Matthäus 23,16-22 ich schwöre bei der Pizza des Olaf

Das Problem als solches

Das Recht

Oder besser gar nicht?

Die Pizza des Olaf

Des Eides Pizza

Darum so dumm

Nicht für die Schriftgelehrten

Der Schinken des Heiligen Geistes

Eigentumsfragen

Gemeinde

Schlusswort

Sie brauchen überhaupt nicht weiterzulesen. Sie schwören ja normalerweise nicht.

Es sei denn, Sie gehören zu der Gruppe von Unterschichtjugendlichen, die in ihre Erzählungen gelegentlich ein „ey, voll echt, ich schwör!“ einfließen lassen.

Da die Jugendlichen aus der Unterschicht aber diesen Artikel nicht lesen würden, ist es unwahrscheinlich, dass Sie zu der Gruppe der regelmäßig Schwörenden gehören.

Dieser Artikel geht Sie also gar nichts an.

Weil die Bibelstelle Sie nichts angeht.

Aber das haben Sie wahrscheinlich längst gemerkt.

Das Problem als solches

Das ganze Problem war dadurch entstanden, dass die Israeliten den Namen Gottes nicht aussprechen wollten. Wenn sie schworen, sagten sie also nicht „ich schwöre bei Gott“, sondern sie ersetzten Gott durch einen Platzhalter, z.B. den Tempel.

Da war nun erstmal gar nichts gegen zu sagen.

Das ganze Phänomen hatte sich aber so weiterentwickelt, dass die Theologen eine Theologie über die Rechtswirksamkeit der Platzhalter entwickelt hatten.

Denn im Gegensatz zu dem einen Gott gab es jede Menge möglicher Platzhalter. Was logisch war, denn es gab ja keinen Platzhalter, der Gott gleichwertig gewesen wäre. Es gibt zu Gott nichts Gleichwertiges.

Somit musste jeder Platzhalter zwangsläufig eine geringere Wertigkeit als Gott haben. Damit hatte man aber einiges zur Verfügung, das irgendwie mit Gott in Beziehung stand und einen hohen Wert besaß: den Himmel, den Tempel, die Erde, Jerusalem, das Gesetz …

Diese Möglichkeiten führen irgendwann dahin, dass man bei einer Dose Erbsen schwört oder bei dem Wein, der zum Trankopfer vergossen wird.

Also kam man in die Verlegenheit, festlegen zu müssen, welche Platzhalter für einen Eid zulässig sind.Matthäus 23,16

Das Recht

Wenn man bei Gott schwört, sagt man ja damit, dass Gott mich bestrafen darf, wenn ich lüge. Durch einen Eid auf Gott lege ich mein Leben in Gottes Hand.

Der Eid war im Gesetz extra dafür eingesetzt worden, dass in einer Welt voller Sünde und Bosheit die Wahrheit feststellbar war. Gott hatte den Eid eingesetzt als Mittel gegen Lüge, Gemeinheit und Betrug.

Der Eid war somit bindend, weil Gott hinter dem Eid stand.

Nun ist natürlich klar, dass das Schwören auf eine Dose Erbsen keinen Sinn macht, weil Gott mit der Dose Erbsen nichts zu tun hat. Die Dose Erbsen ist kein Platzhalter für Gott. Wenn ich vor Gericht auf eine Dose Erbsen schwöre oder beim Verkauf eines Regenschirmes bei einer Dose Erbsen schwöre, dass der Regenschirm bestimmte Eigenschaften hat, dann weiß jeder, dass ich lüge.

Aber was ist mit dem Wein, der zum Trankopfer gekauft wurde? Kann der stellvertretend für Gott stehen?

Und weil es nichts gibt, was man nicht für kriminelle Zwecke benutzen kann, hatten die damaligen Theologen eine Platzhaltersystematik erfunden. Wenn man beim Tempel schwor, konnte man problemlos lügen. Wenn man aber beim Gold des Tempels schwor, dann war man an den Eid gebunden, denn das Gold des Tempels war ja extra für Gott geweiht und für Gott gegeben worden, während die Steine der Tempelmauern – naja, da hatte man halt Steine genommen, die grad verfügbar waren.

