Markus 9,38-40 wir wehrten ihm

Also gut Jesus: Eine lange Rede hast du uns gehalten darüber, dass wir nicht verhandeln sollen, wer unter uns am höchsten geachtet ist.

Und du hast dieses Kind hingestellt und uns erzählt, wie vergleichsweise hoch geachtet es sein sollte.

Und du meintest, wir sollen den anderen Jünger auch so hoch achten und nicht nur uns selbst.

Gut, das akzeptieren wir. (Zähneknirschend.)

Aber da war dieser Typ, der Dämonen in deinem Namen austrieb, obwohl er nicht zu uns gehörte.

Also der hatte die Vollmacht, die man eigentlich nur von Dir bekommen kann, Jesus.

Der konnte übernatürlich handeln.

Irgendwie hatte der eine der höchsten Dinge, die man auf dieser Welt haben kann.

Denn Dämonen austreiben, das kann noch nicht einmal Herodes.

Macht über den Teufel, Vollmacht über das Böse. Die Dämonen müssen machen, was der Typ sagt.

Wo hat er diese Vollmacht her?

Denn von dir, Jesus, hat er sie nicht. Das wüssten wir. Dann würden wir ihn kennen.

Selbst wenn der zu den 70 gehört hätte, die du ausgesandt hast. An deren Gesichter können wir uns erinnern.

Bleibt nur eine Möglichkeit: Der hat dich bestohlen, Jesus!

(Man beachte bitte, dass Johannes bei seiner Frage offenbar ein Lob erwartet. Jesus hatte die Herren gerade rund gemacht wegen ihrer Hierarchiekämpfe, und jetzt will Johannes darauf hinweisen, dass sie auch etwas richtig gemacht haben.)

Und dass wir Diebe ebenfalls hochachten, das wirst du doch wohl nicht verlangen, Jesus, nicht wahr?

Mangelnde Rechtmäßigkeit

OK, wir haben es verstanden: Wir sollen innerhalb unserer Zirkel nicht darum kämpfen, wer das höchste Ansehen hat.

Aber dieser Typ gehört nicht zu unseren Zirkel!

Wir, die wir uns in deiner Nähe aufhalten, wir sind doch die rechtmäßigen Benutzer deines Namens!

Und darum brauchen wir diesen Typen doch wohl auf keinen Fall hochzuachten.

Der ist ja ein Schmarotzer.

Der ist auch gar nicht geweiht.

Der ist nicht vorschriftsmäßig getauft.

Der glaubt nicht an die Inspiration der Schrift.

Der redet in Zungen, also bitte!

Der ist katholisch, den können wir doch nicht als vollwertigen Christen anerkennen.

Rein rechtmäßig kann der überhaupt keine Vollmacht haben.

Und wenn er dann doch in Vollmacht handelt, dann hat er die Vollmacht gestohlen. Sie sich unrechtmäßig angemaßt. Denn von dir hat er sie offensichtlich nicht.

Und solche Leute darf man keinesfalls hochachten, wo kämen wir da hin!

Die muss man bekämpfen!

Die Problematik

Das Problem für die Apostel bestand hier nicht darin, dass da noch jemand das Reich Gottes verkündigt.

Das hätte man ja vielleicht gerade noch hingenommen, schließlich warteten die Juden seit Jahrhunderten auf dieses Reich. Da konnten die Apostel das Reich schlecht als ihr Privateigentum ansehen.

Aber dieser Mann hatte eben tatsächlich eine Vollmacht, mit der er sich auf Jesus berufen konnte.

Der hatte Macht. Die Dämonen gehorchten, der Teufel war wehrlos.

Vielleicht hatte der sogar mehr Macht als die Apostel selbst, denn gerade vorher war die Sache mit dem mondsüchtigen Jungen passiert, wo die Apostel die Dämonen nicht austreiben konnten.

Und wenn der tatsächlich einfach abgeguckt hat –

wenn der also vom Zuschauen kapiert hat, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass man mit seiner Vollmacht dem Teufel in die Beine grätschen kann –

also wenn der die Vollmacht nicht verliehen bekommen hat, sondern kapiert hätte, dass man sich die holen kann, weil die Weltlage sich geändert hat –

dann hätte der ja eigentlich sogar einen größeren Glauben als wir selber.

Und selbstverständlich wird das als lästig empfunden, wenn da so eine Konkurrenz auftaucht und uns selbst allein durch ihre Existenz in ein seltsames Licht stellt.

Halt! Falsch! Letzten Satz streichen!

Es würde uns niemals um uns gehen.

Es geht uns doch um Gott!

Gott wurde bestohlen!

Wir verteidigen Gott!

 

Ist nicht nötig, sagt Jesus.

Wenn der Typ soviel Glauben hat, dass die göttliche Vollmacht funktioniert, dann wird der nicht in einigen Tagen schlecht über Gott reden.

Es ist nicht notwendig, Gott vor Dieben zu schützen.

Denn so ein Dieb ist tausendmal besser als einer, der gar nichts von Jesus haben will.