Matthäus 13,34+35 aha, der Grund, schau an!

Ist ja immer schön, wenn man eine Begründung bekommt.

Nur blöd, wenn man nichts damit anfangen kann.

So wie diese hier: Mt 13,34-35

34 Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen, 

35 damit erfüllt würde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: »Ich werde meinen Mund öffnen in Gleichnissen; ich werde aussprechen, was von Grundlegung der Welt an verborgen war.«

Jesus redete also in Gleichnissen, damit die Aussage eines Propheten erfüllt wird, der ankündigte, Geheimnisse aus der Vorzeit zu veröffentlichen.

Und seien Sie bitte großzügig: Sie finden den Herrn Asaf, der hier zitiert wird, nicht unter den Propheten. Immerhin bezeichnet König Hiskia den Asaf als „Seher“ (2. Chronik 29,30), mehr Legitimation wird Ihnen an dieser Stelle bezüglich des Propheten nicht geboten.

Diese Legitimation erwähne ich, weil die Bibelstelle, die Matthäus hier ausgegraben hat, aus einem Psalm von Asaf stammt, nämlich Psalm 78,2.

Das Gemeine ist: Selbst wenn sie diesen parallelen Vers anschauen, werden Sie immer noch nicht verstehen, warum Jesus angeblich nur in Gleichnissen redete.

Denn der Sinn dieser Behauptung des Matthäus ist ja nicht: Jesus redete in Gleichnissen, damit man hinter die prophetische Aussage von Ps 78,2 einen Haken machen kann: Erfüllt!

Sondern Matthäus will eine tiefgehende Begründung dafür liefern, dass Jesus so verworren redet. Der Leser soll ja den tiefen Sinn begreifen, der hinter Jesu Verhalten steht.

Weiterlesen ist aufwändig.

Um diese Begründung des Matthäus zu verstehen, müssen Sie den ganzen Psalm 78 lesen.Matthäus 13,34

Und, noch krasser:

Sie müssten ihn auch verstehen. Sonst verstehen Sie nämlich die Begründung des Matthäus nicht.

Wobei wir Matthäus an dieser Stelle zugute halten müssen: Er hat den Psalm offensichtlich verstanden. Darum kann er ihn hier auch als Begründung für Jesu Handeln benutzen.

Nachdem Sie jetzt schon diesen Artikel bis hierher gelesen haben, komme ich Ihnen ein wenig entgegen und erzähle Ihnen kurz, was im Psalm 78 steht. Damit Sie ihn jetzt nicht lesen müssen. (Würde sich aber lohnen. Ist ein cooles Teil. Allerdings recht lang.)

Was im Psalm 78 steht

Im Psalm 78 geht es darum, dass der Stamm Ephraim das Recht verloren hat, die heilige Stätte mit der Bundeslade zu beherbergen. Die Geschichte als solche kann man ab 1.Samuel 4 nachlesen, sie zieht sich aber über viele Kapitel. Der Psalm erzählt auch nicht die Geschichte, sondern er zieht die Nutzanwendung aus den Ereignissen.

Die Bundeslade stand mit der Stiftshütte (oder einem Nachfolgebau) in Silo auf dem Gebiet des Stammes Ephraim, weil dieser Stamm durch die Adoption der Söhne Josefs durch Jakob an das Erstgeburtsrecht in Israel gekommen war und somit einen Führungsanspruch hatte. Und da, wo die politische Führung ist, wohnt selbstverständlich auch die Gottheit. (Das war später unter David und Salomo genauso.)

Die Israeliten einschließlich des Stammes Ephraim konnten mit Gott (und seinem Heiligtum aber nicht viel anfangen.

  • Alles, was Gott machte, war zu wenig. Die Wunder waren in Ordnung, aber heute hatten wir noch keins, und dabei hätten wir heute eins brauchen können. Gott schickte Manna, ist gebongt, aber warum gibt es kein Fleisch?
  • Alle Reaktionen Gottes liefen ins Leere, ihr Sinn wurde nicht verstanden.
    • Strafte Gott, benahm man sich anständig, aber nur, um der Strafe zu entgehen. Nicht wegen Gott. Man kehrte der Form halber um, aber nur äußerlich.
    • War Gott gnädig, bekam man es schlicht nicht mit, und falls doch, hatte man dann ja noch weniger Grund, das Leben zu ändern, denn Gott war ja gut zu einem.
  • Man befand sich bekanntermaßen in Gottes höchsteigenem Land, betete aber andere Götter an. Das ist so, wie wenn Sie in der Hauptverwaltung von Coca Cola eine Flasche Pepsi öffnen.
  • Dass Gott enorme Anstrengungen unternommen hatte, weil Gott soviel an der Beziehung zu den Menschen lag, interessierte nicht. Wenn Gott ein Bedürfnis hat, ist das sein Wir brauchen Gott da nicht entgegen zu kommen.