Oder besser gar nicht?

Das für Christen Unverständliche ist hier, dass Jesus nicht von vornherein fordert, dass man das Schwören überhaupt lassen soll. Hat er doch in der Bergpredigt gesagt. Dann braucht er sich doch hier nicht mit irgendeiner Schwursystematik zu beschäftigen, wenn man ohnehin nicht schwören soll.

An der Tatsache, dass Jesus sich hier dennoch mit der Schwursystematik befasst, sollte man eigentlich erkennen, dass es hier überhaupt nicht um das Schwören geht.

Es geht Jesus auch nicht um den kriminellen Akt, dass man beim Tempel schwört, und der andere denkt nun, man sage die Wahrheit, aber der Andere hat halt nicht verstanden, dass ein Eid auf den Tempel wirkungslos ist und niemanden bindet. Ein Eid auf das Gold des Tempels, der würde die Wahrheit garantieren.

Dass so eine Vorgehensweise schlecht und böse und betrügerisch und gemein ist, erkennt jeder Dorfdepp und jeder Volltrottel. Jesus argumentiert hier nicht auf dem Niveau von Dorfdeppen und Volltrotteln.

Das heißt: Doch, eigentlich schon.

Er nennt die Führer Israels, die diese Unterteilung des Eides unterstützten, in Vers 17 „Narren und Blinde“. Also Dummköpfe und ohne Durchblick. Idioten und Esel.

Die Pizza des Olaf

Wenn Olaf Scholz sich in Berlin eine Pizza bestellt, und er bekommt sie auch geliefert und bezahlt sie. Aber die Pizza ist mit Schinken.

Wenn ich jetzt sage, dass das nicht geht. Weil Schinken, also Schweinefleisch, schlecht für Herrn Scholz sein Herz ist, und außerdem ist Fleisch schlecht für die Klimaneutralität und sehr problematisch für den Tierschutz wegen der Haltung von Schweinen, und als Bundeskanzler muss Herr Scholz Vorbild sein, und darum nehme ich hier in … (setzen Sie ein, wo Sie sich gerade aufhalten) eine Gabel aus der Küchenschublade, um den Schinken von Olaf Scholz seiner Pizza zu entfernen. Danach kann er sie dann ja essen, aber ohne den Schinken.

Wenn Sie jetzt da, wo Sie sich gerade aufhalten, mit der Gabel in der Hand dasitzen und erklären, Sie beabsichtigten, den Schinken von Olaf Scholz seiner Pizza zu nehmen, welche sich in Berlin befindet, dann würde die Mehrheit der Bevölkerung Sie genauso für dumm und dämlich erklären, wie Jesus hier die Führer Israels für dumm und dämlich erklärt.

Denn erstens haben Sie überhaupt kein Recht über diese Pizza. Herr Scholz hat sie bestellt, Herr Scholz hat sie bezahlt. Diese Pizza steht in ihrer Gesamtheit und in jedem ihrer Einzelteile nur Olaf Scholz zu. Er hat bestimmt, dass sie mit Schinken sein soll, und er hat den Schinken auch bezahlt.

Zweitens befindet sich die Pizza X Kilometer von Ihnen entfernt. Sie haben mit Ihrer Gabel überhaupt keinen Zugriff auf die Pizza. Selbst mit einem langen Arm und einer langen Gabel werden Sie den Schinken nicht erreichen.

Zusammengefasst: Ihr Herumfuchteln mit der Gabel zum Zwecke der Beseitigung des Schinkens auf des Bundeskanzlers Pizza ist so dumm, dass es dümmer nicht geht.

Und das ist es, was Jesus hier den Schriftgelehrten erklärt.

