Markus 6,7-13 Das Ende der Macht

Nein, von einem Machtvakuum kann hier keine Rede sein.

Diese Apostel wurden mit ordentlich Macht ausgestattet.

Und zwar mit göttlicher Macht, und das nicht zu knapp.

Aber eben weil sie soviel göttliche Macht haben, darum wird ihnen hier die irdische Macht entzogen.

Dieser Artikel betrachtet die 3 Arten göttlicher Macht, welche den Aposteln verliehen wurden (und Ihnen, lieber Leser, eigentlich auch), und kümmert sich zum Schluss um den Entzug der weltlichen Macht, der mit der Verleihung der göttlichen Macht verbunden ist.

Erste Vollmacht: Aufforderung zur Umkehr

Diese Macht wird gar nicht als eine solche beschrieben, aber wenn Jesus die Leute beauftragt, dann gibt er ihnen damit natürlich auch die Vollmacht, das zu tun, was er anordnet.

Versteht sich von selbst, ist aber erwähnenswert.

Denn es wäre schlecht, wenn die Apostel losrennen würden und würden die Leute zur Umkehr auffordern, und dann verändern die Leute tatsächlich ihr Leben und kommen zu Gott, und Gott sagt zu ihnen: „Warum seid ihr umgekehrt? Was soll das? Wir kommt ihr auf die Idee, dass dieses mein Wille ist? Und jetzt wollt ihr gesegnet werden aufgrund eurer Umkehr? Sucht euch wen, der euch segnet! Mit mir hat das nichts zu tun!“

Wenn Jesus die Apostel mit einem bestimmten Auftrag aussendet, muss er zugleich sicherstellen, dass Gott seinen Teil bei der Sache ebenfalls zuverlässig leistet.

Von daher brauchen die Apostel für die Predigt, die Verkündigung und die Aufforderungen zur Umkehr eine Vollmacht von Jesus, damit sichergestellt ist, dass Gott am Ende auch das macht, was die Apostel verkünden.

(Was es heißt, als Verkündiger oder Prophet keine Vollmacht zu haben, sieht man z.B. in Jeremia 29,8+9.)

Die erste Vollmacht besteht also darin, dass Gott tatsächlich hinter dem steht, was die Apostel verkünden.

Dass die Apostel tatsächlich im Namen und im Auftrag Gottes unterwegs sind.

Zweite Vollmacht: Angriff gegen den Teufel

Da man die erste Vollmacht nicht sehen kann, gibt es eine zweite.

Vom Prinzip her nützt die Aufforderung zur Umkehr nichts, wenn der Teufel die Umkehr verhindern kann.

Um also einen neuen Lebensstil zu ermöglichen, muss die Macht des Teufels grundsätzlich gebrochen werden.

Die Macht des Teufels kann auf vielerlei Weise gebrochen werden (z.B. durch die Vergeltung des Bösen mit Gutem), aber die eindeutigste, kraftvollste und brutalste Art ist der direkte Angriff gegen die gemeinsten Helfershelfer des Teufels.

Wenn man den Teufel frontal angreifen konnte und dabei auch noch problemlos siegte, dann war das nicht nur absolut neu, sondern auch der Beweis, dass man tatsächlich eine göttliche Vollmacht hatte.

Denn dass man das Böse nicht mit irdischen Mitteln siegreich bekämpfen kann, das hatten die Leute damals schon verstanden, und das demonstrieren uns Institutionen wie die UNO in der Gegenwart.

Wer den unreinen Geistern Befehle erteilen kann, muss Gott auf seiner Seite haben und muss mit Gottes Zustimmung handeln.

Dritte Vollmacht: das Gericht

Wie immer ist Markus auch an dieser Stelle kraftvoll und knapp. Die Bedeutung des „Staub von den Füßen Schüttelns“ erklärt er nicht, wie Matthäus es in Mt 10,15 tut. Markus geht davon aus, dass die Leser schon verstehen werden, dass dieses eine Gerichtsbotschaft ist.