Nachdem dieser Stil sich über Jahrhunderte eingebürgert hatte, ließ Gott die Bundeslade von den Philistern erobern und die bisherige Priesterschaft (Eli und seine Söhne) töten. Und wie die Geschichte zeigte, hatten alle damals Beteiligten verstanden, dass das eine Kündigung für Ephraim war.

Ephraim hätte als führender Stamm auch eine Verantwortung für die Religion gehabt. Da Ephraim dieser Verantwortung über Jahrhunderte nicht nachgekommen war, verlor der Stamm im Grunde sein Erstgeburtsrecht und am Ende auch seine Existenzberechtigung.

Und dann berief Gott aus dem Nichts einen neuen Verwalter seines Heiligtums, nämlich David. Aber wirklich aus dem Nichts. Niemand hatte den auf dem Schirm, noch nicht einmal Samuel oder Davids Vater. Von der Wiese weg berief Gott jemanden, der dem gesamten unfähigen Stamm Ephraim 10x das Wasser reichen konnte.

Ach ja, die Gleichnisse

Wenn Gott aber einmal denen, die das Recht hatten, das Reich Gottes zu verwalten, dieses Recht entzog, dann konnte er das auch ein zweites Mal machen.

Und das ist, was Matthäus hier meint: Es wird wieder genauso gehen wie im Psalm 78, wie damals in Silo.

Die Judäer und die Priester in Juda dachten, sie hätten das Recht am Tempel und an der Verwaltung des Gottesreiches, und das kann ihnen keiner nehmen, sie haben es schließlich von Gott.

Ja, eben: Wenn sie es von Gott haben, kann Gott es ihnen auch wieder nehmen. Der Kaiser kann es nicht.

Und so wie Gott bei Ephraim einen Konkurrenten aus dem Hut gezaubert hat, einen, den niemand auf dem Schirm hatte und mit dem niemand gerechnet hatte, so wird er das auch dieses Mal wieder machen, und Jesus (und der Heilige Geist) werden den Laden übernehmen, und den Schriftgelehrten wird das Reich Gottes und alle Rechte daran weggenommen.

Das Kriterium

Das Kriterium dafür, dass man die Rechte entzogen wird, ist, dass man Gott nicht versteht.

Bei Ephraim war das so:

  • Sie verstanden Gottes Bedürfnis nach Beziehung zu ihnen nicht.
  • Sie verstanden Gottes Gnade nicht.
  • Sie verstanden nicht, dass sie sich in Gottes eigenem Land befanden.
  • Sie verstanden nicht, warum Gott sie aus Ägypten herausgeholt hatte.

GebäudeMehr als 1000 Jahre danach und viele Schriften und Propheten später verstanden die Schriftgelehrten Jesus nicht und Gottes Absichten auch nicht. Aber das musste natürlich bewiesen werden. Gott ist keiner, der den Leuten aufgrund einer subjektiven Behauptung ihre Rechte wegnimmt.

Der Beweis waren die Gleichnisse. Die waren in einer geistlichen Sprache verfasst, einer Sprache, die man nur im Einklang mit Gott verstehen konnte.

Wenn man die Gleichnisse nicht verstehen konnte –

Sehen Sie: Beziehungen unter höheren Wesen funktionieren nicht ohne Sprache. Und wenn man keine gemeinsame Sprache mehr hat, dann gibt es keine Grundlage mehr für eine Beziehung. Wenn einer die Sprache des anderen nicht mehr versteht, dann ist man definitiv aus der Beziehung raus.

Und somit waren die Schriftgelehrten bewiesenermaßen aus der Beziehung draußen: Weil sie die Gleichnisse Jesu nicht verstanden.

Und darum erzählte Jesus Gleichnisse: Um den Beweis antreten zu können, dass da keine Beziehung mehr war.

Gegenwartsbezogenheit

Wenn Gott eine Sache zweimal gemacht hat, kann er sie auch ein drittes und ein viertes Mal machen. Auch in einem kleineren Rahmen.

Wenn Sie bisher das Recht für sich in Anspruch nehmen, Gottes Kind zu sein, aber eigentlich nicht wissen, was die Offenbarung des Johannes Ihnen sagen will und mit Römer 11 oder 1.Korinther 11 nichts anfangen können, dann ist der Psalm 78 und diese Erklärung von Matthäus für Sie geschrieben.

Wer Gottes Stimme nicht mehr hören (und verstehen) kann, der ist draußen.