Des Eides Pizza

Der Eid ist eine Einrichtung von Gott. Gott hat den Eid in dieser Form erfunden, und Gott hat den Eid mit Kraft und Wirkung ausgestattet.

Es war Gott, der sagte: „Wenn ihr bei meinem Namen schwört, werde ich für die Wahrheit dessen, was ihr sagt, einstehen.“

Gott war es, der mit dem Eid die Verantwortung übernahm, denjenigen, der einen Meineid geleistet hatte, zu bestrafen.

Die gesamte Macht des Eides steht und fällt mit Gott. Wenn Gott bei einem Meineid nicht eingreifen würde, wäre jeder Eid völlig wertlos.

Womit wir wieder bei der Pizza sind. Die Pizza gehört dem Bundesolaf, und wer sie bezahlt, bestimmt auch, ob da Schinken drauf ist. Niemand anderes hat ein Recht, über diese Pizza zu bestimmen.

Matthäus 23,17Der Eid gehört Gott. Seine Funktion ist zu 100% abhängig von Gott. Selbst die Vergebung nach einem aufgedeckten Meineid liegt im Gesetz Israels bei Gott.

Der Einzige, der hier zu strafen oder zu vergeben hatte, war Gott. Und der Einzige, der zu entscheiden hatte, ob ein Eid verbindlich war oder nur formales Gelaber, war Gott. Ob Gott aufgrund eines Eides handelt oder nicht, entscheidet Gott, nicht der Schriftgelehrte.

Der Schriftgelehrte hat das Recht nicht, zu entscheiden, wann Gott zu strafen oder zu vergeben oder den Eid zu ignorieren hat.

Das war die rechtliche Betrachtung.

Aber die Pizza ist eben in Berlin. Recht hin oder her, die Pizza ist aufgrund ihres Aufenthaltsortes meinem Zugriff entzogen.

Der Eid und die Bestimmungen über den Eid liegen im Himmel. Sie sind göttlich. Ich komme da überhaupt nicht dran. Ich kann an dem Eid nicht rumschrauben, denn mein Schraubenzieher ist nicht lang genug.

Darum so dumm

Darum sagt Jesus über die Schriftgelehrten, dass sie Dummköpfe und Kompetenzbefreite sind. Weil sie über eine Sache bestimmen, über die sie weder ein Recht haben noch die Möglichkeit des Zugriffs.

Sie wollen Schinken von einer Pizza nehmen, an die sich überhaupt nicht drankommen! Und sollten sie es doch schaffen, in die Nähe der Pizza zu kommen, würden sie heftig eins auf die Finger bekommen, denn Gott lässt die Schriftgelehrten doch nicht an Dingen herumschrauben, auf die Gott ein hoheitliches Recht hat!

Die Schriftgelehrten bestimmten über etwas, auf das sie gar keinen Zugriff hatten!

Wie dumm kann man sein?

Nicht für die Schriftgelehrten

Nun hat Matthäus diese Aufdeckung eines jämmerlich dümmlichen Verhaltens nicht aufgeschrieben, damit wir uns mit ihm entrüsten können über das geistlose Verhalten der Schriftgelehrten. Oder damit wir uns amüsieren können über diese Leute, die Regelungen bezüglich einer Pizza verkünden, auf die sie überhaupt keinen Zugriff haben.

Sondern Matthäus hat die Aufklärung über so ein dummes Verhalten zu Papier gebracht, weil es sich um ein fortwährendes Problem unter den Gläubigen handelt.

Dass die Gläubigen über die Zutaten einer Pizza bestimmen wollen, die ihnen nicht nur nicht gehört, sondern an die sie auch überhaupt nicht rankommen.