Diese Vollmacht, ein Urteil über bestimmte Menschen herbeizuführen, haben die Apostel mehr oder weniger automatisch dadurch, dass sie den Leuten die Botschaft von Gottes Erlösung bringen. Wer dieser Botschaft ablehnt und die Erlösung nicht will, der hat sich eben dagegen entschieden und bekommt das einzige Andere, das zur Verfügung steht.

Natürlich könnten die Apostel die Botschaft einfach verschweigen. Dann gäbe es für die entsprechenden Menschen zumindest kein Urteil, weil sie die Erlösung abgelehnt haben.

Aber wenn die Apostel nicht schweigen, dann ist ihre Vollmacht so gestaltet, dass sie entweder das Leben oder den Tod bringen. Das lässt sich nicht verhindern. Die Begegnung eines Menschen mit Gott kann niemals zu gar nichts führen. Sie kann nicht wirkungslos sein.

Vollmacht Nr.3a

Ganz nebenbei sehen wir hier noch eine weitere Vollmacht, die zu einer wirksamen Arbeit der Apostel nötig ist: Die Vollmacht durch die Angesprochenen.

Schon in den Versen vorher haben wir gesehen, dass Jesus in Nazareth nichts bewirken konnte, weil die Zuhörer ihm nicht die Vollmacht für seine Lehre erteilt haben.

Darum werden die Apostel auch hier nicht aufgefordert, in Orten, wo man ihre Botschaft ablehnt, mit zuckersüßer Stimme auf die Leute einzureden und ihnen mit vielem guten Zureden vielleicht doch noch die Botschaft schmackhaft zu machen. Wenn die Leute ihre Vollmacht zur Verkündigung nicht geben, redet der Prediger umsonst und kann es deshalb auch gleich sein lassen. Und darf einen klaren Schnitt zu diesen Leuten ziehen, insbesondere hier in Israel, wo man sich ja eigentlich in gläubigem Land und auf heiligem Boden befand. Den Staub von den Füßen zu schütteln ist da eine sehr vernünftige Verhaltensweise.

Die entzogene Vollmacht.

Die Frage wäre ja, ob die Apostel das eigentlich selber glauben, was sie da verkünden. Diese Sache mit dem Reich Gottes und dass der Teufel besiegt ist.

Und dass damit dem Teufel die Macht entzogen ist und man sich ganz in den Machtbereich Gottes stellen kann.

Käme auf einen Versuch an.

Dieser Versuch findet genau hier in Markus 6 statt.

Die Apostel werden aller weltlichen Machtmittel beraubt. Und damit aller Sicherheiten.

Kein Geld, keine Tasche, kein Brot.

Womit sich die Frage stellt, ob Gott tatsächlich für seine Leute sorgt.

Ob das jetzt tatsächlich Gottes Reich ist, wo es nach Gottes Regeln geht.

Sind diese Leute tatsächlich im Namen Gottes unterwegs?

Denn wenn es so wäre, dann müsste Gott auch die Rechnungen bezahlen. Die Spesen.

Es ist nicht üblich, dass man im Namen und im Auftrag der Firma unterwegs ist, aber die anfallenden Kosten muss man selber tragen.

Wer wirklich für Gott arbeitet, arbeitet weder auf eigene Rechnung noch auf eigenes Risiko.

Die Vollmacht, sich selbst aus den Problemen zu befreien, wird den Aposteln genommen.

Die Vollmacht, weltliche Mittel und irdische Methoden einzusetzen, ist gestrichen.

Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.

Man kann nicht zwei Reichen gleichzeitig dienen.

Und man kann auch nicht die Mittel zweier rivalisierender Reiche zeitgleich einsetzen.

Das ist mitunter sehr schwierig, sich ganz alleine auf Gott verlassen zu müssen.

Alles auf eine Karte zu setzen.

Aber anders funktioniert die Sache mit Gott nicht.