen, um eine neue gesetzliche Regelung zu erstellen.

Jesus kam nicht zur Stärkung des alttestamentlichen Gesetzes.

Und wer jetzt keine Sandalen trägt, ist ein Gerechter, und wer Sandalen trägt, ist der Sünde und dem Gericht verfallen.

Im übrigen hat auch Matthäus nicht gemeint, dass die Apostel barfuß über das laufen sollen, was man damals eine Landstraße nannte. Denn auch damals ging niemand barfuß über Land, und in der Stadt lief nur der Fastende, der Trauernde und der Gebannte barfuß.

Sondern es geht hier um eine Haltung für Leute, die für Gott und sein Reich arbeiten.

Hobbylos

Man kann die Arbeit am Reich Gottes natürlich wie ein Hobby betreiben.

Macht man nebenher, wenn man mal Zeit hat oder es sich anbietet.

Macht man mit dem Geld, das man anderswo verdient hat.

Hier bei den Aposteln geht es allerdings um Gottesdienst in seiner reinsten Form.

Man dient nur und ausschließlich Gott, und man wird infolge dessen auch nur von Gott versorgt oder bezahlt.

Auch das Ziel der Arbeit ist nur Gott, nicht (zusätzlich) mein Wohlergehen oder ein finanzieller Überschuss.

Diese Arbeitsweise verlangt dann natürlich auch, dass man wirklich nur verkündigt, was Gott sagen will.

Möglicherweise kennen Sie ja den einen oder anderen Frommen, dessen bevorzugte Tätigkeit darin besteht, seine Lieblingsmeinung und seine bevorzugten Ansichten zu verkünden. Die dann in der Regel auch von einer entsprechenden Einseitigkeit geprägt sind.

So ein Vorgehen war den Aposteln natürlich nicht möglich. Wer eine vollständige Bezahlung durch Gott will, der muss auch den eindeutigen Willen Gottes verkünden und nicht seinen eigenen Willen, der mit einigen Bibelstellen fromm eingefärbt ist.

Die Apostel sind hier in Jesu Namen unterwegs. Somit dürfen sie wirklich nur verkünden, was Jesus denkt, und nicht, was sie selber denken.

Keine Nebeninteressen

Die frommen Juden waren zur Zeit Jesu sehr großzügig. Wenn da tatsächlich jemand kam und ihnen mit dem Wort Gottes diente, dann konnte der damit rechnen, reich beschenkt zu werden.

Folglich gab es manch einen, dem es bei seinem frommen Reden weniger um Gott ging als um die Belohnung.

Paulus kennt das auch unter den Christen und beschreibt in 1.Timotheus 6,5 die Gottseligkeit als Mittel zum Gewinn.

Dieser Verdacht sollte bei den Aposteln ausgeräumt sein.

Wenn die Leute den Aposteln zuhörten, sollten sie wirklich auf die Aussage achten und sich nicht Gedanken darüber machen, wieviel Almosen diese Bibelauslegung nun wohl wert sei.

Der Teufel hat es schon bei Jesus versucht, dass der seine Frömmigkeit dazu benutzt, aus Steinen Brote zu machen und sich damit einen Vorteil zu verschaffen.

Es durfte auch nicht die Gefahr entstehen, dass die Prediger den Leuten nach dem Mund redeten, weil sonst die Belohnung flöten ging, wenn man den Leuten wirklich die Wahrheit über Gott sagte.

Mission in Darmstadt

Die Herausforderung an die Apostel ist diese:

Fahren Sie mit der Bahn nach Darmstadt. Dazu brauchen Sie eine Rückfahrkarte nach Darmstadt und entsprechende Kleidung. Vergessen Sie Ihren Ausweis nicht, aber die EC-Karte bleibt zu Hause.

Oder anders ausgedrückt: Kümmern Sie sich darum, dass Sie hin und wieder zurück kommen. Also Stab und Sandalen.

Aber wenn Sie in Darmstadt sind, müssen Sie sich darauf verlassen, dass Gott Sie versorgt. Nicht nur mit Essen, sondern auch mit Toilette und Übernachtung und eventuell gelegentlich Waschmaschine und Trockner.

Dafür erzählen Sie die Wahrheit über Gott.

Und Sie haben leider keine Tasche dabei und können keines der umfangreichen Geschenke, die ihnen angeboten werden, annehmen. Nicht einmal eine Packung Pralinen.

Sondern Sie müssen den Leuten sagen: „Mein größtes Geschenk ist es, wenn du dein Leben Gott weihst.“ Oder sowas ähnliches.

Nicht extra einkaufen

Was insbesondere Matthäus mit seinen restriktiven Verboten verhindern will, ist das, was viele Leute vor dem Urlaub machen: Einkaufen.

Der Urlaub ist lang, und man weiß nicht, wie das Wetter wird und wie die Kinder drauf sein werden, und also kauft man ein: Bücher und Spiele und Reiseführer und endlich eine gescheite Regenjacke.

Der Gedanke, den die Apostel vermeiden sollten, ist: „Ab jetzt werden wir für Gott arbeiten, da müssen wir uns ordentlich vorbereiten und vorher umfangreich einkaufen, sonst überleben wir das nicht.“

Die Anweisung der Evangelien lautet also nicht „überhaupt keine Sandalen“, sondern „nicht extra neue und möglichst noch ein Ersatzpaar“.

Das wichtigste, was die Apostel im Gepäck haben sollen, ist Gott.

Kaninchen

Zum Schluss mal wieder der Hinweis auf das Kaninchen, das hypnotisiert auf die Schlange starrt.

Es besteht die Gefahr, dass man so lange auf die Gefahren schaut, dass man gar nicht losgeht.

Oder dass man die Gefahren durch die ständige Konzentration auf dieselben überhaupt erst entstehen lässt.

Denn natürlich kann man sich fragen: Ist Gott wirklich so siegreich, dass er seine Leute dermaßen ungeschützt durch die Welt laufen lassen kann? Gibt es nicht zu viele Gefahren, die dagegen sprechen?

Liebt Gott mich auf wirklich genug, um mich dermaßen zu versorgen?

Bin ich für Gott überhaupt wichtig genug, als dass er so einen großen Aufwand wegen mir betreibt?

Ja, solche Fragen kann man stellen. Das hat dann allerdings mit Glauben nicht mehr viel zu tun.

Funktioniert es?

Das Prinzip, dass wir hier haben, ist verwandt mit dem Prinzip des Manna in der Wüste.

Auch da haben die Leute nicht geglaubt, dass das funktioniert, dass am nächsten Morgen garantiert wieder welches da ist.

War es aber.

In Lukas 22,35 fragt Jesus die Jünger ausdrücklich, ob ihnen bei der Aktion ohne Geldgürtel, Tasche und Sandalen etwas gefehlt habe.

Die Antwort der Jünger ist eindeutig: Es hat funktioniert. Ihnen hat nichts gefehlt.