Der Schinken des Heiligen Geistes

Was der Heilige Geist ist, wie er funktioniert und welche Zutaten drauf kommen, das bestimme ich. Paulus hat ja mal gesagt: 1.Kor 14,18

18 Ich danke Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.

Genau Paulus, und dabei belassen wir es auch. Ich brauche dieses Zeug nicht. Wie die Kraft des Heiligen Geistes sich entfaltet, das bestimmen wir. Und ganz egal, lieber Paulus, wie oft du sagst 1.Kor 14,39

39 Daher, Brüder, eifert danach, zu weissagen, und hindert das Reden in Sprachen nicht!

Wir sind 40 Jahre lang ohne Weissagung ausgekommen, und es hat uns nichts gefehlt. Und ganz nebenbei: Ob uns etwas vom Heiligen Geist gefehlt hat oder nicht, das bestimmen ebenfalls wir.

Da könnte man jetzt schon auf die Idee kommen, dass die Pizza in Berlin liegt.

Denn eigentlich ist der Heilige Geist eine souveräne Instanz Gottes, und die haben wir zu nehmen, wie Gott sie an uns heranträgt. Da steht uns eigentlich das Recht nicht zu, den Spinat zu akzeptieren und die Ananas abzulehnen. Der Heilige Geist gehört Gott ganz alleine, und der einzige, der über den Belag zu entscheiden hat, ist Gott.

Eigentumsfragen

Es geht ja das Gerücht, dass das Leben der einzelnen Gläubigen Gott gehört. Paulus, der uns in diesen Fragen ganz gehörig auf den Wecker geht, hat ja sogar gesagt: 1.Kor 6,19-20

19 Oder wisst ihr nicht, dass ihr nicht euch selbst gehört?

20 Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden.

Und Jesus hat ja auch solche Sachen gesagt. Dass man sein Leben verlieren muss, um es zu gewinnen.

Da könnte man also auf den Gedanken kommen, dass die Pizza in Berlin liegt und jemand anderem gehört, aber nicht uns.

Aber wenn die Frage zu klären ist, welcher Belag auf die Pizza kommt, also ob und wohin wir in Urlaub fahren sollen oder was wir mit unserem Ruhestand anfangen sollen, da sind wir klug genug, den, dem die Pizza eigentlich seit unserer Taufe gehört, nicht zu fragen. Da bestimmen wir ganz alleine, dass da Thunfisch draufkommt, und wenn die Pizza dann eigentlich nicht so schmeckt, wie wir uns das vorgestellt haben, irgendwie fade und ziemlich übel nach Fisch, dann reden wir es schön oder suchen einen Schuldigen oder vergleichen uns mit unseren gottlosen Nachbarn, und deren Pizza schmeckt ja auch nicht besser.

Und wenn wir 200.000 Euro übrig haben, die wir schließlich hart erarbeitet haben, dann kaufen wir uns das Blockhaus an dem norwegischen Fjord und fragen nicht denjenigen, dem die Pizza eigentlich gehört. Ist ja schließlich unser Geld.

Gemeinde

Die Gemeinde wird in der Bibel gelegentlich „der Leib Christi“ genannt. Damit ist eigentlich ausreichend formuliert, wem die Pizza gehört und wer über die Zutaten zu entscheiden hat.

Natürlich wir. In der Gemeindebesprechung. Per Mehrheitsbeschluss. Die Mehrheit ist immer klüger und weiser als der Eigentümer der Pizza. Aber die Pizza liegt in Berlin, und wir haben auf die Grundfunktionen von Gemeinde überhaupt keinen Zugriff. Sie gehört Jesus, ganz und gar und mit allen Zutaten.

Und da können wir mit Mehrheit entscheiden, was wir wollen. Jesus wird sich niemals danach richten. Es ist seine Pizza. Oder sein Leib. Auf jeden Fall haben nicht wir und schon gar nicht per Mehrheitsbeschluss zu bestimmen, wie das Ding zu funktionieren hat.

Schlusswort

Das war jetzt einiges über das dritte Wehe von Jesus gegen die Pharisäer.

Mit dem Sie sich aber eigentlich nicht zu beschäftigen brauchen, denn Sie schwören ja nicht und schon gar nicht so.